Politiker und Gastronomen aus Rheinland-Pfalz und Hessen wollen gemeinsam für den Erhalt der Fähre zwischen Nierstein und Trebur kämpfen. Die Appelle zielen speziell gen Wiesbaden.
Nierstein/Oppenheim/Trebur. Die gute Nachricht vorab: Die Fähre zwischen Nierstein und Trebur, sie fährt noch. Davon konnten sich Gerald Kummer und Jochen Engel persönlich überzeugen. Denn auf dem Weg zum Pressetermin in Oppenheim hatten der hessische SPD-Landtagsabgeordnete aus dem Wahlkreis Groß-Gerau und der Bürgermeister von Trebur den Rhein via Schiffsverbindung gequert. Die Sorge, dass der Fährbetrieb vielleicht schon binnen der nächsten Wochen in Konkurs geht, hatte Politiker auf beiden Seiten des Flusses aufgeschreckt und im Rathaus der Verbandsgemeinde Rhein-Selz zusammengeführt. Dort schoss man sich vor allem auf einen Akteur ein: die hessische Landesregierung. Denn die hält ihre Schatulle für die Fähre im Gegensatz zu Rheinland-Pfalz bislang verschlossen.
Zeitgleich angesetzte Straßenbauarbeiten auf beiden Uferseiten haben die Pendlerströme über die Fähre spürbar abebben lassen und den Betrieb in wirtschaftlich schweres Fahrwasser gebracht. 20 Kilometer Umweg müssten Autofahrer auf hessischer Seite auf sich nehmen, um zum Anleger zu gelangen, führte Engel aus: „Das macht natürlich kaum jemand.” Seine Gemeinde und Nierstein trennten nur wenige Kilometer, betonte der Treburer Rathauschef: „Und die Fähre ist das verbindende Element.” Sein Niersteiner Amtskollege Jochen Schmitt (FWG) spannte den historischen Bogen – schon Martin Luther habe einst auf dem Weg zum Wormser Reichstag an jener Stelle den Fluss überquert.
Die Fähre ist unverschuldet durch staatliche Baumaßnahmen in diese Lage geraten. Das muss auch vom Staat ausgeglichen werden.
Ganz so lange gibt es den Fährbetrieb von Cornelia Dries, beim Pressetermin übrigens nicht anwesend, freilich noch nicht. Doch auch ihr Unternehmen sei bereits seit über 40 Jahren „sehr erfolgreich” im Geschäft, wie der Bürgermeister der Verbandsgemeinde Rhein-Selz, Martin Groth (FWG), ausführte. Darauf wies auch der Präsident des rheinland-pfälzischen Hotel- und Gaststättenverbands Dehoga, Gereon Haumann, hin: „Es geht hier nicht um die Rettung eines defizitären Betriebs. Die Fähre ist unverschuldet wegen staatlicher Baumaßnahmen in diese Lage geraten. Das muss dann auch vom Staat ausgeglichen werden.”
Genau das ist auch die Stoßrichtung einer Petition, die der Rhein-Selzer VG-Rat am vergangenen Donnerstag beschlossen hatte und die nun offziell präsentiert wurde. Darin werden beide Länder mit Blick auf die Fähre aufgefordert, „sich zeitnah für deren Erhalt angemessen finanziell zu engagieren”. Zu den Unterzeichnern gehören neben Kummer und Engel die Bundestagsabgeordneten Jan Metzler (CDU) und Tabea Rößner (Grüne), die rheinland-pfälzischen Landtagsabgeordneten Kathrin Anklam-Trapp (SPD) und Pia Schellhammer (Grüne) sowie die Bürgermeisterinnen und Bürgermeister aller 20 Städte und Gemeinden der VG Rhein-Selz. Kummer kündigte an, das Thema bei der nächsten Sitzung des hessischen Landtags am kommenden Dienstag platzieren zu wollen.
„Ohne Fähre gäbe es für uns eine Verschlechterung in vielerlei Hinsicht”, betonte Oppenheims Stadtbürgermeisterin Silke Rautenberg (AL). Ein Zeichen der Solidarität wollen auch die Event-Veranstalter Wolfgang Weyell, René Harth und Markus Appelmann senden. Weyell und Harth organisieren am Sonntag, 21. Mai, den „Park der Genüsse” im Niersteiner Stadtpark – wer hier ein aktuelles Fähr-Ticket vorzeigt, erhält freien Eintritt und von der Stadt ein kostenloses Getränk. Am selben Tag organisiert Appelmann das Rheinradeln zwischen Oppenheim und Worms. Auch hier erhalten Fähr-Nutzer auf dem Oppenheimer Kaufland-Parkplatz ein kostenloses Begrüßungsgetränk. Am Ende könne jeder der Fähre helfen, betonte Groth – durch Mitfahren: „Jede Überfahrt hilft.”