TREBUR - TREBUR. Wie sieht Treburs Zukunft aus und wer gestaltet sie in den nächsten sechs Jahren an der Rathausspitze mit? Diese Fragen beschäftigen Bürger der Großgemeinde vor der Bürgermeisterwahl am 27. Januar. Antworten zu zentralen Themen gaben die drei Kandidaten Constantin Mussel (CDU), Oliver Görlich (SPD) und Jochen Engel (FW) bei einer Podiumsdiskussion dieser Zeitung am Mittwochabend im Treburer Eigenheim.
Nachdem sich die Turbulenzen aufgrund der begrenzten Anzahl von Sitzplätzen (weiterer Bericht auf der Seite 9) gelegt hatten, stiegen die Redakteure Daniel Baczyk und Detlef Volk inhaltlich gleich mit einem Thema ein, das ganz oben auf dem Wunschzettel vieler Bürger steht: Die Treburer Ortsumgehung.
"Wir müssen endlich ins Handeln kommen", betonte Jochen Engel. Er forderte mehr Tansparenz, Gespräche mit Anwohnern, Nabu und Grundstückseigentümern. Um Bürger schon jetzt zu entlasten, müsse die Wiederverfüllung des Kiebertsees gestoppt, der LKW-Verkehr gezielt gelenkt und das Logistikzentrum in Geinsheim stärker in die Pflicht genommen werden, beispielsweise um Parkplätze und Sanitärräume für LKW-Fahrer bereitzustellen.
Das Thema Verkehr habe "oberste Priorität", sagte Constantin Mussel. Als Sofortmaßnahme forderte er harte LKW-Kontrollen. Er würde im Bauamt eine verantwortliche Stelle für das Straßenbauprojekt schaffen und einen Bürgerdialog starten. Diese Ideen formulierte auch Oliver Görlich zum "Top-Thema" Umgehung. Zudem müsse der großflächige Kiesabbau gestoppt werden, um die Verkehrsbelastung zu reduzieren. Der Bau des Logistikzentrums in Geinsheim sei ein großer Fehler mit "desaströsen" Folgen gewesen. Dem CDU-Vorsitzenden Mussel warf Görlich vor , die Christdemokraten hätten trotz parlamentarischer Mehrheit und Bürgermeisterposten für die Umgehung viel zu wenig getan. Interessenverbände wie der Nabu seien nicht eingebunden worden. Mit den Worten "Ich bin nicht Carsten Sittmann" ging Mussel auf Distanz zum amtierenden CDU-Bürgermeister. Man müsse nun strategisch an die Sache herangehen.
DIE KANDIDATEN
Jochen Engel (29, FW) "brennt" für seine Heimatgemeinde, will Dinge gemeinsam anpacken, kreativ sein. Der Verwaltungsbetriebswirt ist in der Beratung von Kommunen tätig.
Oliver Görlich (39, SPD) will "frischen Wind" nach Trebur bringen. Der Diplom-Verwaltungswirt will einen "neuen politischen Stil prägen."
Constantin Mussel (31,CDU) ist in Trebur "vernetzt und verwurzelt". Der Gymnasiallehrer will Kompromisse herbeiführen und politsche Erfahrung einbringen. (fri)
In Angriff nehmen würden die drei Kandidaten auch notwendige Brückensanierungen. Mussel forderte eine Prioritätenliste und ein Investitionsprogramm für die nächsten zehn Jahre. Für den maroden Riedweg stellt sich Oliver Görlich eine Umwidmung als Fahrradstraße vor. Diese gebe nicht nur Rädern Vorrang, sondern könne mit Landeszuschüssen saniert werden.
Handlungsbedarf sehen die Kandidaten beim Thema Wohnraumschaffung im Zuzugsgebiet Rhein-Main. Jochen Engel erkennt Flächenpotenziale im Astheimer Gärtnereiweg. Er kritisierte zugleich seit Jahren leer stehende gemeindeeigene Wohnungen. Constantin Mussel sah außerdem Entwicklungspotenzial im Bereich der Carlo-Mierendorff-Straße. Er regte an, neuen Wohnraum im Bestand zu schaffen.
Zugleich legte das Kandidaten-Trio Bekenntnisse für den Erhalt von Eigenheim, Heimatmuseum und Feuerwehrstandorten in den Ortsteilen ab. Mussel forderte eine bessere Auslastung des Eigenheims, beispielsweise mit Firmenveranstaltungen und eine stärkere Herausstellung der historischen Bedeutug der Pfalz. Oliver Görlich schlug vor, durch die Ermöglichung von Trauungen im Museumshof zusätzliche Einnahmen zu generieren. Während er eine stärkere Förderung der Gesellschaft Heimat und Geschichte in Aussicht stellte, warnte Jochen Engel vor finanziellen Zusagen. "Wir müssen alle gleich halten", sagte er und erntete dafür eine der stärksten Beifallsbekundungen des Abends.
Schließlich sind die knappen Finanzen eines der drängendsten Probleme Treburs. Durch Ansiedlung von "gutem Gewerbe" und die Schaffung von Wohngebieten will Mussel mehr Einnahmen aus Gewerbe- und Einkommenssteuer erzielen. Görlich plädierte zudem für eine solidere Finanzplanung. Engel warnte vor "Instandhaltung auf Pump" als falsch verstandenes Sparen. Realistischerweise könne man eine Senkung der Grundsteuer nicht versprechen, sagte Engel. "Das wäre unseriös", fügte Görlich hinzu. Und so bleibt dieser Wunsch wohl bis auf Weiteres unerfüllt.