Die Vorbereitungen für einen rund dreijährigen Segeltörn laufen auf Hochtouren. Im Mai werden endlich die Segel gesetzt.
TREBUR. Christina Wolf (33) und Kevin Hirsch (37) zählen die Sekunden, bis sie mit ihren beiden Zwillingssöhnen Robin und Timo in See stechen können. In etwa drei Monaten ist es soweit, dann starten sie gemeinsam zum wohl größten Abenteuer ihres jungen Lebens. Mit dem Zwölf-Meter-Segelboot SY Serenitiy starten sie am 11. Mai von Lorient in der Bretagne zu einer drei- bis vierjährigen Weltbesegelung.
Noch ist das Quartett in seiner Wohnung in Trebur zu finden. Doch überall stehen Umzugskisten herum. Was nicht benötigt wird, kommt weg. „Der Fernseher ist schon verkauft“, erklärt Christina Wolf.
Die Zelte in Trebur werden komplett abgebrochen, die Wohnung neu vermietet. In die Bretagne zum Boot wird nur mitgenommen, was für den Trip benötigt wird.
Entschluss fällt vor einem Jahr
Im April steigt die Spannung weiter, dann geht der Countdown in die Endphase. Mit dem gesamten Gepäck wird zum Segelboot übergesiedelt und zu letzten Testfahrten unter realen Bedingungen gestartet.
Den Entschluss zur großen Reise haben sie vor genau einem Jahr gefasst, als sie auf der Messe „Boot“ in Düsseldorf ein Blauwasserseminar besuchten. Im März wurde dann das Boot gekauft. Zunächst stand noch die Frage im Raum, ob jetzt aufgebrochen wird oder erst im Rentenalter. „Das müssen wir jetzt machen, sonst bereuen wir das ein Leben lang“, sagt Wolf. Eine Bekannte sei im Alter von nur 39 Jahren gestorben, sie selbst fast nach der Geburt der Söhne. Da werde das eigene Weltbild überdacht, sagt Hirsch.
Außerdem merkten der IT-Berater und die Journalistin, dass sie ihre beiden knapp dreijährigen Jungs fast nur am Wochenende sehen. „Unsere Ambition ist es nicht, die Welt zu umsegeln, sondern Zeit mit den Kindern zu verbringen“, sagen beide.
Um sich auf die Weltbeseglung vorzubereiten haben die beiden ambitionierten Segler nicht nur diverse Segelprüfungen abgelegt, sondern der ganzen Familie einen rundum Impfschutz verpasst.
Um das Schiff für den langen Törn vorzubereiten, wurde im vergangenen Sommer der Urlaub genutzt. „Da zeigt sich, was im täglichen Betrieb stört“, erzählt Christina Wolf. Den Kindern hat es jedenfalls gefallen, sie sind begeistert vom Segeln und dem Familienboot. Auf den Namen „Serenity“ fürs Boot ist die Familie übrigens bei einer Autofahrt gekommen. „Gelassenheit, Heiterkeit, Gleichmut – das passt zu uns, unserer Lebenseinstellung, Familie und Geschichte“, erzählen sie. Bei all diesen Vorbereitungen sei sie tatsächlich viel gelassener geworden, sagt Wolf. „Ich habe gelernt, Probleme anzugehen, wenn sie auftauchen, und nicht an Übermorgen zu denken.“
Was aber trotzdem die entsprechende Vorbereitung bedingt. So wurden Erste-Hilfe-Kurse besucht, die weit über das üblicherweise vermittelte Wissen hinausgehen. Im Notfall müssen sie auch größere Verletzungen versorgen können, bis Hilfe erreichbar ist. Gelernt haben sie, sich Spritzen zu geben. Und per Funk einen Arzt zu konsultieren, der ihnen weiter hilft.
Gedanken haben die Abenteurer sich auch über die Verpflegung gemacht. So sei es besser, Körner statt gemahlenes Mehl mitzunehmen, da es haltbarer sei, nennt Wolf ein Beispiel. Und im März werde noch ein besonderes Piraten-Präventionstraining absolviert.
Die Route wird von Frankreich nach Marokko, zu den Kanaren und Kapverden führen. Im November geht es über den Atlantik in die Karibik. Durch den Panama-Kanal wird es weiter nach Neuseeland und Australien gehen. Weil es dort keine Werften für kleine Segelboote gibt, soll die „Serenity“ in Australien verkauft werden. Die Familie will dann nach Hause zurückfliegen.
Für die Familie werden nur die Pazifik- und Atlantiküberquerungen lang sein. „98 Prozent der Zeit werden wir in Küstennähe verbringen“, sagt Hirsch. Und falls es nichts wird mit den „langen Schlägen“, „dann bleiben wir drei Jahre in Griechenland“, fügt er an.