TREBUR - Intensivklassen (IK) sind ein verpflichtendes Angebot für alle schulpflichtigen Neuankömmlinge. Dazu gehören auch die jugendlichen Flüchtlinge, die teilweise ohne Familie den Weg nach Deutschland gefunden haben. An der Mittelpunktschule (MPS) gab es in diesem Schuljahr zwei Intensivklassen mit jeweils 16 Kindern.
Von Akzeptanz oder gar Integration sei da aber keine Spur gewesen, erklärt der stellvertretende Schulleiter Jens Lang. Auf dem Schulhof hätten sich beide Gruppen ablehnend gegenüber gestanden, Kontakt gab es nicht. Während sich die Flüchtlingskinder über die Ausgrenzung beschwerten, fühlten sich die anderen MPS-Schüler belästigt.
Das hat sich mit dem Pilotprojekt des Kultusministeriums schlagartig geändert, freut sich Lang. Gestern gab es in der Schule die Abschlussveranstaltung zum kreativtherapeutischen Pilotprojekt in den Intensivklassen.
Zunächst haben die IK-Schüler zusammen mit Projektleiterin Ina Stoppels ihre Flüchtlingsgeschichte anhand von Kunstobjekten aufgearbeitet. Sie durften dabei ihr Haus oder die Wohnung nachbauen und zeigen, was sie vor der Flucht in ihrer Heimat gemacht haben.
Bei der Präsentation gestern wurden die IK-Schüler, die alle zwischen zwölf und 16 Jahre alt sind, auf vier verschiedene Räume verteilt. Ihre Schulkameraden besuchten die Präsentationen im Wechsel. „Im Kunstprojekt konnten die Kinder andere Ausdrucksformen finden, die nichts mit Sprache zu tun haben“, erzählt Stoppels. Die Familie von Milad (14) aus Afghanistan wurde von den Taliban bedroht. Er flüchtete mit Mutter und Geschwistern hierher und erzählte nun vom Wohnhaus und seinem Lieblingsspielzeug. Die Verständigung funktioniert inzwischen sehr gut, da die Kinder große Fortschritte beim Deutschlernen gemacht haben. Sie kommen nach den Sommerferien in die Regelklassen, erklärt Lang.
Osama berichtet über sein Leben im Irak
Osama (13) aus dem Irak ist nur mit seinem Cousin die Flucht geglückt. Er erzählt auch von seinem früheren Leben, und die Mitschüler fragen nach Haustieren. Aber auch, seit wann er mit dem Krieg leben muss. „Jeder hatte andere Ideen. Gestaltet wurde, was an die Heimat erinnert“, erzählt Stoppels weiter. Das Pilotprojekt im Schulamtsbezirk Groß-Gerau und Main-Taunus wurde von Schulräten begleitet und unterstützt. Der Erfolg sei überwältigend, meint Lang und hofft, dass dieses Projekt weiter an den Schulen angeboten wird.
Die MPS will jetzt noch einen Schritt weiter gehen und „Schule ohne Rassismus“ werden. Die Vereinbarung müssen mindestens 70 Prozent aller Schüler unterschreiben. Ziel ist es, bewusster mit dem Thema umzugehen. Außerdem muss jährlich ein Projekt veranstaltet werden. Zum Abschluss des Pilotprojekts gab es ein Plenum, in dem auch „Schule ohne Rassismus“ vorgestellt wurde.