Landwirt Ludwig Schrimpf baut seit 2018 Hanf an. Nicht wenige denken dabei an illegale Plantagen im Verborgenen, doch die Wirklichkeit auf dem Acker sieht anders aus.
TREBUR. Ludwig Schrimpf ist Landwirt aus Geinsheim. In seiner Freizeit ist der 34-Jährige sportlich gekleidet, ganz anders, als wenn er auf dem Traktor sitzt. Doch wenn er eine Antwort auf die Frage gibt, was er denn so anbaut, erntet er erst recht große Augen. „Ich baue nämlich Hanf an.“ Hanf anbauen? Nicht wenige denken dabei an illegale Plantagen im Verborgenen, denken an „Gras“ oder „Stoff“, denken an Joints. „Damit werde auch ich konfrontiert, und manchmal nervt das schon“, schmunzelt der Geinsheimer und deutet auf seinen Hanf, der außerhalb vom Ortsteil Hessenaue wächst. Eine äußerlich eher unscheinbare Pflanze, völlig legal selbstverständlich, weil – ebenfalls selbstverständlich – daraus kein „Gras“ verarbeitet wird, gar nicht verarbeitet werden kann.
„Unser Hanf wird zu Ölen, Tee oder auch zu Hanfmehl als Viehfutter verarbeitet. Außerdem vermarkten wir den Samen.“ Und diese Produkte haben alle weniger als 0,2 Prozent THC (Tetrahydrocannabinol). „Unsere Produkte sind sogar nahezu THC-frei.“ Sie sind damit in Deutschland legal und fallen nicht unter das Betäubungsmittelgesetz.
Bei Ludwig Schrimpf lohnt es sich, ganz vorne anzufangen. Zur Welt kam er in Groß-Gerau, aufgewachsen ist er in Geinsheim auf dem elterlichen Hof. „Eigentlich wollte ich nicht Landwirt werden, sondern Steuerfachangestellter.“ Schließlich entschloss er sich doch, Landwirtschaft zu studieren. Das Studium führte ihn zunächst nach Freising, dann nach Bernburg an der Saale. Und schließlich wurde Ludwig Schrimpf doch Landwirt, der den elterlichen Hof bewirtschaftet, auf dem unter anderem Zuckerrüben, Gerste und Getreide angebaut wird. Gelernt hat der 34-Jährige von seinem Vater und seinem Großvater, dass man in der Landwirtschaft langfristig denken muss – auch wegen des Klimawandels, der sich in diesem Jahr beispielsweise in einer langen Dürre mehr als deutlich gezeigt hat. „Soja ist daher eine Frucht der Zukunft, weil sie mit den Folgen des Klimawandels sehr gut zurechtkommt.“ Seit 2012 wird auch bei Familie Schrimpf Soja angebaut.
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Zudem setzt Ludwig Schrimpf grundsätzlich auf Nachhaltigkeit. „Es ist unser Anliegen, ohne Kunstdünger auszukommen, wassersparend zu arbeiten und die Maschinenstunden auf ein Minimum zu reduzieren, um einen möglichst geringen CO2-Fußabdruck zu generieren“, bekräftigt er. Gedüngt werde mit Kompost und Grünschnitt.
Durch Zufall ist Ludwig Schrimpf auf Medizinal-Cannabis aufmerksam geworden. Dabei zündete in ihm die Idee, es mit Hanf zu probieren, was denn auch im Jahr 2018 umgesetzt wurde. „Mein Vater war zunächst skeptisch, hat mir aber freie Hand gelassen.“ Die ersten Jahre seien „gar nicht mal so schlecht“ gelaufen, resümiert der innovative Landwirt.
Für dieses Jahr zieht Ludwig Schrimpf für den Hanf ein durchwachsenes Fazit: „Wir haben gute Erträge, obwohl wir nicht gedüngt und nicht gewässert haben.“ Allerdings stelle der Hanf derzeit lediglich eine Bereicherung für die Fruchtfolge dar. Expandieren wolle er damit angesichts des heiß umkämpften Marktes erst einmal nicht, die Kapazitäten eher zurückfahren. Später präsentiert er einen Raum, der an ein Labor erinnert. Und sofort kommen Assoziationen hoch: Drogenlabor. „Wenn ich als Hobby hier Bier brauen würde, würde keiner auf solch einen Gedanken kommen“, gibt Schrimpf zu bedenken. Vor drei Jahren geriet sein Betrieb unfreiwillig in die Schlagzeilen, als ein Versuchsfeld für hochwertigen Nutzhanf von Dieben heimgesucht wurde. Vermutlich haben die Langfinger den Hanf für die Sorte gehalten, mit der man schnell viel Geld machen oder high werden kann.
Hanfbast zu Heizpellets: Markt der Zukunft?
Mit der Gründung der Firma Meflotec (Medical Flora Technologies) GmbH vor zwei Jahren schuf Ludwig Schrimpf zusammen mit seiner Geschäftspartnerin Sarah Linde die Basis der Direktvermarktung seiner Hanfprodukte. „Selbstverständlich werden wir streng kontrolliert“, bekräftigt der Geinsheimer und verweist darauf, dass aus seinem Betrieb Proben entnommen werden und dass jede einzelne Ernte erst genehmigt werden muss.
Eines hat Ludwig Schrimpf zuletzt feststellen müssen: „Der Markt ist hart umkämpft.“ Dabei sei er aber auch ausbaufähig. „Die Verarbeitung von Hanffasern steckt beispielsweise noch in den Kinderschuhen.“ Zudem sieht Ludwig Schrimpf in der Verarbeitung des Hanfbast zu Heizpellets einen Markt der Zukunft. „Die Heizwerte stimmen nämlich.“ Angesichts der Entwicklungen auf den Energiemärkten könnte dieser Rohstoff durchaus eine Alternative zu den inzwischen ebenfalls teurer gewordenen Holzpellets darstellen.