Gemeinde Trebur ehrt den letzten Bürgermeister der einst selbstständigen Gemeinde Hessenaue.
Von Manuela Wittkamp
Wo die Feste auf der Hessenaue gefeiert werden, wird jetzt auch an Wilhelm Heyl erinnert.
(Foto: Vollformat/Volker Dziemballa)
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HESSENAUE - Seit Donnerstagabend hat die Hessenaue nicht nur drei Straßen, sondern auch einen Platz, den „Bürgermeister-Willi-Heyl-Platz“. Er befindet sich in der Mitte des Ortes, wo Jahr für Jahr die Kerb gefeiert wird und andere Feste die Menschen zusammenbringen. Genau wie dieser Platz brachte auch Wilhelm „Willi“ Heyl die Bürger der Hessenaue und ihre Freunde zusammen. Er war von 1972 bis 1977 der letzte Bürgermeister der eigenständigen Gemeinde Hessenaue. „Mit zehn zu fünf Stimmen konnte er die Wahl für sich entscheiden“, berichtet Bürgermeister Carsten Sittmann (CDU). Durch die Gebietsreform im Jahre 1977 wurde der Ort in die Großgemeinde Trebur eingegliedert.
Vor etwa 45 Bürgern erinnerte Sittmann an Wilhelm „Willi“ Heyl, der für ihn und viele Hessenauer zeitlebens als Symbol der Hessenaue galt. Deswegen stand es für Sittmann fest, dass er noch in seiner Amtszeit den Beschluss der Gemeindevertretung umsetzen würde und dem Kerweplatz einen Namen zu geben. „Manche Leute haben einen Titel Zeit ihres Lebens. Willi Heyl war der Bürgermeister der Hessenaue, obwohl er schon Jahre nicht mehr im Amt war“, erinnert sich Sittmann an den Hessenauer SPD-Politiker. Insgesamt sei für den Bürgermeister und den Menschen Willi Heyl das Allgemeinwohl wichtiger als sein eigenes Auskommen gewesen.
Heyl war Landwirt und konnte sich mit großem Wissen und Sachverstand für „seine“ Hessenauer, von denen die meisten auch Landwirte waren, einsetzen. Erfahrungen in der Verwaltung des Ortes sammelte er seit 1960 als Gemeindevertreter. Wann seine Freundschaft mit dem Landrat Willi Blodt aus Wolfskehlen begann, ist nicht überliefert, aber diese Freundschaft zwischen den landwirtschaftlich geprägten Männern hat beiden geholfen.
ZUR PERSON
Wilhelm Heyl wurde 1927 in Richen, einem Stadtteil von Groß-Umstadt, geboren. In Otzberg machte er seine Ausbildung zum Landwirt. Während des Krieges zog er mit seinen Eltern nach Lothringen, bevor er wieder nach Richen zurückkehrte. 1949 zog er nach Hessenaue. 1955 heiratet er Katharina und bekam mit ihr fünf Töchter. Das Paar kauft schließlich einen Hof in der Rheinstraße.
Von 1960 bis 1972 war er als Gemeindevertreter der Gemeinde Hessenaue ehrenamtlich aktiv. 1972 wurde Heyl zum Bürgermeister gewählt und blieb bis 1977 im Amt. Von 1993 bis 1997 war er nochmal Gemeindevertreter für Trebur. Am 8. April 2018 starb Heyl. (mak)
Persönliche Erinnerungen mit „Willi“ scheint fast jeder zu haben: „Nach unserem Polterabend kam der Willi jedes Mal angerannt, wenn wir eine neue Rolle abgeladen haben“, lacht eine Hessenauerin. „Das Dach von der Friedhofskapelle haben die Hessenauer selbst gedeckt“, erinnert sich eine andere Hessenauerin.
Den Bau der Friedhofskapelle war eine der letzten Dinge, die der damalige Bürgermeister in seiner Amtszeit in die Wege geleitet hatte. „Er hat das schlau eingefädelt,“ schmunzelt Sittmann, „er hat die Pläne gemacht, dann kam die Gebietsreform, und die Großgemeinde hat bezahlt.“ Dass das ehemalige Schul- und Rathaus zum Dorfgemeinschaftshaus mit Wirtschaft umgebaut werden konnte, war auch sein Verdienst. Nachdem die einzige Hessenauer Wirtschaft geschlossen hatte, brauchten die Hessenauer wieder einen Ort, um ihre Gemeinschaft zu pflegen. Sein einmaliges Engagement wurde 1996 mit dem Titel „Ehrengemeindevertreter“ gewürdigt. Das letzte Mal öffentlich in Erscheinung trat er beim 75. Jubiläum der Hessenaue, wo er eine bewegende Rede hielt.
„Ich kann stolz auf meinen Vater sein,“ gibt seine Tochter Carola mit Blick auf das neue Schild zu. Sie war eine der Nachfahren Heyls, die den Weg auf den Platz fand. Außer denen, die Heyl persönlich über mehrere Jahre begleiten durften, nahmen auch die aktuellen Kerweborsch und Kerwemädel an der Einweihung des Platzes teil.