Auf seiner Reise ins Technikmuseum Speyer schippert U17 auch durch den Kreis und passiert unter anderem Ginsheim, Kornsand und Gernsheim.
Kreis Groß-Gerau. Das haben die vielen Schaulustigen wohl auch noch nicht gesehen: ein U-Boot, das den Rhein entlang schippert, oder vielmehr entlang geschippert wird. Das Ziel: das Technikmuseum Speyer.
Nach der Demilitarisierung im Marinearsenal von ThyssenKrupp in Kiel, wurde das historische U-Boot U17 mit einem Spezialkran verladen und über die Ostsee und Nordsee in den Rhein gebracht. Am 17. Mai soll es im Naturhafen Speyer ankommen, für den 21. Mai ist der Straßentransport ins Technikmuseum geplant.
U-Boot startete morgens in Mainzer Zollhafen
Auf seiner Reise passierte U17 – verladen auf einem hochsee- und flusstauglichen Ponton, der von einem Transportschiff geschoben wird – am Dienstag den Kreis Groß-Gerau. Gegen 8 Uhr startete es am Zollhafen in Mainz, knapp eine Stunde später passierte U17 die Mainspitze und die historische Schiffsmühle. Gegen 10 Uhr war das Boot im Bereich Nierstein und Kornsand, um am Mittag Gernsheim zu erreichen.
Für das Technikmuseum Speyer ist die Reise ein logistischer Kraftakt. Das Museum bekommt nicht zum ersten Mal so ein großes Exponat, das mit großem Aufwand an seinen Bestimmungsort transportiert werden muss. Dabei ist Speyer nicht einmal der endgültige Bestimmungsort, denn dort wird das U-Boot ein Jahr lang umgebaut, ehe es erneut auf die Reise geht: über den Rhein und Neckar nach Haßmersheim. Dort wird es auf einen Tieflader verladen und ins Technikmuseum Sinsheim gebracht. Rund 100 Tonnen an Batterien müssen in der Speyrer Werkstatt zunächst aus dem Unterseeboot ausgebaut werden, um das Gewicht für einen straßentauglichen Transport zu reduzieren. Rund ein Jahr wird dafür veranschlagt, somit wird U17 voraussichtlich erstmals Mitte/Ende 2024 in Sinsheim der Öffentlichkeit präsentiert werden.
„Das wird ein Transport an der Grenze zum Machbaren“, sagte der Präsident der Technik Museen Sinsheim und Speyer, Hermann Layher, schon im Vorfeld. Er ist stolz darauf, ein besonderes Exponat für die Ausstellung bekommen zu haben. Denn U17 war das erste U-Boot in amerikanischen Gewässern seit dem Zweiten Weltkrieg und das erste seit 1916, das in Baltimore (USA) festmachen durfte.
Entsprechend viele Schaulustige zog der Transport am Dienstag an die genannten Stellen am Rhein. Schon an der Mainspitze und der historischen Schiffsmühle standen die Zuschauer mit ihren Handys und Kameras, um die Fahrt für die Nachwelt festzuhalten. „Ich war auch beim Transport des Space Shuttles hier am Rhein. Das ist schon sehr beeindruckend und erlebt man nicht häufig“, erklärte Doro Himming aus Mainz, die sich gegenüber der Schiffsmühle postiert hatte. Quasi die ganze Wasserstraße entlang standen Schaulustige an beiden Seiten des Stroms, um einen Blick zu erhaschen. Ganze Schul- und Kindergartengruppen waren nach Nierstein gekommen, warteten aber vergeblich auf die angekündigte Gruppe von U-Bootfahrern. „Wir haben sie heute aus organisatorischen Gründen im Beiboot untergebracht“, erklärte ein Vertreter des Museums diese Planänderung. Eine Extrarunde drehte die Fähre „Landskrone“, als U17 die Stelle zwischen Kornsand und Nierstein passierte. Alle Nutzer der Fähre hatten so einen guten Blick aus der Nähe, denn die „Landskrone“ fuhr parallel zum Transportschiff und drehte sogar um, ehe sie Nierstein ansteuerte. Und auch in Gernsheim bei der Fähre „Helene“ sowie auf dem Rheindamm bei Guntersblum war das Gedränge groß. In Gernsheim hatten sich sehr viele Menschen im Hafen eingefunden, darunter viele Kindergartengruppen und Schulklassen, um vom Rheindamm und der Fähranlegestelle den seltenen Anblick eines U-Boots auf dem Rhein zu genießen.