Professor Thomas Thiessen vom Kompetenzzentrum Mittelstand 4.0 (links) und Eric Nürnberger, Fischmaster-Geschäftsführer, berichteten über Möglichkeiten der Digitalisierung. Foto: Vollformat/Marc Schüler
( Foto: Vollformat/Marc Schüler)
Jetzt teilen:
Jetzt teilen:
HESSENAUE - Mit der Informationsveranstaltung „digital_real“ hat die Industrie- und Handelskammer (IHK) bei Eric Nürnberger offene Türen eingerannt. Bei der Veranstaltung des Mittelstand 4.0-Kompetenzzentrums Darmstadt haben drei kleine Unternehmen aus der Region berichtet, wie sie die Digitalisierung vollziehen und was ihnen dieser Veränderungsprozess brachte. Einer davon war Nürnbergers Fischmaster IP-Services, in dessen Räumen auf der Hessenaue die Veranstaltung auch stattfand.
Über die Resonanz der Veranstaltung zeigte sich der Fischmaster-Geschäftsführer und IT-Experte selbst erstaunt. Vorträge mit Referenten aus der IT-Branche mussten schon mangels Interesse abgesagt werden, jetzt fanden sich knapp 100 Besucher ein. Die Resonanz war wohl vor allem den Referenten geschuldet, die alle aus dem Mittelstand kamen und von ihren Erfahrungen berichteten.
Die Digitalisierung sei eine „ganz große Chance für den Mittelstand, zu wachsen“, sagte Christian Marth vom Kompetenzzentrum. Die vorgestellten Beispiele, in Zusammenarbeit mit der Technischen Universität Darmstadt, zeigten das breite Spektrum: Von kleinen Anwendungen für wenige hundert Euro bis zu Komplettanlagen.
Die Digitalisierung im Betrieb voranzutreiben, sei wichtig, denn Deutschland hinke hier im Europavergleich hinterher, sagte Thomas Thiessen von der Mittelstand 4.0-Agentur. So sei es gar nicht so leicht gewesen, entsprechende Betriebe für die Vorträge zu finden. Mit Fischmaster zeige sich, dass Digitalisierung überall möglich sei. Er hätte nicht gedacht, dass sich hier ein Vorreiter in diesem Bereich finde, sagte er.
Das 2013 gegründete Unternehmen hat sich auf die Zucht von Zandersetzlingen spezialisiert. Zum Geschäftsfeld gehören inzwischen neben dem Handel mit Besatzfischen ein Hofladen, Biergarten mit Imbiss, Gastroservice und Online-Shop für Frischfisch. Angefangen habe alles in seiner Garage, berichtete Nürnberger. Der passionierte Angler sah in der Fischzucht eine Möglichkeit, sein Hobby zum Beruf zu machen. Da bot sich die Verbindung zum Beruf als IT-Spezialist an.
Mit dem Smartphone die Anlage kontrollieren
Die komplette Anlage werde digital gesteuert, erzählte er. Rund 1000 Sensoren überwachten, Licht, Temperatur, Wärme, steuerten Sauerstoffzufuhr und Heizung. Die Anlage sei dabei vom Tablet oder Smartphone zu kontrollieren. „Wir versuchen immer wieder, selbst bei uns einzudringen“, ging Nürnberger auch auf die Sicherheit ein. Die Sicherheit sei bei der Digitalisierung die Basis, damit müsse es anfangen.
Dabei dürfe die Abschottung aber nicht soweit gehen, dass Kunden oder Lieferanten nicht mehr mit eingebunden werden könnten. Denn genau darum handele es sich bei Mittelstand 4.0: Die eigenen Daten gezielt für andere zu öffnen, erklärte Thiessen. Während und nach den Vorträgen entwickelte sich eine angeregte Diskussion.