TREBUR - Prägende Ereignisse eines Tages hält Anette Welp jeden Abend in einem Tagebuch fest. Schon seit Jugendtagen. Aus diesen Erinnerungen sind bereits mehrere Bücher entstanden.
In den vergangenen Monaten gab es prägende Ereignisse, die Anette Welp besonders berührt haben. Erst der Tod ihres Vaters, dann der Tod einer guten Freundin und schließlich der Tod eines engen Bekannten. Ihre Trauer, aber auch ihre Hoffnung hat Anette Welp in Worte gefasst. Herausgekommen ist ein kleiner Band mit nur wenigen Seiten.
Ideale Beigabe zu Trauerbekundungen
„Mein Mensch stirbt“, hat sie das Buch übertitelt. Es soll zum Nachdenken anregen, aber auch Mut und Trost in scheinbar ausweglosen Situationen spenden. Die 55 Jahre alte Pressesprecherin und Frauen- und Gleichstellungsbeauftragte der Treburer Gemeindeverwaltung, sieht ihr kleines Heftchen als ideale Beigabe zu Trauerbekundungen.
Ihr Vater sei lange krank gewesen. Immer wieder habe die Mutter angerufen und gesagt, er liege im Sterben. Doch der Vater wollte so schnell nicht gehen. Die Tochter hat auch diese Phase schon in einem Buch festgehalten. Besonders die letzten zehn Tage des Lebens ihres Vaters haben sich bei ihr eingeprägt. Diese Zeit verbrachte sie fast ununterbrochen an dessen Bett, hatte noch gute Gespräche mit ihm.
„Sterben öffnet auch eine Tür“, sagt sie rückblickend. Ihre Gefühle und Emotionen jeden Tag in ihr Tagebuch zu schreiben, habe ihr in dieser Situation viel geholfen. „Ich habe den ganzen Seelenschmerz und auch den Zorn reingeschrieben“. Als dann noch zwei weitere liebe Menschen gestorben sind „hat das mich sehr durchgeschüttelt“. Dass aus all diesen Emotionen nun ein kleines Büchlein geworden ist, befriedigt Anette Welp. Sie hofft, damit anderen Menschen in ähnlichen Situationen helfen zu können. „Man ist nicht mehr alleine“.
Anette Welp hat im Alter von zwölf Jahren begonnen, Geschichten zu schreiben. Zunächst hat sie aus der Tageszeitung Artikel ausgeschnitten und Kommentare dazu geschrieben. Im Jahr 2000 entstand ihr erstes Buch. Nachdem der Verlag, in dem sie damals publizierte, aufgegeben wurde, hat sie ihren eigenen Verlag gegründet. „Augen-auf-Verlag“ hat sie ihn genannt. So, wie sie täglich durch ihr Leben geht. Anette Welp schreibt vor allem Kurzgeschichten und Lyrik. „Ich schreibe nicht nur über schöne Dinge, sondern über alles, was mich berührt“.
In Paderborn geboren und in Köln aufgewachsen, kam sie vor 20 Jahren nach Trebur. „Das war Liebe auf den ersten Blick“, beschreibt sie das Verhältnis zu ihrem Wohnort.
Neben dem Schreiben malt sie auch gelegentlich, denn eine gute Freundin ist Malerin. Oft begleitet sie diese Freundin zu deren Ausstellungen, in denen sie dann aus einem ihren Bücher liest. Bisher hat sie in ihrem Verlag nur eigene Werke publiziert, kann sich aber durchaus vorstellen, auch mal Werke anderer Schriftsteller zu verlegen.