Nico Klaes und Veronika Blang haben ein freiwilliges ökologisches Jahr auf dem Kühkopf absolviert. Foto: Vollformat/Alexander Heimann
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STOCKSTADT - In ruhiger Idylle liegt das Hofgut Guntershausen im Sonnenlicht dieses Sommervormittages. Die großen Glastüren zur Ausstellung „Mitten im Fluss“ des Umweltbildungszentrums Schatzinsel Kühkopf (UBZ) sind noch verschlossen – sie öffnen sich werktags erst am Nachmittag und ausnahmsweise gibt es auch keine Sonderführungen für Kindergartenkinder oder Besuchergruppen. Ganz ausgestorben ist das Hofgut dennoch nicht: Aus den geöffneten Fenstern im obersten Stock des Nordflügels dringt leises Stimmengewirr, dort wird gerade getagt. „Das liebe ich gerade an der Arbeit hier. Sie ist unglaublich abwechslungsreich und hat ganz viele verschiedene Aspekte. Wenn wir wollen und es die Zeit erlaubt, können wir auch an Sitzungen und Tagungen teilnehmen“, sagt Veronika Blang mit Blick auf den Sitzungsraum und ihr Kollege Nico Klaes nickt zustimmend.
Vielfalt des Angebots hat überzeugt
Die beiden 19-Jährigen absolvieren ein Freiwilliges Ökologisches Jahr (FÖJ) am UBZ, das sich gerade dem Ende nähert und blicken mit Begeisterung zurück auf ein ganz besonderes Jahr. „Ich kannte das Gebiet hier schon und fand es toll. Und ich fand es toll, dass man hier auch wohnt“, erzählt Nico, der aus Groß-Umstadt kommt. Denn die jeweiligen FÖJler wohnen im ehemaligen Forsthaus, das am Rand des Hofgutes liegt. Veronika Blang aus Taunusstein war dagegen vor ihrem Freiwilligenjahr noch nie im Naturschutzgebiet Kühkopf-Knoblochsaue, wie sie berichtet. „Es war mehr ein Zufall. Ich hatte mich zentral bei der Naturschutzakademie Hessen für ein Freiwilligenjahr beworben und das hier hörte sich sehr abwechslungsreich an.“ Denn sie habe nicht ausschließlich mit Kindern arbeiten wollen, weswegen sie sich im Vorfeld gegen ein Freiwilliges Soziales Jahr entschieden habe, aber auch nicht nur Gartenarbeit wie bei anderen FÖJ-Angeboten machen wollen, erklärt sie.
Die Vielseitigkeit ihrer Arbeit in der ganz besonderen Atmosphäre des Kühkopfs und des Hofgutes lässt die beiden FÖJler auch am Ende ihrer Einsatzzeit unisono schwärmen. So waren sie mit Kindergartengruppen und Grundschulklassen draußen unterwegs, aber auch bei Instandsetzungsarbeiten dabei, haben den Forstwirt begleitet und bei seiner Arbeit unterstützt, Thekendienst in der Ausstellung gemacht und bei der Vor- und Nachbearbeitung von Veranstaltungen geholfen. Auch beim Hessentag waren sie dabei und haben den Stand der Umweltpädagogik mit betreut. „Das fand ich sehr spannend, auch wenn es lange Tage waren“, resümiert Veronika und Nico ergänzt: „Es war so spannend, weil man ganz unterschiedliche Menschen in kurzer Zeit erlebt hat und zu allen einen Zugang finden musste. Das hat Spaß gemacht.“
TRÄGER IN HESSEN
Die Naturschutzakademie Hessen ist eine Kooperation zwischen dem Land Hessen und dem Naturschutz-Zentrum Hessen mit dem Ziel, Fortbildungen im Naturschutz zu koordinieren und Bildungsangebote abzustimmen. Sie ist neben Volunta und den Evangelischen Freiwilligendiensten der Diakonie Hessen eine von drei Trägern in Hessen, die für junge Menschen zwischen 16 und 26 Jahren ein Freiwilliges Ökologisches Jahr anbieten.
Neben der Arbeit auf der Einsatzstelle gibt es fünf Wochenseminare, die dem Austausch mit anderen Freiwilligen und der ökologischen Weiterbildung dienen sollen. (anmo)
Viel Spaß hatten beide auch an den Führungen mit Kindern im Naturschutzgebiet. „Mit ihnen sieht man tolle Sachen – zum Beispiel Dinosaurier, aber auch Löwen und Giraffen“, erzählt Nico lachend und berichtet wieder ernst, dass es in fast jeder Gruppe zwei, drei Kinder gebe, die noch nie im Wald gewesen seien. „Es ist sehr schön, Kindern den Wald nahe zu bringen.“
Veronika hat durch das FÖJ einen Berufsbereich für sich entdeckt, „den ich zuvor überhaupt nicht auf dem Schirm hatte“, wie sie sagt: Sie bewirbt sich zur Zeit bundesweit auf Studiengänge für Landschaftsplanung und Landschaftsarchitektur. Nico dagegen wusste vorher schon, dass er in Richtung Filmproduktion gehen möchte. „Ich wollte aber nach dem Abitur gerne erst einmal Berufserfahrung haben und in das Berufsleben reinschnuppern, das war genau richtig“, erzählt er. Zudem konnte er seine Interessen sogar im FÖJ ausleben, wie er berichtet: „Ich habe für die Landesaktionstage und Bundesaktionstage der FÖJler kleine Werbevideos hergestellt, da hatte ich viel Spaß dran.“