KALENDER 2018
Begleitend zur Ausstellung, die bis zum 27. August während der Öffnungszeiten des Umweltbildungszentrums Schatzinsel Kühkopf am Hofgut Guntershausen zu besichtigen ist, gibt es einen Katalog und einen Kalender für 2018. Ein Teil des Erlöses daraus fließt als Spende an das UBZ. (ute)
STOCKSTADT - Ein rundes Dutzend ziemlich seltener und schräger Vögel hat den ehemaligen Kälberstall des Hofguts Guntershausen erobert und bezaubert dort die Betrachter. Erfunden hat die „Fiedergetiere“ die Königstädterin Doro Hofmann. Vor Jahren schon, erläutert sie bei der Eröffnung der Ausstellung am Dienstagnachmittag, habe sie begonnen, aus einer Laune heraus Eulen und anderes Getier zu erschaffen – in Gedanken, in Texten und als genähte Regalhocker. „Meine Fiedergetiere sind Fantasiewesen, die, mit einem Augenzwinkern, immer einen lokalen Bezug haben und sich nahe an möglichen Wahrheiten entlang hangeln. Sie bringen Menschen zum Schmunzeln oder Staunen.“
Große Bandbreite der Arbeitstechniken
Weil sie selbst „maltechnisch eher ein Totalausfall“ sei, wie sie lächelnd einräumt, hat Doro Hofmann dann ab Ende 2016 kurze Beschreibungen von Lebensraum und Lebensweise ihrer ornithologischen Neuentdeckungen an Frauen weitergegeben, „die künstlerisch begabt und überaus kreativ sind“. Sie sollten mit Fantasie und Witz, aber ohne Vogelführer oder Brehms Tierleben die Tierchen für eine Ausstellung ins Bild setzen.
Sabine Pillwitz Schaum (Nauheim), Ellen Ribbe (Bischofsheim/Dagebüll), Claudia Hasler (Altenstadt), Steffi Stroh (Frankfurt) sowie die Rüsselsheimerinnen Sigrun Sulk, Sigrid Roes, Gabi Sehn, Astrid Ballweg und Karin Neumert Marutschke nahmen die Herausforderung an und haben dem Raunheimer Seekäuzchen, das durch Fluglärm taub wurde, dem Sylter Teichhuhn, das sich seinem Lebensraum perfekt angepasst hat, der Tasmanischen Goldfußeule mit dem seltsamen Balzverhalten und all den anderen Seltsamkeiten der Vogelwelt Gestalt verliehen. Die unterschiedlichen Stile der Bilder, die verschiedenen Persönlichkeiten und „Kopfkinos“ der Künstlerinnen machen das Besondere der kleinen Sammlung aus. Von Acrylmalerei bis Wachsgravur, von Mixed-Media-Collagen bis Linoldruck reicht die Bandbreite der Arbeitstechniken.
Steffi Schönenbach aus Eschborn beispielsweise hat den Isländischen Saphirkauz, der – so sein Porträt – in bewaldeten Gletscherrandgebieten Islands lebt, als Tuscheaquarell angelegt. Der Vogel, der sich angeblich ständig schüttelt und dabei lose Federn verliert, die wiederum ihrem Finder ewiges Glück bescheren sollen, reifte in einer Reihe von Vorentwürfen zu seiner aktuellen Form heran: „Wie bei einer Buchillustration“ habe sie die Figur vor mehreren Hintergründen platziert und sich schließlich für ein abstraktes Waldszenario in herbstlich warmen Farben entschieden.
Den Nibelungenkauz mit dem goldenen Schnabel und den akrobatischen Balzflügen über dem Rhein (bei dem er einen Blick auf den Nibelungenschatz erhascht) hat die Groß-Umstädterin Heike Jäger mithilfe von Glasfusing und Malerei dargestellt.
Entzückt waren die Vernissage-Besucher insbesondere von einer Gruppe junger Zwergbarteulen, die die Rüsselsheimer Kalligrafin und Illustratorin Astrid Ballweg in einen Süßkirschenbaum gesetzt hat. Mit allerlei Spielen vertreiben sich die Ästlinge die Zeit, „während die Altvögel auf der Jagd sind“. Kirschkernweitspucken ist dabei ihre hauptsächliche Beschäftigung.
Rauhfußeiskauz, Deutsche Moos-Eule, Kleiner Weidenkauz, Brombeerzwerghühnchen, Burgundereule oder Nymphenteichhuhn – jedes der Fiedergetiere hat seinen ganz eigenen Charakter. Das ursprüngliche Projekt habe sich schnell zum Selbstläufer entwickelt, berichtet Doro Hofmann. Deshalb sollen die schrägen Vögel aus dem Guntershausener Kälberstall bald Gesellschaft bekommen – von weiteren skurrilen und prachtvollen Wesen, von denen bis heute noch kein Biologe gehört hat.