Ein Hilfe-Insel-Plakat der hessischen Polizei mit Kinderkommissar Leon präsentiert der Stockstädter Bürgermeister Thomas Raschel (CDU). Die Gemeinde prüft, ob sie sich an der landesweiten Aktion beteiligt. Foto: Vollformat/Robert Heiler
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STOCKSTADT - Kinder, Senioren und andere Menschen, die Hilfe brauchen, sollen im Ort leichter eine Anlaufstelle finden. Um das zu erreichen, hat die Gemeindevertretung die Prüfung verschiedener Möglichkeiten beschlossen. Ein verbreitetes Konzept ist das der „Hilfe-Insel“, das die hessische Polizei organisiert und mit der Cartoonfigur „Leon, der Kinderkommissar“ bewirbt. Am Dienstagabend wurde es den Gemeindeausschüssen vorgestellt.
Maibritt Edler, die von Rüsselsheim aus die polizeiliche Jugendarbeit im Kreis koordiniert, erläuterte den Gemeindevertretern das Prinzip. Geschäfte und andere geeignete Stellen im Ort bekommen dabei ein Plakat, das an die Tür gehängt wird und den Ort als „Hilfe-Insel“ kennzeichnet. Wer dann Hilfe braucht, bekommt sie dort – ob es um Bauchweh oder eine Verletzung geht, einen verlorenen Schlüssel oder den verpassten Bus, ob sich jemand bedroht fühlt oder vielleicht eine Straftat beobachtet hat.
Meist harmlose Probleme in der Praxis
Für solche Fälle kann von der Anlaufstelle aus Kontakt zur Polizei aufgenommen werden. Die meisten Probleme, die in der Praxis anfallen, sind dagegen harmloser Natur: Ein Pflaster oder ein Anruf bei den Eltern ist meist schon eine große Hilfe – manchmal aber wird auch ein Rettungswagen gebraucht. Vorteil des Konzepts gegenüber örtlichen Aktionen wie „Eulenherz“ in Gernsheim sei die Wiedererkennbarkeit, so Edler: „Auch beim Schulausflug in eine andere Stadt findet ein Kind Hilfe-Inseln mit dem vertrauten Bild.“ Natürlich können sich auch Erwachsene in Notsituationen an solche Stellen wenden.
BETEILIGTE ORTE
Über 1000 Hilfe-Inseln gibt es inzwischen in Hessen, wobei der Süden und Südwesten des Landes besonders gut versorgt sind. Allein 562 Adressen finden sich im Bereich des Polizeipräsidiums Südhessen. Landesweiter Vorreiter beim Start der Aktion im Jahr 2005 war Viernheim, wo bereits 140 Orte Schutz und Hilfe bieten. Auch sonst gilt die Verbreitung im Gebiet der Bergstraße als gut. Auch Kelsterbach ist stark engagiert.
Die beteiligten Orte gewinnen durch die Aktion auch an Zivilcourage und Miteinander unter den Bürgern. (gra)
Das Vertrauen, das gerade bei Kindern durch die Plakate mit dem Löwen Leon entsteht, soll dann auch nicht enttäuscht werden. Darum verpflichten sich teilnehmende Geschäfte zur Unterstützung bedürftiger Personen und zur Einleitung nötiger Maßnahmen. In einer Vereinbarung wird dies festgehalten, und die Läden bekommen Notfallpläne mit Tipps und Ansprechpartnern. Als Hilfe-Inseln können auch öffentliche Einrichtungen fungieren: Schulen und Kindergärten, Rathaus und Schwimmbad.
Wenn Stockstadt sich zur Teilnahme entschließt, liegt die Koordination vor Ort bei der Gemeinde. Die Polizei unterstütze aber dabei, geeignete Geschäfte besonders entlang der Schulwege zu finden und anzusprechen, Informationsveranstaltungen für alle Bürger und speziell auch in der Schule zu organisieren. Zum Start sorgt eine Live-Version von „Leon“ für Aufmerksamkeit, Flugblätter, Aufkleber und anderes Material stehen außerdem bereit. Die Teilnahme am System der Hilfe-Inseln ist für die Gemeinde nicht mit Kosten verbunden.
Die Gemeindevertreter haben nun zu entscheiden, ob Stockstadt in das Konzept einsteigen soll. Wenn ja, können im Ort schon bald Anlaufpunkte für Menschen in Notsituationen bereitstehen. Die ersten Reaktionen auf die Vorstellung der Idee in den Ausschüssen waren positiv.