Wie das Schicksal Rüsselsheims mit Opel verknüpft ist
Eine besondere Führung des „Freien Kunst- und Kulturvereins“ (FKK) durch Rüsselsheim machte deutlich, wie sehr das Schicksal der Stadt mit dem des Autobauers Opel verbunden ist.
Von Daniela Ammar
Opel auf dem Kunstpfad: Matthias Brauns „Dauerparker“ ist Ausgangspunkt der dreistündigen Führung.
(Fotos: Vollformat/Volker Dziemballa)
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RÜSSELSHEIM - „Es ist alles schon gesagt, nur noch nicht von allen.“ Was hat nur das Zitat des deutschen Kabarettisten Karl Valentin mit einer Stadtführung zu tun? Ganz einfach: Stadtführungen gab und gibt es in Rüsselsheim viele. Am Samstag kamen interessierte Besucher jedoch in den Genuss einer Stadtführung, die es in sich hatte. Denn in rund drei Stunden arbeiteten sich Steffen Jobst und Sam Khayari vom „Freien Kunst- und Kulturverein“ (FKK) durch Teile der Rüsselsheimer Geschichte und besuchten dabei viele Stationen, die erhellendes Licht auf Persönlichkeiten und vor allem Begebenheiten warfen.
Gespickt wurde die Tour, die mit einem Bus und zu Fuß vom „Dauerparker“ aus startete, dabei mit Anekdoten und spannenden Legenden aus der Vergangenheit. „Wie hieß das erste Auto, das von Adam Opel gebaut wurde?“, so Jobsts Quiz am Fuß des Denkmals des Automobilbauers. Nicht nur das sorgte am Samstag für Schmunzeln, sondern auch weitere „Tatsachen“, wie etwa die, dass der Gewerbebrunnen auf dem Rüsselsheimer Marktplatz bei einigen Rüsselsheimern „Prostata-Brunnen“ genannt wird. „Weil er eben so tröpfelt!“, so die Begründung des FKK-Mitbegründers.
„Echt?“, mag da manch einem der Stadtführungsteilnehmer durch den Kopf geschossen sein, aber da eilte Jobst schon weiter zum nächsten Punkt. Einst Neckermann, dann Karstadt und seit 1999 „Legende“ ist das Gebäude in der Frankfurter Straße, das nun einer neuen „Ära“ entgegenblickt. Egal ob bei der Nachkriegsarchitektur am Marktplatz oder der bronzenen Gedenkplatte, die völlig unscheinbar zwischen Lottofähnchen ihr Dasein am Friedensplatz Nummer 5 a fristet und auf das Geburtshaus des Firmengründers Adam Opel hinweist. Es waren Kleinigkeiten, auf die Stadtführer Steffen Jobst hinwies und die bei den teilnehmenden Rüsselsheimern sowohl Erinnerungen als auch Wehmut hochkommen ließen, wobei der Name der Tour – „Vom Dorf zur Stadt und zurück“ – ständig präsent war. Im Mittelpunkt der Stadtführung stand nämlich zweifelsohne, dass das Schicksal Rüsselsheims untrennbar mit dem „Rise and Fall“ des Automobilkonzerns verbunden ist und die goldenen Jahre des florierenden Einzelhandels längst Geschichte sind.
Opel auf dem Kunstpfad: Matthias Brauns „Dauerparker“ ist Ausgangspunkt der dreistündigen Führung. Fotos: Vollformat/Volker Dziemballa
Einen Ausflug in die Vergangenheit ermöglichen auch die Reste der alten Opel-Rennbahn, auf der vor knapp 100 Jahren die ersten Autos starteten.
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Am Löwenplatz erklärte Steffen Jobst den „Garagen Start-Up“ Opels. „Richtung Westen wurde das Werk immer erweitert und ausgebaut“, so Jobst, und legte schonungslos nach mit: „Der Löwenplatz an sich ist Synonym für eine gescheiterte Stadtentwicklung“, um dann zu relativieren: „Das ist aber kein Rüsselsheimer Phänomen, sondern etwas, das sich durch die Republik zieht.“
Details lassen Wehmut aufkommen
Nach der Sightseeing-Tour durch die Entstehungsgeschichte der Stadt und deren Werdegang wartete am Ende der Tour ein besonderes „Goodie“. Denn beim Besuch der Opel-Teststrecke wurden erneut Erinnerungen an Zeiten wach, die das Dorf und die Stadt Rüsselsheim und damit verbunden auch Generationen prägten.
Genau wie die Besucher, die die Stadtgeschichte Rüsselsheims in drei Stunden rasant durchliefen und begeistert waren, zeigte sich Stadtführer Steffen Jobst zufrieden. „Wir (der „Freie Kunst- und Kulturverein“; Anmerkung der Redaktion) sind froh, dass die Veranstaltung so gut geklappt hat und angenommen wurde. Das spornt uns an zu überlegen, wie wir das Angebot weiter ausbauen können.“