1,4 Millionen Besucherinnen und Besucher sind vor fünf Jahren in die Opelstadt gekommen. Wo steckt heute noch ein Stück Hessentag in der Stadt?
RÜSSELSHEIM. Ausnahmezustand in Rüsselsheim: Hunderttausende Menschen in der Innenstadt, das Mainvorland wird zum Sandstrand, Opel-Parkplätze zur Konzert-Bühne. Es ist Hessentag in der Opelstadt. Nach etwas mehr als fünf Jahren erinnern sich viele Rüsselsheimer noch fast sehnsüchtig zurück. Doch was hat sich seither in der Stadt getan und worin steckt heute noch ein Stück Hessentag?
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Etwa 1,4 Millionen Besucher sind vom 9. bis zum 18. Juni 2017 nach Rüsselsheim gekommen. Sei es für eine der rund 1500 Veranstaltungen oder einfach, um über das Gelände, das über die komplette Stadt verteilt war, zu schlendern. Im Jahr 2015 hatte die Stadt auf Initiative des damaligen Oberbürgermeisters Patrick Burghardt (CDU) den Zuschlag für das Landesfest bekommen. Im Zuge der Vorbereitungen sind einige Baumaßnahmen angestoßen worden, damit sich die Stadt in möglichst gutem Licht zeigen konnte.
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Unter anderem wurde die Innenstadtumgestaltung aus Investitionsmitteln des Landes finanziert. So bekam der Marktplatz seine umstrittene Schotterschicht und der Friedensplatz durch eine Neustrukturierung der Fahrbahn und der Bushaltebereiche deutlich mehr Aufenthaltsfläche. Zudem haben das Mainufer und der Landungsplatz ein neues Gesicht bekommen, und auch das Umfeld der Opelvillen profitierte vom Stadtumbau im Vorfeld der Großveranstaltung. Zudem wurde der Rüsselsheimer Kunstpfad am Main für den Hessentag konzipiert.
Rühmliche Bilanz für Rüsselsheim
Einige Gewerbetreibende erinnern sich heute vermutlich sehnsüchtig an den Besucherstrom, der sich für die Geschäfte, vor allem in der Marktstraße, gelohnt hatte. Für die Stadt Rüsselsheim fiel die Bilanz nach dem Fest, zumindest finanziell, nicht rühmlich aus. In der vorläufigen Endabrechnung mit Stand vom 22. Oktober 2018 ist ein erstes Defizit von 4,614 Millionen Euro festgestellt worden, teilt die Pressestelle der Stadt auf Anfrage dieser Zeitung mit. Unter anderem die rund 18 000 Überstunden in der Stadtverwaltung, die auf den Hessentag zurückzuführen sind, haben die Stadt viel gekostet. Immer noch, etwas mehr als fünf Jahre später, gibt es in der Verwaltung 2427 Stunden, die nach der Dienstvereinbarung bis zum Jahresende abgebaut werden müssen.
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Neben den Überstunden haben vor allem die enttäuschenden Besucherzahlen für weniger Einnahmen gesorgt als ursprünglich gedacht. Zudem erzielten die Veranstalter deutlich weniger Gewinn mit dem Verkauf der Hessentagsbecher. Zudem mussten die Ausgaben für die Sicherheit noch einmal nach oben korrigiert werden.
Eine endgültige Abrechnung gebe es aber noch nicht, heißt es aus dem Rathaus. Die werde aktuell erstellt und in einer der kommenden Sitzungen zunächst dem Magistrat und anschließend den Stadtverordneten vorgestellt. „Zum jetzigen Zeitpunkt lässt sich zumindest sagen, dass eine deutliche Defizitreduzierung zu erwarten ist“, teilt ein Sprecher der Verwaltung mit.
Von Marcel Großmann