Sonntag,
08.10.2017 - 19:27
3 min
Rüsselsheim hat einen neuen Oberbürgermeister: Udo Bausch gewinnt die Stichwahl
Von Alexandra Groth und Heike Bökenkötter

Udo Bausch (re.) wird der neue Rüsselsheimer Oberbürgermeister - Amtsinhaber Patrick Burghardt gratuliert ihm. Foto: Vollformat/Volker Dziemballa
RÜSSELSHEIM - Jubel und Applaus branden auf, als Udo Bausch um kurz vor halb acht die Rathaus-Rotunde betritt, soeben leuchtet der letzte noch fehlende Wahlbezirk auf der großen Leinwand auf: 50,7 Prozent für den Unabhängigen, 49,3 Prozent für Amtsinhaber Patrick Burghardt (CDU). Rüsselsheim hat also ab Januar einen neuen Oberbürgermeister. Während Bausch die Glückwünsche entgegennimmt, ist Burghardt die Enttäuschung deutlich anzusehen. Von Beginn an hatte er gemeinsam mit seiner Frau, Eltern, Schwester und zahlreichen Parteivertretern gemeinsam in der Rotunde die Ergebnispräsentation verfolgt, während Bausch sich erst blicken lässt, als das Ergebnis feststeht.
Es bleibt am Sonntagabend lange offen, wer gewinnt. Wie gebannt blicken die rund 200 Anwesenden auf die Leinwand, auf der teils im Sekundentakt die Ergebnisse aktualisiert werden. 45,0 Prozent für Burghardt, 55,0 Prozent für Bausch steht da um 18.10 Uhr zu lesen, als mit der Schillerschule der erste ausgezählte Wahlbezirk aufleuchtet. Danach geht es Schlag auf Schlag. Burghardt hat zwar zu keinem Zeitpunkt die Nase im Gesamtergebnis vorne, nähert sich aber immer weiter an. Ein richtiger Wahlkrimi. Am Ende sind es 226 Stimmen, die Bausch führt. Vor sechs Jahren hatte Burghardt mit 96 Stimmen Vorsprung gegen Jo Dreiseitel (Grüne) gewonnen.
Burghardt sichtlich mitgenommen
„Bleiben Sie fair“ und „feiern Sie schön“, sagt Burghardt bei seiner Gratulation an den Noch-Beigeordneten in Bad Kreuznach, sein Lächeln für die Kameras wirkt eher gequält. Es sei klar gewesen, dass es eng werden würde, so Burghardt. Die Mobilisierung der Gegner sei für die Stichwahl entscheidend gewesen. Viele hätten nach dem ersten Wahlgang, als der Amtsinhaber auf 49 Prozent der Stimmen kam, die Wahl bereits als entschieden betrachtet. Trotz seines Slogans „Jede Stimme zählt“ habe er wohl nicht genug Anhänger an die Urne bringen können.
Welche Gründe ansonsten für den Wahlausgang verantwortlich sein könnten, darüber will Burghardt am Sonntagabend nicht spekulieren. „Das müssen wir uns ansehen“, sagt der Verlierer des Wahlabends. Klar sei nur, dass Rüsselsheim für einen Christdemokraten nun mal eine extrem schwierige Stadt sei. Dazu, wie es für ihn nun weiter geht, will Burghardt sich am Wahlabend nicht äußern.
Welche Gründe ansonsten für den Wahlausgang verantwortlich sein könnten, darüber will Burghardt am Sonntagabend nicht spekulieren. „Das müssen wir uns ansehen“, sagt der Verlierer des Wahlabends. Klar sei nur, dass Rüsselsheim für einen Christdemokraten nun mal eine extrem schwierige Stadt sei. Dazu, wie es für ihn nun weiter geht, will Burghardt sich am Wahlabend nicht äußern.
Auf die Gründe für den Ausgang der Wahl will sich auch Wahlsieger Udo Bausch, der von Frau und Tochter begleitet wird, nicht festlegen. Er konnte die Unterstützung des gesamten Viererbündnisses hinter sich bereinen. Dass es eine Wahl gegen den Amtsinhaber gewesen sein könnte, wolle er nicht in den Vordergrund stellen. Vielmehr hätten die Bürger an den Infoständen wissen wollen, was er sich inhaltlich für Rüsselsheim vorstelle. Und sein Infomaterial, das er gemeinsam mit zahlreichen Helfern aus dem Viererbündnis aber auch unabhängigen Bürgern verteilt habe, habe gut Auskunft zu seinen beruflichen Erfahrungen gegeben, findet Bausch.
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Erstmal ausschnaufen
Dass er gewinnen kann, habe er von Anfang an für möglich gehalten. „Wenn man einen guten Wahlkampf macht, kann man ein gutes Ergebnis bekommen.“ Auch wenn es viel Arbeit gewesen sei – schließlich sei sein Name im Gegensatz zu den beiden Mitbewerbern nicht bekannt gewesen. Der 61-Jährige gibt aber auch zu, dass Burghardt „ganz klar“ im ersten Wahlgang gewonnen hätte, wenn nicht auch noch WsR-Fraktionsvorsitzender Joachim Walczuch kandidiert hätte. Vor zwei Wochen lag der Christdemokrat bei 49,0 Prozent, Bausch schaffte mit nur 72 Stimmen Vorsprung vor Walczuch den Einzug in die Stichwahl.
Wie es für ihn in den nächsten Tagen weiter gehe, werde sich erst zeigen, hatte Bausch am Sonntagabend noch keine genauen Pläne. In jedem Fall werde er ausschnaufen, da die zwei Wochen vor der Stichwahl von früh morgens bis abends mit Wahlkampf verplant gewesen seien.