Neben dem Hessentag und Opel ist es wohl momentan das meist diskutierte Thema in Rüsselsheim: Was passiert mit dem ehemaligen Karstadt-Areal?
RÜSSELSHEIM. Neben Opel und dem Hessentag gebe es für Kunden momentan eigentlich nur ein Thema, berichten Susanne Junginger und Enza Mannino: die Zukunft des Karstadt-Areals. Und auch die beiden Unternehmerinnen selbst haben, was die Entwicklung in Rüsselsheims Innenstadt betrifft, eine ganz dezidierte Meinung. Wenn es nach ihnen geht, muss die Dynamik, die sich durch die Sanierung der innerstädtischen Plätze und Straßen ergeben hat, unbedingt erhalten werden.
Nur so kann aus Sicht der Aktiven aus dem Unternehmerverband „Treffpunkt Innenstadt“ (TI) das geschafft werden, was in Rüsselsheim schon seit vielen Jahren Not tut: Ein grundlegender Stimmungswechsel. Besondere Signalwirkung kommt aus Sicht der Gewerbetreibenden dabei dem Karstadt-Areal zu, bei dem es gelte, bald sichtbare Erfolge zu erzielen.
„Ich habe Angst davor, dass es auf dem Gelände nochmal jahrelang Stillstand gibt – das wäre für die Innenstadt ein ganz schlechtes Zeichen“, mahnt Enza Mannino an, die jetzt angestoßenen städtebaulichen Wettbewerbe nicht zu lange vor sich her zu schieben. Auch im Kreise der Kunden, berichten die Gewerbetreibenden, wünsche man sich, dass sehr bald etwas passiere.
Die fünf mittlerweile vorliegenden Entwürfe, drei aus der Investorensuche durch die Gewobau, zwei weitere aus der Bevölkerung, hätten allesamt gute Ansätze geliefert und den Menschen dazu angeregt, über das Areal nachzudenken. Das habe sich im Stadtentwicklungsdiskurs gezeigt, an dem sich Mitglieder des Treffpunkts ebenso beteiligt hätten wie Bewohner der Innenstadt.
"Entrée in die Innenstadt
„Wir sind der Auffassung, dass es möglich sein muss, die bereits gemachten Vorschläge und Ergebnisse des laufenden ,Stadtentwicklungsdiskurses‘ mit in die Entscheidungsfindung und Bewertung durch die Stadtverordnetenversammlung einzubringen“, fordert der TI in einer offiziellen Stellungnahme, nicht mehrgleisig an der gleichen Fragestellung zu arbeiten.
Was den Karstadt betrifft, sind den beiden Unternehmerinnen vor allem zwei Faktoren bei der Entwicklung wichtig. Zum einen müsse ein architektonisch ansprechender Bau entstehen. „Das ist das Entrée in die Innenstadt, das, was man als erstes sieht, wenn man nach Rüsselsheim fährt. Da brauchen wir etwas, was nach Rüsselsheim passt und sich hier gut einfügt“, findet Susanne Junginger, deren Wäsche-Geschäft nur wenige Meter vom alten Kaufhaus-Standort entfernt liegt. „Nicht zu modern und nicht zu altbacken – einfach ein schmuckes Gebäude“ wünscht sich Mannino für die Lage an der Frankfurter Straße. Vor allem aber solle es ein Neubau sein. Das Bestandsgebäude stehen zu lassen, ist für die beiden Treffpunkt-Mitglieder keine Option.
Schaffung von Wohnraum soll Priorität bekommen
Nicht minder wichtig wie die Gestaltung ist den Gewerbetreibenden die Nutzung. Natürlich sei ein „gesunder Nutzungsmix“ wünschenswert, Priorität müsse aber die Schaffung von höherwertigem Wohnraum und Wohnungen für jüngere Menschen haben. Je mehr Menschen in der Innenstadt wohnen und leben können, desto besser werde es auch den Gewerbetreibenden gehen, ist Mannino überzeugt – und so könne sich mittelfristig auch der Branchenmix in der Innenstadt weiterentwickeln: „Wenn die Leute hier wohnen, dann kriegen wir auch den Supermarkt, den sich so viele wünschen.“
Was die Entwicklung rund um das Karstadt-Areal angeht, sieht der TI viele positive Seiten. „Sicherlich waren die vergangenen Monate für die von den Baumaßnahmen betroffenen Einzelhändler nicht immer einfach, aber die grundlegende Erneuerung des Bereiches gibt dem Areal ein neues städtisches Flair“, formuliert die Vereinigung in ihrem offiziellen Statement und stellt sich klar auf die Seite der Umbau-Befürworter. Dieses Flair und ein angenehmes Ambiente seien Faktoren, die für die Kundschaft in Rüsselsheim sehr wichtig sind, betonen Junginger und Mannino.
Innenstadt verändert ihr Gesicht
Wenn dann auch die Gewerbetreibenden und sonstigen Anlieger der Innenstadt mitziehen, wäre die Attraktivität schnell um ein Vielfaches zu steigern, erklärt Mannino: „Das sieht man doch bei den verkaufsoffenen Sonntagen. Da machen alle mit und es entsteht eine Stimmung, die mitreißt. Das ist, wie wir Leben in diese Innenstadt bekommen.“
Die Innenstadt verändert derzeit ihr Gesicht. Die Gewerbetreibenden verspüren Aufbruchstimmung und wollen diese so lange wie möglich lebendig halten. Von besonderer Bedeutung sei dabei, dass es auch auf dem Karstadt-Gelände bald sichtbar voran geht.
Von André Domes