Frank Schindelbeck zeigt 80 Schwarz-Weiß-Fotografien von Musikern im Rüsselsheimer Stadttheater-Foyer.
RÜSSELSHEIM. Man könnte meinen, der Himmel mag die Schwarz-Weiß-Fotografien von Frank Schindelbeck, die jetzt bis Ende des Jahres im Foyer des Stadttheaters zu sehen sind. Pünktlich zur Ausstellungseröffnung, drücken graue, regenschwere Herbstwolken gegen die großen Fensterscheiben im Theaterfoyer, um die überwiegend schwarz-weiß, bisweilen dunkelbraun gehaltenen Fotos zu betrachten.
Zwischen den Wolken, den 80 Jazzfotografien und den Gästen zur Vernissage, schweben die dunklen Töne aus der Klarinette von Jazzprofi Oliver Leicht, Mitglied der hr-Bigband, auch er wurde von Schindelbeck beim Modellieren seiner Töne fotografiert.
„Über Nacht ist es Herbst geworden, und man kann sich mit Muse mit den fantastischen Fotografien von Frank Schindelbeck beschäftigen“, so begrüßte am Samstag Abend Eckhard Kunze 130 Gäste, die als erste die Jazz-Fotografien in Augenschein nehmen wollten. Der Leiter von Kultur123 hatte sich schon lange auf die Ausstellung gefreut, hatte man doch schon lange in Kooperation mit dem Rüsselsheimer Kunstverein und dem Netzwerk Jazz-Fabrik das Projekt geplant.
Karl-Heinz Becker, Vorsitzender des Kunstvereins, traf es auf den Punkt: „Frank Schindelbeck leiht dem Betrachter nicht nur seine Augen, sondern auch die Ohren“. Immerhin beschäftigt sich auch Becker gemeinsam mit Kurator Stephan A. Dudek bereits anderthalb Jahre mit den Fotografien von Schindelbeck, denn der Kunstverein ist in Zusammenarbeit mit Kultur123 und der Jazz-Fabrik Träger der Ausstellung „The Look of Jazz“.
„Als mich Stephan Dudek ansprach, ob sich der Kunstverein vorstellen könnte, eine Ausstellung zu präsentieren, die sich mit Jazz-Fotografie beschäftigt, habe ich spontan ja gesagt“, erklärt Becker den Beginn des Projektes. Schnell stand dann fest, dass Dudek die Ausstellung kuratieren sollte. „Wie das Messer durch die Butter gleitet“ so beschrieb Dudek seine Aufgabe als Kurator, denn Frank Schindlebeck habe perfekte Arbeit geleistet. Anfang der Woche wurden dann die 80 ausgewählten Exponate im Theaterfoyer von Werner Neuwirth, Bengt Fosshag und Karl-Heinz Schneckenberger aufgehängt.
Die Jazz-Fotografien sind nicht beschriftet, man weiß also nicht, welche Musiker abgebildet sind. Im Gespräch möchte Dudek von Schindelbeck den Grund dafür wissen: „Der Betrachter soll sich mit dem Bild auseinandersetzen und nicht mit der Person, unter diesem Gesichtspunkt entstand auch der Titel zur Ausstellung ,The Look of Jazz‘“.
An dieser Stelle gerät der Besucher der Ausstellung vielleicht in einen Konflikt und fragt sich nach der Absicht des Fotografen: Soll der Moment der Aufnahme die Emotion des Jazzmusikers visualisieren, oder wird durch den Blick auf das Bild beim Betrachter der Jazz hörbar? Exemplarisch dafür steht vielleicht das Foto des Schlagzeugers Christian Lillinger. Aggressiv, vielleicht an einen Stier erinnernd, arbeitet der Schlagzeuger sein Solo ab.
Schindelbeck, der sich nicht scheut, bei Konzerten auch mal über den Boden vor der Bühne zu robben, um ein gutes Foto zu schießen, kennt natürlich die Geschichte hinter dem Bild: Die einzigartige Bewegung des Musikers in Verbindung mit grandiosem Jazz festzuhalten, darum geht es ihm in seinen Fotografien.