Gelebte Inklusion bei Rüsselsheimer Kinderfeuerwehr
Ihnen leuchtet ein Licht: Wie der siebenjährige Paul mit seiner Behinderung bei der Kinderfeuerwehr Rüsselsheim-Stadt mitmacht und die ganze Gruppe damit bereichert.
Von Michaela Kriewitz
Lokalredakteurin Main-Spitze
Paul ist trotz seiner Behinderung Teil der Kindergruppe der Freiwilligen Feuerwehr Rüsselsheim-Stadt. Die Leiterin der Kinderfeuerwehr, Marion Wollnitza, sieht darin viele Vorteile für die ganze Gruppe. Foto: Vollformat/ Samantha Pflug
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RÜSSELSHEIM - RüsselsheimKinder mit Handicap sind in der Feuerwehr selten. Doch es gibt sie und sie sind eine Bereicherung für die Gruppe, schildert Marion Wollnitza von der Kinderabteilung der Freiwilligen Feuerwehr Rüsselsheim-Stadt. Teil ihrer zehnköpfigen Gruppe ist nämlich der siebenjährige Paul, der an der seltenen Stoffwechselerkrankung Hunter-Syndrom (MPS Typ 2) leidet. Trotz geistiger und körperlicher Beeinträchtigungen macht er alle Übungen nach seinen Möglichkeiten mit, ist in der Gruppe integriert und in der ganzen Feuerwehr mit seiner lebensfrohen Art bekannt.
Marion Wollnitza, die in einem Supermarkt arbeitet, hat den aufgeweckten und kontaktfreudigen Jungen zum ersten Mal bei der Arbeit getroffen. "Als ich ihn kennengelernt habe, wusste ich: Den brauche ich für die Kinderfeuerwehr", sagt die engagierte Kinderleiterin. Mutter Antje Petersen hatte da zunächst Bedenken.
Seine lebensverkürzende Krankheit beschreibt sie als eine Wundertüte: Man könne nie wissen, wie sie sich weiterentwickelt. Sein Alltag sei von Physio-, Hypo- und anderen Therapien geprägt. Die Familie hat sich aber auf den Versuch eingelassen. "Die Autos, das Tatütata - Paul war direkt Feuer und Flamme", sagt sie. Paul könne zwar nicht lesen und schreiben, aber als Autofanatiker könne er die Marken aller Autos und Feuerwehrautos auswendig. Daher sei der Besuch in der Fahrzeughalle immer etwas ganz Besonderes für ihn.
SPENDE
Die Aktion "ihnen leuchtet ein Licht" unterstützt unter anderem die Rüsselsheimer Kinder- und Jugendfeuerwehren in der Innenstadt, Königstädten, Haßloch und Bauschheim. Spendenkonten:
Bitte als Kennwort "ihnen leuchtet ein Licht - Rüsselsheim" eintragen. Möchten Sie eine Spendenquittung, dann geben Sie Ihre Adresse auf der Überweisung an, damit sie Ihnen zugeschickt werden kann. Bei Beträgen bis 200 Euro erkennt das Finanzamt den Einzahlungsbeleg als Quittung an. (red)
Natürlich sei ein Kind mit Behinderung in der Gruppe auch mit größerem Aufwand verbunden, sagt Marion Wollnitza. Da seine Art sehr vereinnahmend sei, wird Paul daher bei den Terminen immer von einem Betreuer begleitet, der ihn bei den jeweiligen Aufgaben unterstützt. In der Kinderfeuerstunde selbst, brauche er hin und wieder eine Extra-Erklärung oder er selbst braucht manchmal mehrere Anläufe, um der Gruppe etwas mitzuteilen. Marion Wollnitza sieht darin positive Effekte für die anderen Kinder: "Das fördert die Geduld und Toleranz der Gruppe."
Für Paul selbst ist der Donnerstag, der Tag der Feuerwehrstunde, einer der schönsten Tage in der Woche. "Es war immer der einzige Termin, der nichts mit seiner Therapie zu tun hatte", sagt Antje Petersen. "Davor war er immer total euphorisch." Dass durch Corona nun alle Termine bis auf weiteres ausfallen, setze ihm sehr zu.
So lange es geht, will Antje Petersen ihrem Sohn die Möglichkeit bieten, in der Feuerwehr aktiv zu bleiben. Doch, dass er nie in die Einsatzabteilung kommen wird, sei ihr auch klar. Für Paul sei die Feuerwehr eine wichtige Erfahrung. Für die Kinder sei es ein Stück Normalität, sie begegnen ihm unvoreingenommen, sagt Antje Petersen. Erst im Alter werde die Inklusion leider oft nicht mehr gelebt, findet sie.