Entwicklung des Karstadt-Areals wäre ein erheblicher Kraftakt...

Das alte Karstadt-Gebäude soll bald einem attraktiven Tor zur Innenstadt weichen. Wer die Entwicklung übernimmt, ist allerdings wieder unklar, seit es Bedenken zum Verkauf an einen privaten Investor gibt.           Foto: Vollformat/Volker Dziemballa

Statt eines privaten Investors soll nun die Gewobau selbst die Entwicklung des Karstadt-Areals in Rüsselsheim übernehmen, statt es zu verkaufen.

Anzeige

RÜSSELSHEIM. Bis vor einigen Tagen schien der Weg bei der weiteren Entwicklung des Karstadt-Areals klar vorgezeichnet. Nach dem vom Viererbündnis geforderten städtebaulichen Wettbewerb gab es im April das Ergebnis desselben zu sehen. Auf Basis des Siegerentwurfs könnten nun Architekten und Investoren Entwürfe für die künftige Gestaltung des Grundstücks erarbeiten, aus denen in einem weiteren Wettbewerb der beste Vorschlag ausgewählt würde. Würde - denn neben der Fraktion Linke / Liste Solidarität haben jetzt auch die Grünen Einwände geäußert. Sie wollen den Prozess an dieser Stelle stoppen. Statt eines privaten Investors soll nun die Gewobau selbst die Entwicklung des Areals übernehmen, statt es zu verkaufen. Doch die Gewobau selbst gibt zu bedenken, dass das nicht so einfach ginge.

„Bislang arbeiten wir nach dem Beschluss des Aufsichtsrates, dass die Gewobau nach dem Ideenwettbewerb einen geeigneten Investor und Architekten sucht und ihm dann den Weg für die Entwicklung des Karstadt-Areals frei macht“, sagt Torsten Regenstein, Geschäftsführer der Gewobau. Dass die Gesellschaft das Grundstück und Gebäude behalte und das Projekt selbst in die Hand nehme, sei bislang nicht in der Diskussion gewesen. Grundsätzlich sei so etwas denkbar, „aber das ginge nicht einfach on top“.

Der Aufsichtsrat entscheidet

Anzeige

Wie Regenstein erklärt, sei die Gewobau derzeit mit anderen Projekten im Wohnungsbau ausgelastet. Anderes müsste nach Einschätzung des Geschäftsführers ruhen, wenn sich die Wohnbaugesellschaft der Mammutaufgabe Karstadt annehmen solle. „Man müsste auch über mehr Personal nachdenken“, gibt Regenstein zu bedenken. Sicherlich sei die Gewobau in der Lage, ein solches Projekt zu stemmen, doch auch eine große Belastung sei nicht wegzudiskutieren. Mit rund 20 Millionen Euro Investitionssumme müsse man rechnen.

Regenstein zeigt sich überrascht über den plötzlichen Richtungswechsel im Prozess. „Ich kann nur auf den Aufsichtsrat verweisen, der letztlich über das weitere Vorgehen entscheidet“, sagt Regenstein.

Unabhängig davon, ob der Investorenwettbewerb noch kommt oder abgesagt wird, wundern sich lokal ansässige Investoren vor allem über das Signal, das durch den Vorstoß der Fraktionen ausgesendet wird. „Das Investitionsklima hier ist, vorsichtig ausgedrückt, nicht das allerbeste“, sagt Stephan Schildge. Er und Thomas Schildge hatten sich zu einem früheren Zeitpunkt bereits mit ihrer Firma „E+P“ für die Entwicklung des Geländes interessiert. Erfahrung in Rüsselsheim haben sie bereits durch den Hotelbau auf dem Mainblock.

Verhalten von Teilen der Kommunalpolitik bedenklich

Anzeige

Schon bevor der Ideenwettbewerb für das Areal rund um das alte Kaufhaus in Gang gekommen war, hatten sich mehrere Investoren, unter ihnen die Schildges, mit konkreten Entwürfen darum beworben, dem Areal mit ihren Plänen neues Leben einhauchen zu dürfen. Wegen des vom Viererbündnis geforderten Wettbewerbs wurden die Entwürfe aber zunächst wieder in die Schublade gelegt. Die Planer von damals könnten sich nun erneut bewerben - vorausgesetzt, der bislang anvisierte Investorenwettbewerb findet noch statt. „In Rüsselsheim ist ja alles möglich“, hält Schildge es nicht für ausgeschlossen, dass sich der Plan noch ein mal ändert. Das Verhalten von Teilen der Kommunalpolitik sei bedenklich: „Das kann einen externen Investor schon skeptisch stimmen.“ Man könne von einem investorenfeindlichen Klima sprechen, das sich in der Stadt zeige und das auch nach außen strahle. „Woanders werden Investoren mit offenen Armen begrüßt“, sagt Schildge.

Auch die Idee, die Entwicklung der Gewobau selbst zu überlassen, betrachtet Schildge kritisch. „So etwas ist einfach nicht der originäre Geschäftszweck der Gewobau, die ja eigentlich auf die Schaffung von Wohnraum spezialisiert ist.“ Das Karstadt-Areal soll, so das Ergebnis des Ideenwettbewerbs, eine Mischnutzung bekommen, Wohnen und Gewerbe sind gesetzt. Auch die Finanzierung des Projekts sieht Schildge bei der Gewobau als Bauherrin problematisch. „Es ist immer ein Risiko dabei. Welche Auswirkungen hätte es auf die Stadtkasse, wenn es schief geht?“

„E+P“ hat den eigenen Entwurf für das Gebiet noch in der Schublade und habe „festgestellt, dass unsere Pläne durchaus zu den Ergebissen des Ideenwettbewerbs passen.“ Interesse, das Projekt zu übernehmen, habe man weiterhin.

Von Heike Bökenkötter