Dennis Wittberg und seine „Schellacksolisten“...

Witz mit rollendem „r“ und elegantem weißen Smoking: Dennis Wittberg und die Schellacksolisten singen im Stadttheater Lieder über Matrosenbeziehungen, Gigolos und Hausfreunde – und der Klamauk kommt auch nicht zu kurz.Foto: Vollformat/Volker Dziemballa  Foto: Vollformat/Volker Dziemballa

Dennis Wittberg und seine „Schellacksolisten“ aus Wiesbaden und Umgebung – schon längst eine sichere Bank für galante Schlagergefälligkeit der zwanziger und dreißiger...

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RÜSSELSHEIM. Dennis Wittberg und seine „Schellacksolisten“ aus Wiesbaden und Umgebung – schon längst eine sichere Bank für galante Schlagergefälligkeit der zwanziger und dreißiger Jahre – fanden sich im gut besuchten Rüsselsheimer Theater ein. Das gemischte Publikum erwartete ein spritziges und humorvolles Programm und sollte auch nicht enttäuscht werden.

Lebensgefühl der Zwischenkriegsjahre

Schon in den ersten Begrüßungssätzen: „Der Kuss ist die charmanteste Erfindung des Menschen. Er ist jederzeit verfügbar und für jedermann erschwinglich. Probieren Sie ihn doch einfach mal aus, den Kuss. Wenn es sein muss, an der eigenen Gattin“, bewies Wittberg ausgefeilten Witz mit rollendem „rrr“ und elegantem weißen Smoking. Mit leichtem Tenor, Sprechgesang und Falsett-Tönen transportiert er das Lebensgefühl dieser Zwischenkriegsjahre mit Liedern über Matrosenbeziehungen, Gigolos, Hunden, die hübschen Frauen ins Bein beißen, oder Hausfreunden, die zur Grundausstattung einer Frau gehören sollten.

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An diesem Abend wurde viel geschmunzelt, nicht zuletzt wegen der ausgezeichnet spielenden „Schellacksolisten“, die den Eindruck machten, die fantastischen Arrangements von Jens Hunstein (Altsaxofon) mit der Muttermilch eingesogen zu haben. Am Klavier überzeugte Jörg Walter Gerlach mit coolem Barmusiker-Charme und ebenfalls für die musikalischen Arrangements zuständig. Es groovten am Schlagzeug Christian Diederich und an der Gitarre Florian Hoffmann so gelungen, dass man sofort die geschmeidigen Rhythmen der Rumba und des eleganten Foxtrotts mittanzen wollte.

Besonders gelungen sind die Transformationen von NDW-Schlagern aus den Achtzigern wie „Der Kommissar (Falco), „Skandal um Rosi“ (Spider Murphy Gang) oder „Sternenhimmel“ (Hubert Kah) in die musikalischen Zwanziger. Mit Posaunen (Lutz Glenewinkel) und butterweichen Tubaklängen (Jörg Mühlhaus) gelingt es der Band, diese Hits mit goldenem Charme zu umhüllen, den Text über alle Zeiten hinweg zu interpretieren und glaubhaft in die alte Zeit zu beamen.

Bravo-Zwischenrufe und stehende Ovationen

Klamauk kam auch nicht zu kurz, als in den orientalisch anmutenden Liedern wie „Salome“ die Schlangen-Krawatte beschwört wurde und ein Huhn durch die Luft flog. Für das musikalische Auge spielte Clara Holzapfel elegant die Geige und sang überzeugend „Kleine Taschenlampe, brenn“ im Duett mit Wittberg.

Das Publikum dankte mit Bravo-Zwischenrufen und stehenden Ovationen. Als Zugabe erklangen der „Kleine grüne Kaktus“ und „Das gibt’s nur einmal“. Das schien das Publikum nur allzu gut zu verstehen und ging erst nach Hause, als mit dem Lied „Schlafen geht das kleine Saxofon“ das Orchester, gähnend nach und nach die Bühne verließ.

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Von Nadja Salameh