Crumstädter Theater in de Tornhall zeigt das neue Stück „Oma Holmes und Opa Watson lösen jeden Fall“.
Von Hans-Josef Becker
In der TV-Turnhalle in Crumstadt stehen Thomas Thurow als Kommissar Schön, Kathrin Reichardt als Oma Holmes und Stefan Riffner als Inspektor Blöd (von links) auf der Bühne.
(Foto: Vollformat/Robert Heiler)
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CRUMSTADT - Das war ein Spaß: Stehend applaudierten die Zuschauer den Akteuren der Theaterabteilung des Turnvereins am Sonntagabend. Drei Stunden dauerte das „Theater in de Tornhall“, und es wurde kein bisschen langweilig. Das muss auch Souffleuse Madeleine Wendt so empfunden haben, die zum Ende der dritten Aufführung das Textbuch auf die Bühne warf: „Ihr sprecht immer eine andere Fassung.“ Das gelang aber so gut, dass selbst der anwesende Autor Jörg Appel augenscheinlich Freude daran hatte.
„Oma Holmes und Opa Watson“, die Kriminalkomödie in drei Akten, geht so: Als Großfamilie leben Oma Emma Spitz-Holmes (Kathrin Reichardt), Gustav Spitz-Watson (Jürgen Hamann), Tochter Vroni (Claudia Thurow) sowie die Enkelinnen Hanni (Silvia Glaser) und Heidi (Sigrid Schellhaas) auf einem hoffnungslos überschuldeten Bauernhof.
Hanni ist freilich nicht nur bäuerlich zugange, sondern mit Knecht Karl (Burkhard Benkelberg) auch im Crumschter Wald hinnerm Kieswerk uffem Hochsitz – arme Schlucker beide. Das ändert sich, als der klasse aufspielende Karl einen Brief erhält, in dem sein Onkel den florierenden Hof auf ihn überträgt. Wenn Hanni geht, muss Heidi verkuppelt werden, damit Mama und die Großeltern nicht alleine dastehen.
Zum Hof gehört mit Magd Olga auch Publikumsliebling Alexandra Gläsmann, die am Ende den lautesten Beifall erhält. Sie hält den russischen Akzent über drei Stunden durch, verkörpert exzellent die etwas zurückgebliebene „kaukasische Steppenkuh“, wie Tobias Lehr sie als Werbetexter Hubsi bezeichnet. Der ist auf dem Hof gelandet, weil sein Auto die Grätsche gemacht hat. So findet er Heidi wieder, in die er sich bei einer ersten Begegnung unsterblich verliebt hat.
So hätte es der von Karl und der das Crumschter Platt und das Spiel beherrschenden Hanni ausgeheckten Kuppel-Party gar nicht bedurft. Dann aber wäre den Zuschauern die Schenkelklopfen verursachende Probe entgangen. Dabei nämlich tanzten die Akteure wild zu „TNT“ von AD/DC, „mit Gefiehl“ zu „Ti amo“ und heimatlich zum Kerwelied. Hochstimmung in de Tornhall erzeugte Olga mit einem Titel von Whitney Houston.
Dass Oma und Opa zu den von Autor Arthur Doyle erfundenen Namen Watson und Holmes kamen, liegt an deren Fehlinterpretation des Briefs an Karl. Da wird aus dem Patenonkel „der Pate“ aus A.L. „Al Capone“ und aus den Ferkeln ein Kinderhandel. Verkompliziert wird die Angelegenheit durch den Verbrecher „Diamanten-Ede“ (Bernd Schellhaas), der beim Gernsemer Juwelier Stelter einen Diamanten geklaut und ihn auf dem Hof versteckt hat. Er versteht es, überzeugend zu sächseln und oberbayerisch zu parlieren.
Erklang eingangs Ron Goodwins Miss-Marple-Thema, ertönte die Derrick-Titelmelodie von Les Humphries, als die Kriminalen Blöd (Stefan Riffner) und Schön (Thomas Thurow) erscheinen. Für das lustige Spiel mit weitergehender Verwirrung und viel Lokalkolorit sorgen auch Werbe-Assistent Berty (René Huschen), Kameramann Charly (Jürgen Wittmann) sowie die Partygäste (Lukas Thurow und Christian Schuknecht). Beteiligt an dem Spaß mit herbem Wortwitz waren zudem Sandra Kösling und Franziska Ley (Maske), Steffen Hofmann und Max Isler (Tontechnik) sowie Christine Schindler-Hill (Bildtechnik).
Schließlich: Ende gut, alles gut. Hubsi wird doch noch Schriftsteller, Oma überwältigt Ede und erhält dafür 25 000 Euro Kopfgeld: Der Hof ist gerettet. Und zumindest an diesem Abend glaubt das Publikum, was im Vorspiel klar zum Ausdruck kam: „Theater in de Tornhall ist gleichzusetzen mit den Filmfestspielen in Cannes.“