RAUNHEIM/STOCKSTADT/DARMSTADT - Nicht weiterhelfen konnten mehrere junge Zeugen dem Landgericht Darmstadt gestern im Fall des 72-Jährigen aus Stockstadt, dem von der Staatsanwaltschaft schwerer sexueller Missbrauch eines Kindes vorgeworfen wird (wir berichteten). Als Fahrer eines Schulbusses zur sonderpädagogischen Christophorus-Schule soll er zwischen 2012 und 2015 ein damals neun bis elf Jahre altes Mädchen betatscht und zu sexuellen Handlungen genötigt haben. Die ehemaligen und aktuellen Mitschüler des Kindes, die täglich auf derselben Kleinbustour mit unterwegs waren, konnten sich allerdings an keine in irgendeiner Weise auffälligen Vorgänge erinnern.
Der Fahrer sei vielmehr äußerst beliebt gewesen, schilderten sie. Schon am ersten Verhandlungstag hatte dem Gericht die Aussage des vermeintlichen Opfers einiges Kopfzerbrechen bereitet. Die heute 14-jährige sei in ihrer Entwicklung deutlich verzögert, berichtete der ehemalige Hausarzt der Familie. „Ich kann mir aber nicht vorstellen, dass sie sich mit ihrem kindlichen Verständnis eine solche Geschichte ausdenkt“, erklärte eine Pädagogin der Mühltaler Schule: „Bewusst lügen kann sie eigentlich gar nicht.“ Die Zeugin erinnerte sich in ihrer Eigenschaft als Präventionsbeauftrage an zwei Gespräche mit dem Angeklagten.
Einmal sei es darum gegangen, dass er die Schüler immer „sehr körperbetont“ begrüßt habe. Im anderen Fall soll er dem Mädchen, das ihn jetzt des Missbrauchs beschuldigt, ungefragt „beim Abputzen behilflich“, gewesen sein, als sie während einer Busfahrt austreten musste. Seit den vermuteten Vorfällen sei die 14-Jährige „sehr verletzlich, aggressiv gegen Gegenstände, fühlt sich schmutzig und nicht wohl in ihrer Haut“, beschrieb die Pädagogin. Der Prozess wird am Montag fortgesetzt. Unter anderem wird noch eine psychologische Sachverständige, die das Mädchen zuhause befragt hatte, ihre Einschätzung abgeben.