Zur Zukunft der Feuerwehrstandorte

Der Mörfelder Wehrführer Peter Schulmeyer kritisiert die Pläne für eine zentrale Feuerwache. Foto: Vollformat/Sebastian Schwappacher

Auf der Bürgerversammlung in Mörfelden-Walldorf prallen unterschiedliche Meinungen aufeinander

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MÖRFELDEN-WALLDORF. Bislang sprachen sich in der Debatte um die Zukunft der Feuerwehrstandorte Regierungskoalition und Magistrat für eine Zusammenlegung aus, während Opposition, zahlreiche Feuerwehrleute und Bürgerinitiative für weiterhin eine Wache pro Stadtteil plädierten. Auf der Bürgerversammlung meldeten sich erstmals öffentlich Feuerwehrleute zu Wort, die wie die Stadtregierung eine gemeinsame Wache favorisieren.

Die Debatte erhitzt noch immer die Gemüter, eine Annäherung konnte man im Bürgerhaus nicht erwarten. Knapp 200 Besucher waren gekommen und schnell zeigte sich, dass Einschätzungen und Beurteilungen weit auseinander liegen. So sahen Rathausspitze und Verwaltung die gesetzliche Hilfsfrist von zehn Minuten bis zum Eintreffen des ersten Einsatzwagens als erfüllt an. Auch mehrere Feuerwehrleute vertraten diese Position, während andere Kameraden und Mitglieder der Bürgerinitiative eine Einhaltung der Fristen infrage stellten.

Von rund 170 Fahrversuchen zur Ermittlung der Anfahrtszeiten berichtete Bürgermeister Heinz-Peter Becker (SPD). Diese hätten gezeigt, dass 40 Feuerwehrleute schnell genug den zentralen Standort an der Wageninger Straße erreichten. Allerdings sagte der Rathauschef auch, dass man mit nur einer Wache in knapp 55 Prozent des Stadtgebiets länger auf Hilfe warten müsse. In Teilen von Mörfelden sind es laut Berechnung bis zu drei Minuten, in Walldorf vereinzelt sogar vier Minuten.

„Es ist alles eine Farce“, meinte der Mörfelder Wehrführer Peter Schulmeyer angesichts der Zahlen. Es sei offensichtlich, dass sich mit einer Wache der Brandschutz verschlechtere. Außerdem gab er zu bedenken, dass an der Wageninger Straße eine Hochspannungstrasse vorbei führe. Gesetzliche Vorgaben würden es verbieten, in einem Umkreis von 400 Metern Räume zur Jugendarbeit einzurichten. Auch von der Stadt angedachte Büroarbeitsplätze und Wohnungen für Feuerwehrleute seien aufgrund der Trasse nicht zulässig. Einen anderen Punkt sprach Marco Schmitz von der BI an. Derzeit könnten 90 Einsatzkräfte schnell genug an den Gerätehäusern sein, wenn es zukünftig noch 40 schafften, bedeute dies für einzelne eine enorme Mehrbelastung.

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Am geplanten Neubau wohnen weniger Aktive

Ein anderer Besucher gab zu bedenken, dass um den geplanten Standort viel weniger Menschen wohnen als um die aktuellen Gerätehäuser. Somit sei auch die Möglichkeit geringer, dass hier weiter Feuerwehrleute lebten oder hinziehen, die dann schnell genug ausrücken. Und von den angenommenen 40 Kameraden seien bis zur Fertigstellung des Neubaus etliche nicht mehr aktiv.

Dass es auch unter Feuerwehrleuten unterschiedliche Positionen gibt, machte Kiyoshi Makabe deutlich, der seit 41 Jahren in verschiedenen Einsatzabteilungen aktiv ist. Eine Zusammenlegung sei das einzige, was für Mörfelden-Walldorf eine Zukunftsperspektive eröffne. Denn langfristig werde es immer schwieriger, genügend Ehrenamtler zu finden. „Wir müssen uns darauf einstellen, dass die Situation in 20 oder 30 Jahren anders aussieht als heute.“

Schon jetzt werde es nicht einfach, Hilfsfristen einzuhalten, ergänzte Roland Adomeit. Besonders am Tag sei die Personaldecke dünn, an einem Standort ließen sich die Kräfte bündeln, so der Feuerwehrmann.

Bei dem schwierigen Thema spielt nicht nur der Brandschutz eine Rolle, wie Bürgermeister Becker erklärte. Wenn man Gerätehäuser zusammenlege, schaffe man Platz für den Wohnungsbau, könne die entsprechenden Grundstücke verkaufen und so einen neuen Bauhof sowie ein Vereinsheim für das DRK Walldorf an der Wageninger Straße finanzieren. Ein neue Wache könne in etwa sieben Jahren fertig sein, so Becker. Allerdings nur, wenn der Bürgerentscheid am 16. Dezember entsprechend ausfalle. Denn dann sind alle Wahlberechtigten aufgerufen, über die Standortfrage zu entscheiden.

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Von Sebastian Schwappacher