Kommt ein Baugebiet südlich der Walldorfer Zwillingstraße?

Südlich der Walldorfer Zwillingsstraße zwischen B 44 und Bahnlinie könnte ein neues Baugebiet entstehen. Foto: VF/Marc Schüler

Der Mörfelden-Walldorfer Magistrat antwortete auf Anfrage der DKP/Linken Liste zur Situation auf dem Wohnungsmarkt in der Doppelstadt.

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MÖRFELDEN-WALLDORF. Der Wohnungsmarkt in der Doppelstadt ist angespannt, Mieten und Immobilienpreise steigen. Dass dieser Trend stoppt, scheint unwahrscheinlich. Gehen Experten doch davon aus, dass in den nächsten Jahren Zehntausende Menschen ins Rhein-Main Gebiet ziehen möchten.

Wie wirkt sich diese Entwicklung auf die Stadtgesellschaft aus, was plant die Verwaltung und welche Optionen hat man im Rathaus? Diese Fragen richtete die DKP/Linke Liste an den Magistrat, der nun ein umfangreiches Antwortschreiben vorlegt. Auf sechs Seiten wird zu 20 Punkten Stellung bezogen. Gegenüber Pressevertretern erläuterte Bürgermeister Heinz-Peter Becker (SPD) die Situation und macht sich für ein neues Baugebiet stark.

Nach seiner Abwahl wird der Rathauschef darauf allerdings keinen großen Einfluss mehr nehmen können. Ein rund 20 Hektar großes Gelände hat er zuletzt noch beim Regionalverband als zukünftiges Bauland angemeldet. Unmittelbar hinter dem Ortsrand von Walldorf, zwischen Bahnlinie und B 44, könnten 900 bis 1000 neue Wohnungen entstehen, so Becker. Entwickele man keine neuen Baugebiete, werde der Wohnungsmarkt „überkochen“, sagte er weiter. Denn innerhalb der Städte ließen sich nur noch wenige Wohnungen errichten.

Ob das Gebiet südlich der Zwillingstraße als Bauland zugelassen wird, ist offen und wird sich im Laufe eines längeren Verfahrens zeigen. Aktuell sind die Wiesen und Felder als geschützter Landschaftsbereich benannt, eine Umwidmung müsste von der Unteren Naturschutzbehörde genehmigt werden, heißt es in der Magistratsvorlage. Eine Machbarkeitsstudie hat die Verwaltung in Auftrag gegeben, Ergebnisse sollen im Herbst vorliegen. Im Rahmen einer Umwidmung und Ausweisung als Baugebiet müsste es öffentliche Beteiligungsrunden geben. Die letztlich Entscheidung treffe der Regionalverband, wenn er wie geplant 2023 einen neuen Flächennutzungsplan beschließt, so der Bürgermeister. Die Kommunalpolitik müsse sich mit dem Thema in den nächsten Jahren intensiv beschäftigen. Laufe das Verfahren, könne das Parlament etwa eine Stellungnahme abgeben. Klar sei dabei, dass Felder und Streuobstwiesen westliche der Bahnlinie auf keinen Fall als Baugebiet in Frage kämen, betonte der Bürgermeister.

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„Ohne Kompromisse wird es nicht gehen“, sagte Heinz-Peter Becker mit Blick auf einen künftigen Wohnungsbau. In dem Wissen, dass die Meinungen dabei auseinandergehen. Denn für Grüne und DKP/LL sind die Freiflächen zwischen den Stadtteilen tabu, wie sich etwa während des Bürgermeisterwahlkampfs gezeigt hat. Für Klimaschutz, Artenvielfalt und als Naherholungsgebiet möchte man das Gebiet unbedingt erhalten.

Bei dem Pressegespräch machte Becker aber deutlich, vor welchem Dilemma man steht. Schon jetzt warteten 420 Haushalte auf eine Sozialwohnung. Um den Bestand an Sozialwohnungen zu halten, müssten eigentlich jedes Jahr 30 bis 40 neue gebaut werden, für die es aber keinen Platz gebe. Gleichzeitig werde es für Menschen schwieriger, bezahlbare Wohnungen auf dem freien Markt zu finden, wenn sie über keine hohen Einkommen verfügten. „Bei mir stehen deshalb jede Woche Bürger auf der Matte“, so Heinz-Peter Becker.

Vor diesem Hintergrund müsse man entscheiden, ob man das neue Baugebiet wolle. Als Zielvorgabe für günstigen Wohnraum gab der Rathauschef 50 Prozent aus. Dies lasse sich in dem angestrebten Baugebiet über Vorgaben durchsetzen, trotz steigender Grundstückspreise. Behandelt wird die Magistratsantwort in der Stadtverordnetenversammlung am 18. Juni. Dann ist mit einer ersten hitzigen Debatte zu rechnen, die der Start für eine längere politische Auseinandersetzung sein dürfte.

Von Sebastian Schwappacher