120 Bürger leisten bisher ihre Unterschrift für Petition für eine barrierefreie Station Walldorf. Bürgermeister Heinz-Peter Becker (SPD) sieht indessen wenig Hoffnungen, dass sich an der Situation schnell etwas ändern lässt.
Von Sebastian Schwappacher
Nur über eine Treppe kommt man zum Gleis. Die Jusos starten nun eine Unterschriftensammlung für den barrierefreien Ausbau des Walldorfer Bahnhofs.
(Foto: Vollformat/Sebastian Schwappacher)
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MÖRFELDEN-WALLDORF - Unter dem Motto „Bahnhof Walldorf – jetzt barrierefrei!“ haben die Jusos in Mörfelden-Walldorf eine Unterschriftensammlung gestartet. Mit der Aktion soll Druck auf die Deutsche Bahn gemacht werden, die laut Jusos einen komplett barrierefreien Bahnhof in Walldorf verzögere und nicht konstruktiv mit der Stadt zusammenarbeite. Bei der ersten Unterschriftensammlung am Bahnhof unterzeichneten rund 120 Menschen die Petition der Jusos.
„Die Deutsche Bahn beschneidet mobilitätseingeschränkte Menschen in ihrem Grundrecht und schränkt sie in ihrer Mobilität zusätzlich ein. Aus diesem Grund solidarisieren wir uns mit allen betroffenen Personen, damit der öffentliche Nahverkehr künftig für alle vollständig nutzbar ist“, betonte Maximilian Gegenheimer.
Der Vorsitzende der Jusos Mörfelden-Walldorf berichtete, dass sich die Stadt schon seit 1999 dafür einsetze, beide Bahnhöfe barrierefrei auszubauen. Im Mörfelden sei dies gelungen, auch wenn der Fahrstuhl häufig für längere Zeit defekt sei. Am Walldorfer Bahnhof ist der mittlere Bahnsteig zum Gleis nach Frankfurt dagegen nur über Treppen zu erreichen. „Für mobilitätseingeschränkte Menschen bedeutet die momentane Situation bereits vor Reiseantritt Richtung Frankfurt Endstation“, so Gegenheimer. Die Stadt bemühe sich in einem zähen Diskussionsprozess um eine Lösung mit der Bahn. Dabei präsentiere das Unternehmen aber lediglich nicht umsetzbare Vorschläge und verzögere den Prozess.
Auf Nachfrage machte Bürgermeister Heinz-Peter Becker (SPD) wenig Hoffnungen, dass sich an der Situation schnell etwas ändern lässt. So hatte das Parlament Ende vorigen Jahres 50 000 Euro für eine mögliche juristische Auseinandersetzung im Haushalt bereitgestellt. Mittlerweile habe eine Anwaltskanzlei die Angelegenheit geprüft und sei zu dem Schluss gekommen, dass es kein einklagbares Recht auf einen barrierefreien Ausbau gebe. Daher bemühe man sich mittlerweile erneut um ein Treffen mit Verantwortlichen der Bahn. Da der Bahnhof im Besitz der Bahn ist, kann die Stadt nicht ohne deren Einverständnis aktiv werden. Die Vorstellungen, wie man zu einer Lösung kommt, gehen weit auseinander. Die Bahn setzt auf einen Tunnel samt Aufzügen, während die Stadt eine lange Rampe präferiert – auch, um technische Defekte und Vandalismus an Aufzügen auszuschließen. Da die Bahn aber nicht mitzieht, zeigte sich Becker bereit, nun den Bau eines Tunnels in Erwägung zu ziehe. Allerdings ist er weiterhin sehr skeptisch, ob dies baulich überhaupt möglich und praktikabel ist.
Wer die Aktion der Jusos unterstützen möchte, findet Unterschriftenlisten an den Infoständen der SPD auf den Wochenmärkten.
Auch online kann man sich über die Seite www.openpetition.de/petition/online/bahnhof-walldorf-jetzt-barrierefrei beteiligen.