„Stammtischbier“ und „Ruhig Brauner“: Mit Erfahrungen aus den USA braut Familie Wohlsperger ihr eigenes Craft-Beer.
Von Britta Karadzole
Bier-Begeisterung als US-Import: Charlene und Andreas Wohlsperger in ihrer Brauerei im alten Faselstall von Mörfelden.
(Foto: Thorsten Boor)
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MÖRFELDEN - In Mörfelden fließt das Bier im Stall. Im April 2018 hat sich die Familie Wohlsperger hier mit ihrer Craft-Beer-Brauerei „Faselbräu“ niedergelassen. Andreas und Charlene Wohlsperger haben sich und den Craft-Beer-Trend in den USA kennengelernt. Beide sind in Vollzeit berufstätig und häufig unterwegs. Bei der Rückkehr nach Deutschland 2017 spielte die Nähe zum Flughafen eine große Rolle. Jetzt lebt das Paar mit seinen beiden Kindern in Mörfelden.
In einem ehemaligen Faselstall stehen seither silberglänzende Tanks, in denen verschiedene handwerklich hergestellte Biere zur Abfüllreife gelangen – aktuell die Sorten „Stammtischbier“ und „Ruhig Brauner“. Das Sortiment, das die Wohlspergers herstellen und verkaufen, umfasst mittlerweile mehr als zehn Sorten. Sie haben so illustre Namen wie „Merfeller Rammler“, der Lokal-Favorit, eine Kreuzung aus Pale Ale und bayerischem Hellen, oder „Bullensaft“, das kräftige und dunkle Stout, an das sich Industriebiergaumen erst gewöhnen müssen.
Zusammen mit den anderen Brauern in der Craft-Beer-Szene macht sich Wohlsperger manchmal so seine Gedanken über große Brauereien, die auf diesen Trend setzen. „Ist es wirklich ein Craft-Beer, wenn geringe Mengen eines Biers mit ungewöhnlicheren Geschmacksanteilen durch die Hochleistungsanlagen einer Großbrauerei laufen? Ich meine nicht“, gibt er zu bedenken. 2018 hat die Marktforschungsplattform Statista mehr als 850 sogenannte Mikrobrauereien in Deutschland gezählt. Faselbräu und die anderen Kleinstbrauereien decken dabei etwa 1,6 Prozent des Absatzes am deutschen Biermarkt ab, jeder vierte Bierkäufer greift zumindest gelegentlich zum Craft-Beer.
FASELBRÄU
„Faselbräu – Zum Wohl Brauerei“, Hintergasse 4, 64546 Mörfelden, www.faselbraeu.de.
Verkauf jeweils am ersten und dritten Samstag des Monats von 13 bis 18 Uhr.
Am 12. Juli und 9. August von 17 bis 21 Uhr ist Faselbräu im „Biergarten am Dalles“ am Mörfelder Marktplatz vertreten, das nächste Brauereifest ist am 25. August. (brk)
Dabei sind vor allem die außergewöhnlichen Geschmacksvarianten gesucht, wie auch Andreas Wohlsperger weiß. Er experimentiert daher gerne mit neuen Rezepturen und verzichtet auf künstliche Aromen und Zusätze. Dabei kommt es dem Faselbräu zugute, dass Wohlspergers Cousin in der Holledau Hopfen anbaut. Also wird die Zutat nur aus geprüfter Familienherkunft bezogen. Den Honig für die Sorte „Bienenstich“ liefert der benachbarte Imker.
Für Geschmacksexperimente begeben sich Charlene und Andreas Wohlsperger auch schon mal aufs Feld oder ins Gewürzkontor. „Letztes Jahr habe ich die Himbeeren für das Ferkel-Bier selbst gesammelt – mit Säugling im Gepäck“, erzählt Charlene Wohlsperger schmunzelnd.
Die Amerikanerin aus Florida ist Inhaberin von Faselbräu. Ihr Mann Andreas, der in Norddeutschland aufwuchs und die letzten zwei Lebensjahrzehnte in den USA und Australien lebte und arbeitete, ist als Brauer tätig. Gemeinsam bewirten sie den Ausschank und Verkauf, der zweimal monatlich geöffnet ist. Dabei ist nicht immer jede Sorte vorrätig – Klasse ist wichtiger als Masse, wie es eine Manufaktur im Nebenerwerb auszeichnet.