Zum Bürgerforum zur Entwicklung des Quartiers Mörfelden-Nordwest kommen weniger Besucher als erwartet.
Von Mirko Stepan
Blick auf den herbstlichen Tizianplatz. Er zählt zu den sozialen Brennpunkten Mörfeldens.
(Foto: Vollformat/Ursula Friedrich)
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MÖRFELDEN-WALLDORF - Mörfelden-Nordwest – die Quartiersbezeichnung klingt so trist, wie das Erscheinungsbild des Stadtviertels bisher in vielen Bereichen erscheint. Im Rahmen des Projekts Soziale Stadt soll das Quartier nun umgekrempelt werden und in frischem Glanz erstrahlen. Das soll den Bewohnern mehr Lebensqualität bringen.
Bürger, Vereine, Glaubensgemeinschaften und Organisationen waren am Samstag bei einem Bürgerforum zum Ideenaustausch aufgerufen. Wo liegen die Entwicklungspotenziale des Viertels, lautete die Kernfrage. Mit dieser beschäftigen sich Stadtplaner wie Martin Fladt vom Planungsbüro UmbauStadt. Sie haben die Problemzonen des Quartiers unter die Lupe genommen und bereits einige Ideen gesammelt. So soll unter anderem ein Nachbarschaftszentrum entstehen.
Entwicklungspotenzial sehen die Experten an vielen Orten im Viertel, beispielweise im Bereich Feststraße und dem angrenzenden Festplatz. Im gesamten Bereich entlang des Bahndamms sei eine Grünanlage vorstellbar, die die Menschen zum Verweilen einlädt, erklärt der Architekt bei einer Begehung. Solche Vorschläge sind es, die die Quartiersbewohner am Samstag in Arbeitsgruppen mit unterschiedlichen Schwerpunkten – baulich oder sozial geprägt – erarbeiten sollten.
ÖFFNUNGSZEIT DES QUARTIERSBÜROS
Im Quartiersbüro im Obergeschoss des Bahnhofsgebäudes finden Bürgerinnen und Bürger montags bis donnerstags von 9 bis 13 Uhr und freitags von 10 bis 12 Uhr Ansprechpartner rund um das Projekt „Soziale Stadt“. Am Freitag, 8. November, findet dort ab 14 Uhr ein Tag der offenen Tür statt. Mehr Informationen unter 06105-3 20 35 40 oder qm-moerfelden@qurban.de. (mirk)
Auch Reinhard Berben und Elmar Sistermanns aus dem SKV-Vorstand sind mit konkreten Vorschlägen im Gepäck zum Bürgerforum gekommen. Der Verein möchte sein Sportstudio in der Feststraße mit einem Anbau erweitern, dort sollen künftig unter anderem Reha-Sportangebote stattfinden. Die alte Sporthalle am Festplatz wird wegfallen. Menschen wie Berben und Sistermanns sind bei dem Projekt für die Planer enorm wichtig: Sie sind sogenannte Multiplikatoren, die die Projektinhalte weiter verbreiten und mit deren Hilfe viele Bewohner erreicht werden können.
Wie unterschiedlich die Interessen bei einer Umgestaltung von Mörfelden-Nordwest sein können, zeigt nicht nur der Wunsch nach einem attraktiven Namen, den Erster Stadtrat Burkhard Ziegler (Freie Wähler) am Rande äußert. Beispielhaft könne der Tizianplatz genannt werden, der heute eher Brennpunkt denn Treffunkt sei.
Während sich ältere Quartiersbewohner beim Bürgerforum dafür aussprechen, Sitzmöglichkeiten zu schaffen und Gastronomie zu etablieren, würde sich der Nachwuchs über eine Skateanlage freuen. Genau das ist das Ziel eines Bürgerforums: Brainstorming, mit dessen Hilfe ein breit aufgestellte Wunschkatalog entwickelt wird, aus dem dann die Städteplaner ihr Konzept für die Zukunft entwickeln, das sogenannte Integrierte Städtebauliche Entwicklungskonzept (ISEK).
Dort werden die Förderschwerpunkte aufgeführt, die der Stadtteil benötigt – das ist schließlich der Maßnahmenkatalog für Verwaltung, sofern die notwendigen politischen Beschlüsse dafür gefasst werden. Das soll im April 2020 der Fall sein.
Dass für die Verantwortlichen noch ein weiter Weg zu gehen ist, zeigt nicht nur die Zahl der Bürger, die am Samstag mitgemacht haben – 30 waren deutlich weniger als erwartet. „Wir überlegen uns Möglichkeiten, manche Gruppen besser abzuholen“, betonte Sozialamtsleiter Heimo Boschert.
Unterrepräsentiert waren bisher zum Beispiel Bewohner mit Migrationshintergrund. Boschert ist dennoch mit den Ergebnissen aus den Arbeitsgruppen zufrieden. Es habe sich gezeigt, dass alle ein gemeinsames Interesse haben: Sie möchten ihr Viertel lebenswerter gestalten, baulich und menschlich.