Es geht um Einhaltung der Hilfsfrist

Wie geht es mit den Gerätehäusern der Feuerwehr weiter? In der nächsten Sitzungsrunde soll das Parlament darüber eine Entscheidung fällen.  Foto: Vollformat/Sebastian Schwappacher  Foto: Vollformat/Sebastian Schwappacher

Wie geht es mit den Gerätehäusern weiter? Um diese Frage wird derzeit öffentlich gestritten. Läuft die Debatte über Sanierung oder Zusammenlegung in einem Neubau schon...

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MÖRFELDEN-WALLDORF. Wie geht es mit den Gerätehäusern weiter? Um diese Frage wird derzeit öffentlich gestritten. Läuft die Debatte über Sanierung oder Zusammenlegung in einem Neubau schon einige Jahre, steht nun offenbar eine Entscheidung an. In der nächsten Parlamentsrunde soll es einen Antrag des Magistrats geben, kündigte Bürgermeister Heinz-Peter Becker (SPD) auf Nachfrage an. Ins Detail gehen möchte der Rathauschef nicht, da das Thema eine gewisse Brisanz habe und die politischen Gremien die Vorlage noch nicht kennen würden. Da am 12. Juni die nächste Sitzungsrunde beginnt, wird es aber nicht mehr lange dauern, bis man von den Plänen des Magistrats erfährt. Das Stadtparlament tagt am 19. Juni zum letzten Mal vor der Sommerpause.

Becker kündigt Vorlage fürs Parlament an

Neuen Schwung dürfte die Debatte aufgrund einer Bürgerinformation erhalten, die der Walldorfer Verein der Freiwilligen Feuerwehr in den Druck gab und an alle Haushalte verteilen möchte. Man habe einige Arbeit in das Faltblatt gesteckt und wolle nun den Standpunkt des Vereins deutlich machen, sagte Vorsitzender Sebastian Gleser im Gespräch.

Mit der Bürgerinformation wird klare Position für die Beibehaltung von zwei Gerätehäusern bezogen. Gleich auf der ersten Seite ist zu lesen, dass kurze Wege einen effektiven und flächendeckenden Brandschutz gewährleisteten. Außerdem komme die Sanierung beider Feuerwachen merklich günstiger als ein zentraler Neubau. Schon jetzt spare die Stadt wegen des ehrenamtlichen Einsatzes der Feuerwehrleute millionenschwere Kosten für eine Berufsfeuerwehr. Dabei habe man sich in beiden Stadtteilen so aufgestellt, dass sich der Fuhrpark ergänze.

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Aus der Lokalpolitik spricht der Verein die Freuen Wähler direkt an. Diese behaupteten, ein zentraler Standort bringe kürzere Wege und ein schnelleres Ausrücken mit sich. „Fakt ist, dass aufgrund der längeren Anfahrt eine Erstbesetzung bei einem zentralen Standort länger dauert“, ist in dem Faltblatt zu lesen. Eine grafische Darstellung zeigt, dass bei einer Wache die Hilfsfrist nicht eingehalten werden könne. Gesetzlich ist geregelt, dass nach spätestens zehn Minuten wirksame Hilfe zu leisten ist. Laut dem Verein treffe man bei einem Standort aber erst nach neun bis zwölf Minuten am Einsatzort ein.

In einem Interview geht der stellvertretende Stadtbrand- inspektor Theo Herrmann auf diesen Punkt ein und erklärt, eine zentrale Wache mache daher eine zusätzliche hauptamtliche Wehr nötig. Landesweit habe die Erfahrung gezeigt, dass Zusammenlegungen mit einem Rückgang des ehrenamtlichen Engagements von 30 Prozent einhergingen. Derzeit sieht Herrmann die Einsatzabteilungen in beiden Stadtteilen für die nächsten Jahre gut gerüstet. Sofern beide Standorte erhalten bleiben, brauche es keine hauptamtlichen Kräfte.

Bürgermeister Becker ging auf Argumente der Bürgerinformation nicht einzeln ein, sprach aber von teilweise falschen und grenzwertigen Aussagen. Vor allem an den Äußerungen von Herrmann störte er sich. Als stellvertretender Stadtbrandinspektor organisiere er als Ehrenbeamter den Feuerwehrdienst für die Stadt. Daher sei es schwierig, wenn er nun öffentlich mit seiner Meinung auftrete. Nach der Ankündigung einer Magistratsvorlage und der flächendeckenden Verteilaktion des Feuerwehrvereins dürfte die öffentliche Diskussion in den nächsten Wochen sicher noch zunehmen.

Von Sebastian Schwappacher