Kreis Groß-Gerau: Hilfe bei Demenz auch in der Pandemie
Vieles wird in Corona-Zeiten aufgeschoben, doch die Alzheimer- und Demenzkrankengesellschaft in Rüsselsheim arbeitet unverändert weiter. „Echo hilft“ unterstützt den Verein.
KREIS GROSS-GERAU. Vieles wird aufgeschoben in der Pandemie. Auch in der Alzheimer- und Demenzkrankengesellschaft in Rüsselsheim beobachtet man in zahlreichen von demenziellen Erkrankungen betroffenen Familien eine abwartende Haltung. Dabei können die Beratungsangebote des kreisweit engagierten Vereins auch in Corona-Zeiten unverändert unter Einhaltung der Hygieneregeln im Rüsselsheimer „Haus der Senioren“ in Anspruch genommen werden.
"Ich halte es zuhause gerade noch so aus"
Dort finden auch die regelmäßigen Treffen der Betreuungsgruppe statt, die Angehörigen für einige Stunden freie Zeitgestaltung ermöglichen. Das nächste Angehörigen-Treffen in Rüsselsheim ist für Dienstag, 8. Dezember, von 17.30 bis 19.30 Uhr geplant. Lediglich in Groß-Gerau musste dieses Angebot aufgrund der Schließung der Seniorenbegegnungsstätte „Haus Leni“ vorübergehend eingestellt werden. Die Teilnahme an allen Terminen erfolgt nach Voranmeldung, betont Geschäftsstellenleiterin Annett Vielemeyer.
So lange auf Unterstützung zu verzichten, bis gar nichts mehr geht, ist jedoch auch zu normalen Zeiten ein verbreitetes Muster in betroffenen Familien. „Ich halte es zuhause gerade noch so aus“, zitiert Vielemeyer einen Satz, den sie häufig von Angehörigen hört. Verstärkt werde diese Haltung derzeit durch die schwierige Situation in den Pflegeheimen. Verschärfte Corona-Regelungen mit eingeschränkten Besuchszeiten ließen Familien sehr lange zögern, einen Pflegeplatz für an Demenz erkrankte Angehörige zu suchen, obwohl die Belastung zu Hause zu groß geworden sei. „Man verschiebt Dinge.“ Dazu gehören beispielsweise auch Termine in der Gedächtnisambulanz zur diagnostischen Abklärung oder zur medikamentösen Einstellung von Patienten, ebenso würden Tagespflegeplätze derzeit weniger nachgefragt.
Viele Hilfestellungen
Wer spät Hilfe suche, habe allerdings nicht mehr viele Optionen, weiß Vielemeyer. Grundsätzlich sei es eher typabhängig, ob jemand frühzeitig Rat und Unterstützung in Anspruch nimmt. In seltenen Fällen nutzten Betroffene selbst aus eigener Initiative diese Möglichkeit. „Das Gros unserer Kunden kommt, wenn man die Augen vor der Krankheit nicht mehr verschließen kann.“ Wer den Weg zur Alzheimer- und Demenzkrankengesellschaft gefunden hat, kann auf viele Hilfestellungen zugreifen. Dazu gehören unter anderem die fachliche Beratung rund um demenzielle Erkrankungen sowie zu Leistungen der Pflegeversicherung, aber auch familienunterstützende Dienste, der Austausch in Angehörigen-Gesprächskreisen oder betreute Gruppentreffen für Betroffene.
Doch wann ist der richtige Zeitpunkt gekommen, die Beratungsstelle zu kontaktieren? „Wenn das Bauchgefühl sagt: Das ist nicht mehr normal.“ Zu Beginn einer Erkrankung tauche der Gedanke auf: „Das war heute ein schlechter Tag, morgen wird es sicher wieder besser“, weiß Annett Vielemeyer. Wer sich bei dieser Ausrede häufiger ertappe, sollte fachkundigen Rat einholen. Angehörigen empfiehlt Vielemeyer, zum ersten Beratungstermin alleine zu kommen. Unter einer bereits länger andauernden Belastungssituation habe sich vieles aufgestaut, was im geschützten Gesprächsrahmen zur Sprache kommen kann. Demenz sei eine Erkrankung, die sich noch stärker auf Angehörige als auf die Patienten selbst auswirke. Auf ihnen laste viel Verantwortung. Sie müssten zudem ihr Kommunikationsverhalten und die eigene Rolle ändern. Mehr Infos im Internet unter www.alzheimer-ruesselsheim.de und montags bis freitags von 8 bis 16 Uhr am Beratungstelefon unter 06142-21 03 73.