Die Bürger im Kreis Groß-Gerau zeigen vielerorts Initiative

Der Solvadis-Antrag zur Tanklagererweiterung ist in elf Aktenordnern beim RP Darmstadt erfasst.

Wo vielen Menschen etwas ein Dorn im Auge ist, formiert sich Widerstand. Eine Auswahl der Bürgerinitiativen im Kreis zeigt, wogegen diese sich wehren und welche Ziele sie haben.

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KREIS GROSS-GERAU. Nicht jedes Projekt lässt sich im Landkreis Groß-Gerau ohne den Widerstand mancher Bürgerinitiative umsetzen. Doch welche Zusammenschlüsse gibt es und wogegen wehren diese sich? Eine Auswahl.

In Gernsheim, beispielsweise, möchte die Firma Solvadis Distribution GmbH ihr Chemikalientanklager erweitern. Fünf neue Tanks mit insgesamt 12.500 Kubikmetern Fassungsvermögen sollen die bisherige Kapazität vor Ort um 70 Prozent erhöhen. Schon jetzt trennen nur 35 Meter einige Wohnhäuser und die mit Chemikalien gefüllten Tanks an der Mainzer Straße voneinander. Um das Vorhaben zu verhindern, hat sich die BI "Bürger in Acht" formiert. Rund 2000 Einwendungen gegen die geplante Tanklager-Erweiterung - was knapp 20 Prozent der über 10.700 Bürger Gernsheims entspricht - hat diese bereits zusammengetragen und beim für die finale Entscheidung zuständigen Regierungspräsidium Darmstadt abgeben.

Von Kiesabbau und Abfällen aus einem Atomkraftwerk

Etwa eine halbe Autostunde weiter nördlich wehrt sich "Büttelborn 21" gegen die angedachte Einlagerung von freigemessenen Abfällen aus dem Bibliser Atomkraftwerk auf der Büttelborner Mülldeponie. Die Gemeinde, der Kreis Groß-Gerau, Deponiebetreiber AWS und die Bürgerinitiative sind sich in der Sache einig (wir haben berichtet), die endgültige Entscheidung fällt aber im Umweltministerium.

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Rund um Trebur wiederum stehen sich die "Bürgerinitiative gegen den Kiesabbau" (BIK) und die Firma Dyckerhoff gegenüber. Das Unternehmen möchte ein bis zu 80 Hektar großes Areal bei Geinsheim, in der Nähe von Hessenaue, erschließen. Mehr als 50 Jahre lang sollen per annum maximal 450.000 Tonnen Sand und Kies gefördert und anschließend zu mehr als 50 Prozent (250.000 Tonnen) über die Straße abtransportiert werden, was für die Initiative ein Dorn im Auge ist. Der Rest würde über Rhein und Main verschifft, ein Transport über die Schiene sei laut Dyckerhoff nicht möglich. Der Entscheidungsträger ist auch hier das Regierungspräsidium.

Keinen Widerstand mehr aus dem Kreis Groß-Gerau gibt es mittlerweile hingegen beim Projekt Ultranet des Übertragungsnetzbetreibers Amprion. Die neue Gleichstromverbindung zwischen Nordrhein-Westfalen und Baden-Württemberg soll rund 340 Kilometer lang sein und an mehreren Standorten im Kreis den bereits bestehenden Trassenverlauf nutzen. Die "Bürgerinitiative gegen Ultranet in Rüsselsheim" hat sich dafür eingesetzt, dass mindestens 400 Meter Abstand zwischen Trasse und Wohngebiet eingehalten werden sollten. Weil "das Gefühl eindeutig war, dass wir nichts mehr machen können", sei die Initiative nun "eingeschlafen", wie Tanja Anthes von der BI mitteilt. "Es ist traurig. Wir haben solange gekämpft, wie wir noch eine Chance gesehen haben."

Aufgelöst hat sich zudem die "Bürgerinitiative Mainspitze gegen Flughafenausbau" (BIMS), wie eine dort ehemals Aktive bestätigt.