GROSS-GERAU - Ein Verkehrsforum ist am Montagabend im Kulturcafé aus der Taufe gehoben worden. Mehr als zwei Stunden diskutierten rund 30 Teilnehmer darüber, wie sie Druck auf Politiker ausüben wollen, um den Autoverkehr aus der Innenstadt zurückzudrängen.
Eingeladen hatten der Vorsitzende des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs (ADFC) Groß-Gerau, Norbert Sanden, und Walter Seeger, Vorsitzender des Vereins Kulturcafé. Es sei Zeit, etwas zu tun, sagte Sanden: "Denn es ist nicht zu erwarten, dass in absehbarer Zeit in Sachen Verkehrswende große Impulse aus dem Rathaus kommen werden."
Sanden, der nach eigener Aussage 70 ADFC-Mitglieder in der Stadt vertritt (in Hessen sind es 17 000, auf Bundesebene 190 000) erklärte es als oberstes Ziel, lebenswerte Innenstädte mit besserer Aufenthaltsqualität zu schaffen. Dazu gehöre nicht nur der Ausbau von sicheren Radwegen, sondern auch eine verbesserte Qualität, Pünktlichkeit und Taktung des öffentlichen Nahverkehrs bis hin zum Nulltarif. Vor allem aber müsse Radfahrern und Fußgängern Vorrang vor dem motorisierten Verkehr eingeräumt werden.
Der ADFC-Vorsitzende schlug vor, ein Manifest für Groß-Gerau auszuarbeiten, in dem Forderungen und Vorschläge für eine Verkehrswende gesammelt und zu einem Forderungs-Katalog erhoben werden. Sollte die Politik nicht angemessen reagieren, müsse es Aktionen geben, die die Straßenverkehrsordnung nicht untersagt, notfalls aber auch solche des zivilen Ungehorsams.
Zum Thema öffentlicher Nahverkehr war die Meinung noch einheitlich: Busse und Bahnen von LNVG/RMV müssten - in Anlehnung an einen Beschluss des Kreistages - kostenlos werden. Die Meinungen für einen zweiten Punkt im Manifest, die autofreie Innenstadt, waren jedoch differenziert. Immer wieder stand hierbei die Darmstädter Straße vom Marktplatz bis zur Frankfurter Straße im Mittelpunkt: Von einer Sperrung für den Autoverkehr bis zur Umwidmung in eine Fahrradstraße oder sogar Spielstraße reichten die Vorstellungen.
Angeführt wurden von den Versammlungs-Teilnehmern hierbei "unzumutbare Zustände" für Radfahrer, für die Lebensgefahr bei Gegenverkehr bestehe. Zum längeren Verweilen gebe es hier keinen Grund, weil "Autos wie an der Perlenkette fahren" und Radfahrer rücksichtslos überholten. Auch Aktionen wurden bereits diskutiert, mit denen Autofahrern die Darmstädter Straße "vergällt" werden soll.
Nach langer Diskussion überwog die Einsicht, dass das Gremium zu groß ist, um einzelne Fragen zu diskutierten. Dazu sollen nun Arbeitskreise gebildet werden, die ihre Vorstellungen in das Plenum einbringen.