Frauenrechtlerin Christel Göttert erhält Kulturpreis des Kreises Groß-Gerau
Von Peter Mikolajczyk
Große Ehre für Christel Göttert: Die Rüsselsheimerin ist Kulturpreisträgerin des Kreises Groß-Gerau. Foto:Vollformat/Frank Möllenberg
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KREIS GROSS-GERAU - „Wie in einem wunderbaren warmen Sommerregen“ fühlte sich nach eigenem Bekunden am Sonntag im Georg-Büchner-Saal des Landratsamtes in Groß-Gerau die 75 Jahre alte Kämpferin für das Matriarchat, Christel Göttert aus Rüsselsheim. Soeben hatte sie den Kulturpreis des Kreises entgegengenommen und dafür minutenlangen Applaus der 300 Gäste erhalten.
Im Verlag sind rund 100 Bücher erschienen
40 Jahre lang hat sich Christel Göttert für mehr Rechte der Frauen eingesetzt, in zahlreichen Organisationen gewirkt, ihren frauenpolitischen Verlag in Rüsselsheim gegründet, in dem seither rund 100 Bücher zu den Themen Frauenwelten und Frauenleben erschienen sind. Mit ihnen wollte die Inhaberin „dem weiblichen Blick auf die Welt Ausdruck verleihen und die Vielfalt weiblichen Schaffens und Denkens sichtbar machen“, so Wolfgang Schneider, der die Laudatio hielt. Gekommen waren zahlreiche Mitstreiterinnen: Vertreterinnen des DGB-Frauenforums, des Frauenzentrums Rüsselsheim, von 123Kultur, des Vereins Wildwasser, Christinnen beider Konfessionen, des Frauenhauses Raunheim, des Kinderschutzbundes, sogar Mitglieder des „Züricher Labyrinthes“ waren gekommen.
„Der Preis würdigt das kulturelle, aber auch das kulturpolitische Schaffen von Christel Göttert, das herausragend ist“, lobte Landrat Thomas Will (SPD). Der Frauenbuch-Verlag sei einer der wenigen noch heute bestehenden und zähle daher zu den lobenswerten Besonderheiten in Rüsselsheim sowie dem Kreis. Christel Göttert wisse: Der Einsatz für Geschlechtergerechtigkeit sei der Einsatz für eine gerechtere Welt.
ZUR PERSON
Christel Göttert ist 1942 in Mainz geboren worden und lebt in Rüsselsheim. Sie engagierte sich unter anderem im Frauenzentrum, im Frauenhaus und bei Wildwasser. 1992 gründete sie den Christel-Göttert-Verlag, in dem seither rund 100 Bücher zu den Themen Frauenwelten und Frauenleben erschienen sind. (miko)
Professor Wolfgang Schneider (Bischofsheim) befand, dass es noch immer Ungleichheit in der Arbeitswelt und Ungerechtigkeit bei der Entlohnung von Leistungen gebe. Die Unmöglichkeit, Familie und Beruf gelingend zu gestalten, sei nach wie vor Tatsache. Doch Christel Göttert sei guter Dinge: „Es ändert sich schon was“, sage sie bescheiden. Ausführlich schilderte Schneider die einzelnen Stationen, die Göttert zur Erreichung ihrer Ziele bewältigt hat. Besonders geprägt habe sie dabei die Auseinandersetzung um die Flughafenerweiterung, „wo die Interessen der Bürger mit Füßen getreten worden sind“. Sie könne bis heute nicht akzeptieren, dass der Raubbau an der Natur den ökonomischen Interessen untergeordnet worden sei.
Abschließend befasste sich Schneider mit den Buch-Erscheinungen des Christel-Göttert-Verlages und folgerte: „Sie versteht ihren Verlag als eine Bibliothek voller Entdeckungen, ein feministisches Programm der Aufklärung, den Frauen verpflichtet, ihrer Heimat verbunden, ein Leben als Gesamtkunstwerk, politisch und demokratisch, Zivilcourage als Kulturauftrag.“
Stefanie Zendel, Leiterin der Rüsselsheimer Volkshochschule und Sprecherin von 123Kultur, bezeichnete Göttert wegen ihres vielfältigen sozialen und politischen Engagements als eine Institution für die Stadt, den Kreis, und darüber hinaus.“ Sie habe Respekt vor der „unerschöpflichen Reichhaltigkeit und Tiefe weiblichen Denkens.“ Für 123Kultur sei es deshalb eine Verpflichtung gewesen, sie für den Kulturpreis des Kreises vorzuschlagen.
Mit bewegten Worten dankte die Geehrte für die Auszeichnung, gab aber einen Teil der Ehrung an ihre langjährigen treuen Mitarbeiterinnen und vor allem an ihren Ehemann Helmut weiter, der ihr immer eine große Stütze gewesen sei.