Die Betreuungsgruppe der Alzheimer- und Demenzkrankengesellschaft Rüsselsheim schafft ein Angebot für die Betroffenen selbst, aber ist vor allem auch Entlastung für die Angehörigen.
Sitzfußball in der Betreuungsgruppe der Rüsselsheimer Alzheimer- und Demenzkranken Gesellschaft.
(Archivfoto: Jens Etzelsberger)
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KREIS GROSS-GERAU - Seit Beginn des Lockdowns ist er mit seiner demenzkranken Ehefrau wieder ganz alleine. Der 78-Jährige, der anonym bleiben will, führt den Haushalt, kümmert sich um seine Frau. Eine Pflegekraft, die ihn dabei unterstützt, gibt es nicht. „Ich mache das natürlich gerne“, fügt er hinzu. Normalerweise bekommt er Unterstützung von der Alzheimer- und Demenzkranken Gesellschaft Rüsselsheim. Denn seine Frau besucht jeden Montagnachmittag drei Stunden lang die Betreuungsgruppe, ein Angebot für Menschen mit einer fortgeschrittenen Demenzerkrankung, die verstärkt Hilfestellung benötigen. Das Angebot gibt es inzwischen seit fast fünf Jahren.
Von Beginn an leitet Monika Freihöffer ehrenamtlich die Gruppe. Die Mutter der 61-Jährigen war ebenfalls an Demenz erkrankt. Deshalb weiß sie genau, wie sich die Angehörigen fühlen. Ihr Wissen darüber, wie sie die Betreuungsgruppe gestaltet, hat sie sich über die Zeit hinweg angeeignet. „Die Erfahrung hat sich mit der Zeit entwickelt“, sagt Freihöffer. Jeder Mensch sei unterschiedlich, von seiner Art und was er noch leisten kann. „Das ist von Gruppe zu Gruppe, von Woche zu Woche unterschiedlich.“ Maximal acht Menschen kommen in der Gruppe zusammen. Dazu kommen vier Betreuer, die die Erkrankten beispielsweise auch zur Toilette begleiten. Inzwischen hat sie ein Gespür dafür entwickelt, was möglich ist und wann sie die Demenzkranken überfordert.
Um Leistung geht es in der Betreuungsgruppe nicht. Vielmehr sollen die Betroffenen Spaß haben, auf Gleichgesinnte treffen. Dafür setzt Freihöffer gemeinsam mit ihren ehrenamtlichen Helfern auf eine Mischung aus Bewegung und Gedächtnisspielen. „Wir spielen uns einen Ball mit den Füßen hin und her oder suchen Begriffe, die alle mit demselben Buchstaben anfangen.“ Manchmal gebe es auch eine Runde „Mensch ärgere dich nicht“– aber nur, wenn die Teilnehmer dazu noch in der Lage sind. Im Laufe der Zeit sind unter den Leuten auch Freundschaften entstanden.
SIE MÖCHTEN SPENDEN?
„Echo hilft!“ unterstützt die Alzheimer- und Demenzkranken Gesellschaft Rüsselsheim, die sich für Menschen mit Demenz engagiert. Sie hat ein eigenes „Echo hilft!“-Spendenkonto bei der Sparkasse Darmstadt. Die IBAN lautet:
Alzheimer- und Demenzkranken Gesellschaft Rüsselsheim e.V. DE 19 5085 0150 0000 7902 57
Quittungen über die Spenden stellt der jeweilige Verein aus. Bitte vermerken Sie bei Bedarf deshalb im Verwendungszweck Ihre Adresse.
Die Spenden bzw. Spender werden veröffentlicht. Wenn Sie das nicht möchten, bitte vermerken Sie das im Verwendungszweck mit dem Hinweis „anonym“. (red)
Wegen der Gesellschaft der anderen besucht auch die 82-jährige Mutter von Thomas Geier die Gruppe. „Sie war immer ein offener Mensch“, erzählt Geiers Frau Heike. Nachdem sowohl die Mutter selbst als auch deren Mann an Demenz erkrankt waren, nahmen die Sozialkontakte Stück für Stück ab. „Wir wollten ihr etwas Gutes tun“, sagt Thomas Geier. Seit September besucht sie nun die Gruppe. „Sie freut sich immer auf den Montagnachmittag“, so ihr Sohn. Für die Familie sei das – trotz einer Vollzeitpflegekraft eine enorme Entlastung. „Das sind drei Stunden, in denen man weiß, dass derjenige gut unterkommt und dabei auch noch Spaß hat“, sagt Heike Geier. Das schaffe Luft für die Angehörigen und tue letztendlich allen etwas Gutes.
Für die Entlastung ist auch der 78-Jährige, dessen Ehefrau betroffen ist, dankbar. Wenn seine Ehefrau in der Gruppe ist, widmet er sich meist schon mal in Ruhe dem Mittagessen. „Ich bin sehr froh, wenn sich dann jemand um meine Frau kümmert, auch Gedächtnisspiele macht.“ Alleine könne er das nicht leisten. Deshalb hofft er auch, dass es so bald wie möglich wieder mit der Betreuungsgruppe weitergeht. Ob sich die Gruppenteilnehmer untereinander dann noch wiedererkennen, weiß Monika Freihöffer nicht. „Eine so lange Pause hatten wir noch nie.“ Um den Erkrankten eine Struktur zu geben, gibt es sonst nur wenige Pausen. „Wir werden sehen, wie sich das letztendlich auswirken wird.“