
Das Projekt „Erzieherische Bildung und Unterricht” in Groß-Gerau war bei „Schüler lesen Zeitung” dabei. Beim Redakteursbesuch ging es nicht zuletzt um den Besuch eines Windparks.
Groß-Gerau. Die Zeitung selbst? Da gehen die Meinungen bei den Schülern des Projekts „Erzieherische Bildung und Unterricht” in Groß-Gerau auseinander. Adam hält mit seiner Meinung nicht hinterm Berg. „Langweilig”, lautet sein Urteil. Collin hält die Themen für „mittel”, Leon formuliert es diplomatisch: „Es gibt schon interessante Dinge” – und eben weniger interessante. Im Rahmen des VRM-Leseprojektes „Schüler lesen Zeitung” haben sich die Klassen von Nicole Stöckl und Nadine Daschmann mehrere Wochen mit dem Groß-Gerauer ECHO beschäftigt, immer mal wieder Texte in den Unterricht mit eingebaut. Politik sei für ihre Schüler noch weit weg, sagt Stöckl. Und auch die Sprache sei nicht ohne Weiteres verständlich. Nicole Daschmann könnte sich vorstellen, dass Berufe vorgestellt oder Tagesgeschehen jugendgerecht aufbereitet wird.
Die Themenwünsche der Schüler aus den Jahrgangsstufen passen mit einer Lokalzeitung bedingt zusammen. Autos, Promis und Musik stehen weit oben, aber auch die Stichworte Fußball und Landwirtschaft fallen. Wie wir an Informationen kommen, wollen die Schüler wissen. In der Stadt unterwegs sein, die Augen offenhalten, Veranstaltungen besuchen und Hinweise von Lesern sind hier wichtig.
Fahrt nach Heidenrod im Taunus
Im Zuge von „Schüler lesen Zeitung” aber haben sich die Jugendlichen der Jahrgangsstufe fünf bis neun auf Einladung des Energieversorgers Süwag den Windenergiepark in Heidenrod im Taunus angeschaut. Bernd Vergin von der Süwag Grüne Energien und Wasser AG & Co. KG und Udo Zindel von der Gemeinde Heidenrod übernahmen die Führung, denn beim Windpark handelt es sich um ein Gemeinschaftsprojekt: Die Bürgergenossenschaft Windpark Heidenrod eG hält zehn Prozent der Gesellschaftsanteile.
Insgesamt neun Schüler der beiden Klassen (beim von der Nieder-Ramstädter Diakonie und der Schule am Geisberg der Evangelischen Inneren Mission getragenen Projekt beträgt die maximale Klassengröße sechs Schüler) sind mit ins gut eine Stunde entfernte Heidenrod gefahren. Nachdem die anfängliche Zurückhaltung gewichen ist, sprudelt es nur so aus ihnen heraus. Und schnell wird klar, dass jede Menge Fakten bis hin zur Funktionsweise und der Stromerzeugung hängen geblieben sind. Der Park besteht aus zwölf Windrädern, jedes von ihnen 200 Meter hoch und rund 4,5 Millionen Euro teuer. Muss am Getriebe was getauschten, bedarf es eines mindestens 140 Meter hohen Krans. Jeder Flügel der Rotorenblätter hat eine Länge von 60 Metern.
Auch das Innere eines Windrads erkundet
Auch ins Innere eines Windrads ging es für die Schüler, den Aufzug durften sie auch betreten. Mit der kleinen Box nach oben zu fahren, war aus Sicherheitsgründen nicht drin – dafür benötige man eine spezielle Ausbildung. Bis ein Windrad verwirklicht sei, dauere es meist vier bis fünf Jahre, berichtet Randy. Oft gebe es Widerstand aus der Bevölkerung. In Heidenrod aber seien 88 Prozent dafür gewesen, es habe eine frühzeitige Bürgerbeteiligung gegeben, erklärt Adam.
Steuern lassen sich die Giganten aus Beton und Stahl übrigens von Barcelona aus. Auch Vogelschwärme werden genau beobachtet. In drei bis fünf Minuten ließen sich die Windräder herunterfahren, erzählen die Schüler – im Notfall ließen sie sich aber auch abrupt stoppen. Kein Zweifel: Die Fahrt war erlebnisreich.
Das Groß-Gerauer Echo bringt zweimal im Jahr die Zeitung an die Schulen – in Print oder als E-Paper. In diesem Frühjahr machen bei der Aktion im Kreis Groß-Gerau insgesamt 1780 Schüler aus 75 Klassen mit, davon haben 244 Schüler aus elf Klassen die digitale Ausgabe genutzt. Im gesamten Verbreitungsgebiet der VRM nehmen in diesem Jahr insgesamt 10.082 Schüler und Schülerinnen aus 417 Klassen teil.