Kulturcafé: Jörg Becker unterhält mit Kurzgeschichten
Von Franziska Gütlich
Jörg Becker bei seinem Vortrag „Das Lesen der Anderen“. Foto: Vollformat/Frank Möllenberg
( Foto: Vollformat/Frank Möllenberg)
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GROSS-GERAU - „Er ist ein junger Comedian, noch nicht lange im Geschäft, doch bereits sehr erfolgreich“, begrüßte Walter Seeger vom Kulturcaféverein das Publikum. Am Samstagabend war Jörg Becker im Saal im Alten Amtsgericht zu Gast und unterhielt dort mit seiner etwas anderen Lesung: „Das Lesen der Anderen“ die Gäste mit einer Auswahl von Kurzgeschichten auf seine ganz eigene Weise.
Bei seiner Stand-Up-Comedy im Sitzen begeisterte Jörg Becker mit Charisma, viel Esprit und Emotionen das Publikum, dessen Lachmuskeln dabei immer wieder aufs Neue strapaziert wurde. „Die Texte, die heute Abend vorgetragen werden, sind nach einem ganz objektiven Maßstab auserwählt worden“, erläuterte Becker.
Informationen zu jeder Geschichte
„Der Maßstab war, was mir subjektiv am besten gefällt“. Der Comedian trug einzelne kleine Kurzgeschichten von namhaften Kollegen und Schriftstellern, wie Horst Evers, Harald Martenstein und Frank Goosen vor, las dabei jedoch nicht nur die Texte, sondern auch zwischen den Zeilen. Zusätzlich präsentierte Becker vor jeder Geschichte einige Informationen über den jeweiligen Autor.
ZUR PERSON
Jörg Becker ist gebürtiger Hesse und eigentlich Jurist. Über sich selbst sagt er: „Ich bin kein Mensch von wenig Worten“. Erst habe er komische Rechtstexte gelesen, jetzt lese er recht komische Texte.
Mit seinem Programm „Das Lesen der Anderen“ tourt er derzeit als „Der kleine Mann mit dem Witz“ durch das Rhein-Main-Gebiet. (guet)
„Der erste Text des Abends stammte von Horst Evers, einem Autor, „der grundsätzlich überfordert ist“, begann Becker mit der Kurzgeschichte „YouTube und Brot“. Auf der dunklen Bühne sitzend, an einem Schreibtisch, der von einer kleinen bunten Tischlampe ausgeleuchtet wurde, präsentierte Becker den Text mit viel Witz und Charme. Mit seiner lebendigen Erzählweise und Art zu lesen zog er von Anfang an den ausverkauften Saal in seinen Bann.
„Wie schnell die Zeit vergeht, das sieht man an den Kindern oder an den Handys“, leitete Becker den zweiten Text von Harald Martenstein, der in seinen Geschichten gern von seinem Kind erzählt, ein. So habe sich der zwölfjährige Sohn zu Weihnachten, das aktuellste Super-Handy gewünscht, wobei der Vater mahnte: Ein Kind könne kein teureres und aktuelleres Handy besitzen als der Vater.
Am Ende erhält der Sohn zwar ein neues Handy, jedoch ein anderes, als das Gewünschte. Mit dem Argument, dass sich das bolivische Patenkind sicherlich über das Handy freuen werde und daher, dass der Vater seine Rolle recht gut erfülle, habe er zu Ostern erneut die Möglichkeit, das gewünschte Handy zu schenken.
„Ist jemand aus dem Ruhrgebiet hier?“, fragte Becker die Zuhörer, denn die Folgegeschichte sei von Frank Goosen. In dieser erzählt er ein wenig aus dem Ruhrpott von „Land und Leute“. Die „direkte und derbe Sprache“, wie Goosen sie in der Kurzgeschichte beschrieb, wurde von Becker nicht nur vorgelesen, sondern wunderbar imitiert, wobei sich das Publikum köstlich amüsierte. Wegen des hohen Wiedererkennungswerts aus dem Alltag trafen die ausgewählten Geschichten genau den Nerv der Zuhörer und begeisterten damit auf ganzer Linie.