Kreisklinik Groß-Gerau: neue Abteilung für Proktologie eingerichtet
Die Kreisklinik geht den Weg der Spezialisierung konsequent weiter. Seit dem 1. August gibt es eine Spezialabteilung für Proktologie, die der bisherige Stelleninhaber der Abteilung für Allgemein- und Visceralchirurgie, der Chefarzt Dr. Frank Schaudig, übernommen hat. Die bisherige Aufgabe Schaudigs hat Chefarzt Thomas Schumann übernommen.
Von Hans Dieter Erlenbach
Redakteur Echo/Main-Spitze
Die Kreisklinik in Groß-Gerau spezialisiert sich zunehmend: Mit dem 1. August ist eine Spezialabteilung für Proktologie eingerichtet worden, deren Leitung Chefarzt Frank Schaudig übernommen hat. Foto: Vollformat/Frank Möllenberg
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GROSS-GERAU - Die Kreisklinik geht den Weg der Spezialisierung konsequent weiter. Seit dem 1. August gibt es eine Spezialabteilung für Proktologie, die der bisherige Stelleninhaber der Abteilung für Allgemein- und Visceralchirurgie, der Chefarzt Dr. Frank Schaudig, übernommen hat. Die bisherige Aufgabe Schaudigs hat Chefarzt Thomas Schumann übernommen.
Die chirurgische Abteilung der Kreisklinik hat nun drei Spezialabteilungen. Chefarzt Ali Noufal leitet den Bereich Unfallchirurgie/Orthopädie, Schaudig die Proktologie und Schumann den Bereich Allgemein- und Visceralchirurgie.
Die Proktologie (Darm- und Enddarmerkrankungen) werde im Gesundheitssystem immer wichtiger, sagte Schaudig am Montagabend vor der Presse. Stress, Übergewicht und Bewegungsmangel würden zum Beispiel Hämorrhoiden fördern. "Daraus ergeben sich zahlreiche operative Optionen." Da keine der umliegenden Kliniken in diesem Bereich spezialisiert sei, könne das Groß-Gerauer Krankenhaus punkten.
==Zur Person==
Frank Schaudig hat seine Ausbildung an der Raphaelsklinik in Münster absolviert und dort als Facharzt in der proktologischen Abteilung gearbeitet. Später wechselte er als Oberarzt in die Abteilung für Visceralchirurgie und Koloproktologie an die St. Barbara-Klinik in Hamm, wo er zuletzt leitender Oberarzt war. 2007 kam er an die Kreisklinik in Groß-Gerau und hat dort nach und nach die Koloproktologie aufgebaut. Seine Bemühungen münden nun in der Etablierung einer Spezialabteilung.
==Kommentar: Gut so== Von Hans Dieter Erlenbach
Das Kreiskrankenhaus scheint auf dem richtigen Weg. Der heißt Spezialisierung. Die Verantwortlichen haben erkannt, dass sich das kleine Krankenhaus gegen viele große Kliniken in der Umgebung behaupten muss und nicht nur mit dem GPR-Klinikum in Rüsselsheim konkurriert, sondern auch mit den Kliniken in Darmstadt, Frankfurt, Wiesbaden und Mainz. In einer mobilen und aufgeklärten Gesellschaft informieren sich Patienten heutzutage genau, in welchem Krankenhaus sie sich behandeln lassen. Dank Internet sind die Vergleiche einfach und für die Kliniken eine besondere Herausforderung, auf Qualität zu setzen. Denn haben sich im Netz erst mal negative Erfahrungen etabliert, ist es um den Ruf eines Krankenhauses schnell geschehen. Im Konzert mit den Großen hilft Spezialisierung. Das ist gut so. Mit einem Rundum-Angebot mit mehrfach größeren Einrichtungen konkurrieren zu wollen, macht nämlich keinen Sinn. Die Frage ist nur, warum die früher Verantwortlichen nicht schon eher auf die Idee gekommen sind, in Groß-Gerau ein kleines, aber feines Klinikum zu etablieren. Noch ist es nicht zu spät. Wenn die Patientenzahlen wieder stimmen, stimmt auch die Bilanz.
hans.erlenbach@vrm.de
Schon heute habe die Kreisklinik Patienten, die aus Wiesbaden und Mannheim kämen, weil die dortigen Krankenhäuser keine entsprechenden Angebote hätten. Ein weiterer Vorteil in Groß-Gerau: Es gibt kaum Wartezeiten. Um das alles besser bekannt zu machen, habe die Klinik bei vielen Fach- und Hausärzten in der Umgebung für ihr Angebot geworben. Offenbar mit Erfolg. "Die Hausärzte wissen, was wir können." Es habe sich inzwischen sogar ein Netzwerk für Darmspiegelungen und Röntgenverfahren gebildet. Patienten hätten dadurch nur kurze Wege.
Patienten mit einem hohen Leidensdruck bei Inkontinenz, bei Schmerzen oder Blutungen sollten schnellstmöglich von mehreren Spezialisten an einem Ort behandelt werden können. Das biete die Kreisklinik nicht zuletzt auch dank einer Personalaufstockung in diesem Bereich. Zudem würden alle modernen konservativen und operativen Möglichkeiten genutzt.
Momentan habe er bis zu 80 Untersuchungen im Bereich Darm und Enddarm pro Woche, berichtete Schaudig. Die Klinik habe dafür in der Vergangenheit mehrere hochwertige Untersuchungsgeräte angeschafft.
Die klassischen Krankheitsbilder beschreibt der Chefarzt neben Hämorrhoiden auch mit Fissuren, Analfisteln oder entzündlichen Veränderungen des Darms. Zudem biete die Kreisklinik auch die Behandlung von Patienten mit Funktionsstörungen des Darms wie chronische Verstopfung oder Inkontinenz. Für die Behandlung dieser Symptome ist Schaudig nach eigenen Angaben einer der wenigen Spezialisten in der Rhein-Main-Region.
Der Facharzt arbeitet bereits seit zehn Jahren in Groß-Gerau und hat in dieser Zeit die Proktologie beständig ausgebaut. Die Anzahl der proktologischen Untersuchungen und Operationen sei in dieser Zeit rasant angestiegen. "Der Aufbau einer Spezialabteilung ist letztendlich die Konsequenz aus dem positiven Zuspruch von Hausärzten und Patienten für dieses Fachgebiet in der Kreisklinik", so Schaudig.
Mit dem Chefarzt der Gynäkologie, der Oberärztin für Gastroenterologie und dem Chefarzt der Visceralchirurgie will Schaudig in den kommenden Monaten noch ein Beckenbodenzentrum aufbauen, in dem Patienten interdisziplinär behandelt werden.
In der Folge werde die Zertifizierung der Abteilungen durch spezielle Fachgesellschaften angestrebt, ebenso die Zertifizierung als proktologisches Kompetenzzentrum. Auch das geplante Beckenbodenzentrum solle zertifiziert werden.
"Die proktologische Abteilung in der Kreisklinik will sich hier in der Region als Marke etablieren. Der bisherige positive Zuspruch in den letzten Jahren hat uns zu diesem Schritt ermutigt", sagte Schaudig. Die Kreisklinik biete nun eine proktologische Rundumversorgung auf hohem Niveau.