Die Erweiterungsfläche des Autologistikers ARS Altmann liegt nach wie vor brach. Während die Neuanpflanzungen bereits verdorrt sind, schießen in der Stadt Spekulationen ins Kraut.
GROSS-GERAU. Wieder ist ein Jahr verstrichen, doch auf dem Betriebsgelände der Firma ARS-Altmann am Neuweg hat sich wenig verändert. Die erweiterte Fläche liegt seit nunmehr zwei Jahren brach. Und doch ist etwas geschehen: Die Deutsche Bahn hat den Gleisanschluss am Bahnhof Dornberg hergerichtet, aber die Firma nutzt ihn nach wie vor nicht. Die frisch gepflanzten Büsche und Bäume, die das Betriebsgelände zur Wohnbebauung hin begrenzen, sind verdorrt.
Kein Wunder also, dass die Spekulationen ins Kraut schießen. Altmann wolle den Standort Groß-Gerau womöglich ganz aufgeben, wird von den Mitgliedern der Bürgerinitiative Lausböhl kolportiert. Deren Vorsitzender Matthias Drodt hat deshalb schon vor Wochen einen Brief an Bürgermeister Erhard Walther (CDU) geschrieben, doch auf Antwort wartet er noch immer.
Auch eine Nachfrage dieser Zeitung bei Stephanie Brucklacher, Pressesprecherin der Firma am Hauptsitz im oberbayerischen Wolnzach brachte keine Klarheit: „Wir beteiligen uns grundsätzlich nicht an den wilden Spekulationen und verweisen auf Herrn Bürgermeister Walther, der über unsere Positionen informiert ist“, war kurz und bündig die schriftliche Antwort. Der Bürgermeister ließ über seine Sprecherin Cornelia Benz ausrichten: „Es gibt nichts, was uns daran zweifeln lassen könnte, dass Altmann seinen Groß-Gerauer Standort nicht aufgeben will.“ Es gebe einen städtebaulichen Vertrag mit der Firma, dessen Auflagen erfüllt worden seien. Und sie fügt hinzu: „Die Kommunikation mit dem Automobillogistiker läuft gut.“
Doch ganz so einfach ist die Situation am Neuwiesenweg offenbar nicht: Wie Recherchen dieser Zeitung ergaben, wird der Leerstand auf dem neuen Betriebsgelände mit einem fehlenden Überfahrtsrecht begründet. Die Erweiterung ist nicht direkt von einer Straße aus zu erreichen. Deshalb ist eine Grunddienstbarkeit erforderlich. Entgegen seiner ursprünglichen Zusage verweigert der Grundstückseigentümer aber nun die Erschließungsbaulast, sodass die Erweiterungsfläche nicht in Betrieb genommen werden kann. So jedenfalls die schriftliche Stellungnahme der Stadtverwaltung auf eine entsprechende Anfrage der Fraktion der Freien Wähler vom 11. März, die der Stadtverordnetenversammlung am 23. Juni vorgelegt worden ist.
Ein Grund dafür dürfte darin zu finden sein, dass die Firma ihr Groß-Gerauer Betriebsgelände, das sie gepachtet hat, kaufen will. Doch die Verhandlungen ziehen sich seit Langem hin. Es gibt Anzeichen dafür, dass sich die Fronten verhärtet haben. Nicht anders sei es jedenfalls zu erklären, dass ein Grundstück, das genau den Ausmaßen des Altmann-Geländes entspricht, auf Immobilienscout zum Kauf angeboten wird, meint Monika Freitagsmüller von den Freien Wählern. Selbst die Stadt bestätigt in ihrer schriftlichen Stellungnahme die Verkaufsabsichten des Grundeigentümers und dass sich bereits mehrere Interessenten gemeldet hätten. Kein Wunder: Der Standort Groß-Gerau ist sehr begehrt.
Gleichwohl halte ARS-Altmann an seinen Kaufabsichten fest. Es wird wohl noch dauern, bis sich auf dem Gelände etwas tut. Den Anliegern dürfte die derzeit herrschende Ruhe recht sein, zumal auch die Aktivitäten auf dem bestehenden Gelände merklich nachgelassen haben. Die Corona-Krise, die die Automobilbranche beutelt, wirkt sich offensichtlich auch durch deutlich geringere Transportkapazitäten aus.