Gefallener Engel liebt Sohn des Teufels

Bei „Drei um Acht“ lesen in der Groß-Gerauer Stadtbücherei die drei Autoren Vanessa Olschansky, Werner Eitle und Dehui Braun aus ihren Werken.

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GROSS-GERAU. Drei Autoren, drei sehr unterschiedliche Talente waren in der Stadtbücherei zu erleben. Vor etwa 25 Zuhörern begrüßte Büchereileiterin Pamela Baer am bundesweiten Vorlesetag mit Vanessa Olschansky (Geinsheim) und Dehui Braun (Raunheim) zwei literarisch noch unbekannte junge Frauen und einen schreibfreudigen Senior, der als Vorsitzender des Naturschutzbundes (Nabu) Groß-Gerau kein Namenloser ist.

Werner Eitle erzählte, er habe mit 17 Jahren angefangen, Geschichten, Beobachtungen und Gedanken auf Notizzettel zu schreiben. Diese hortete er in einem Schuhkarton und vor drei Jahren sei ihm nun jener Karton in die Finger gefallen: „Ich hatte das alles ja nur für mich persönlich notiert, doch dann dachte ich, es könnte sich lohnen, meine Erfahrung in einem Buch zu bündeln.“

Anderen zu mitzuteilen, was ihm in schwierigen Lagen geholfen hat und zu welchen Erkenntnissen er gekommen ist, sei sein Buch, versetzt mit Humor, als Anregung zur Diskussion gedacht, so Eitle. „Ich habe auf der Basis meines Wissens und Gewissens geschrieben, habe mir gesellschaftskritisch Gedanken gemacht und ich kann sagen: Es war ein langer Weg, zu erkennen, wofür ich lebe, was Sinn macht.“

Die Ausschnitte aus dem Buch „Memoiren eines Chamäleons“, die Werner Eitle las, weckten durch ihre Lebensklugheit und Warmherzigkeit Sympathie. Dass der Autor an das Gute im Menschen glaubt, dass er als passionierter Naturschützer appelliert, von Gier und Habgier abzulassen, um zu verhindern, „dass unser sechs Milliarden Jahre alter Planet“ zerstört werde, rührte an Herz und Verstand. Eitle: „Wir müssen im Einklang mit der Natur leben, wenn wir eine Zukunft haben wollen.“

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Völlig anderer Art waren die Lesungen der beiden Autorinnen, die aus ihrer Fantasie schöpfen, wobei die Chinesin Dehui Braun, die seit 2001 in Raunheim lebt, betonte, dass ihr Roman autobiografische Züge trage. Unter dem Künstlernamen Hai Rao (Schönes Meer), habe sie in „Guten Morgen Chongqing“ die Aufbruchsstimmung in einer Metropole ihrer Heimat nach Zerfall der Mao-Dynastie beschrieben. Dass der Weg für kleine Leute angesichts der sich etablierenden Marktwirtschaft nicht einfach, ja, existenzbedrohend war, veranschaulicht sie anhand detaillierter Beschreibung des Überlebenskampfes einer Familie. Ihr Mann Hartmut Braun übernahm es, Ausschnitte zu lesen. Denn, so die Autorin: „Die deutsche Sprache zu sprechen, ist schwer.“ Gruselig wurde es zum Abschluss, als Vanessa Olschansky (30) dramatische Szenen der Folter und Gefangenschaft aus ihrem Fantasy-Roman „Nephilim“ las. „Im Grunde ist das Thema eine Liebe ohne Grenzen“, meinte die Autorin im Gespräch mit dem ECHO. Geschrieben habe sie schon seit Schülerzeiten gern, viel Fantasie habe sie auch. „Freunde sagten: Schreib das doch mal auf.“ Das Buch führt ins Reich der dunklen Magie, der Welt Luzifers und der grausamen Riten. Indes: Ein gefallener Engel, der den Sohn des Teufels liebt, scheint das Grauen auf wundersame Weise zu bestehen.