Gartenbau beim Inklusionsbetrieb GIB in Groß-Gerau.

Seite an Seite arbeiten Nico Dosch, Fehat Alshiqi und Stefan Steinmetz (von links) von der Gartenbaufirma der Groß-Gerauer Integrationsbetriebe. Foto: Daniel Baczyk

Bei den Groß-Gerauer Integrationsbetrieben sind Behinderte in normalen Arbeitsverhältnissen beschäftigt.

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GROSS-GERAU. Der alte Rasen abgeschält, neuer Rollrasen verlegt, neue Rasenkanten aus Naturstein festgeklopft: Der Reihenhausgarten im Süden von Groß-Gerau sieht aus wie frisch angelegt. Das dreiköpfige Gärtnerteam ist mit seinem Werk zufrieden. Der nächste Auftrag wartet schon.

Es sind ganz normale Mitarbeiter eines ganz normalen Gartenbaubetriebs – oder doch nicht so ganz normal. Denn zwei der drei Gartenarbeiter sind anerkannte Schwerbehinderte. Sie sind beschäftigt bei der Firma GIB Garten- und Landschaftsbau, einem Tochterunternehmen der Groß-Gerauer Integrationsbetriebe gGmbH (GIB).

„Unser Ansatz ist es, zu zeigen, dass Menschen mit Behinderung auf dem normalen Arbeitsmarkt arbeiten können, wenn sie ein bisschen Unterstützung bekommen“, sagt GIB-Geschäftsführer Siegfried Schwaab. 2016 war die Garten- und Landschaftsbaufirma gegründet worden – als erster Inklusionsbetrieb der GIB. Vier anerkannt schwerbehinderte Mitglieder sind heute dort beschäftigt, auf sozialversicherungspflichtigen Arbeitsplätzen.

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Ohne Leistung geht es nicht

„Die Firma konnte sich gut am Markt etablieren“, erklärt Schwaab. Arbeitsleitung und Qualität seien „mindestens“ so gut wie bei anderen Gartenbaubetrieben, mit denen man in Konkurrenz stehe. Für die Kunden sei es einerlei, ob ihr Garten von Behinderten oder Nichtbehinderten betreut werde – sie hätten dieselben Ansprüche an einwandfreie Ausführung der Aufträge.

„Mir gefällt die Arbeit sehr gut“, sagt Fehat Alshiqi, GIB-Beschäftigter mit Behinderung. „Das Team ist wie eine Familie. Ich kann mir schon vorstellen, hier noch 20 Jahre zu arbeiten.“

Allzu familiär soll es beim Garten- und Landschaftsbaubetrieb allerdings auch nicht zugehen. Denn ohne Leistung geht es nicht. Alle Mitarbeiter haben 80-Prozent-Stellen, leisten gegebenenfalls Überstunden und werden nach Tarif entlohnt. Nicht jeder Schwerbehinderte ist für den Job geeignet. „Unsere Beschäftigten müssen die Arbeit auch machen können“, sagt Betriebsleiterin Christina Jung. Zu stark darf sich die Behinderung demnach nicht auf die Einsatzfähigkeit auswirken.

Gleichwohl versichert Jung: „Unsere Leute gehen mit viel Freude an die Arbeit – das bekommen wir oft auch als Rückmeldung von den Kunden.“ Das eigene Geld zu verdienen wie andere Arbeitnehmer auch – „das ist für die Leute ganz arg wichtig“.

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„Freudig überrascht“ von der Zusammenarbeit mit seinen neuen Kollegen zeigt sich Stefan Steinmetz, der erst seit Kurzem bei der Gartenbaufirma beschäftigt ist. Der 45-Jährige ist nicht behindert und leitet das dreiköpfige Team. „Auf die Jungs kann ich mich verlassen“, hat er festgestellt. „Das Arbeitsklima ist sehr gut. Ich bin hier richtig glücklich.“

Die GIB, die wiederum ein Tochterunternehmen des Sozialpsychiatrischen Vereins Kreis Groß-Gerau ist, will nun einen neuen Betriebszweig gründen: im Bereich Facility Management. „Hier geht es zunächst vor allem um Gebäudereinigung“, erklärt Jung, „später sollen Industriereinigung und Hausmeister-Leistungen dazukommen.“

Das GIB Facility Management soll im Sommer an den Start gehen. Derzeit werden Mitarbeiter gesucht. Gefördert wird das Vorhaben in der Anfangszeit durch das Integrationsamt Hessen und die Aktion Mensch. Wie die Gartenbau-Schwesterfirma unterliegt das neue Unternehmen den allgemeinen Markt- und Wettbewerbsbedingungen. Zu Beginn sollen sechs Mitarbeiter dort beschäftigt sein, darunter drei mit Behinderung. Langfristig plant die GIB mit 17 Beschäftigten, darunter acht Behinderte.