Der Biologe Stefan Nawrath referiert bei der Hauptversammlung des BUND-Kreisverbands Groß-Gerau. Die Gernsheimer BI „Bürger in Acht!“ erhalten die Umwelteule.
Von Alexander Iser
Wildwachsende Blumenwiesen auf kommunalen Flächen sind Thema eines Vortrags beim Groß-Gerauer BUND-Kreisverband.
(Archivfoto: BUND)
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GROSS-GERAU - „Vielfach werden nur Sommerbeete und Acker-Blühflächen angelegt“: Wenig begeistert zeigt sich Dr. Stefan Nawrath von bisherigen Ansätzen vieler Kommunen zur Anlage von Blumenwiesen. Diese würden zumeist am Ende des Sommers, spätestens aber nach fünf Jahren umgepflügt, bedauerte der Biologe aus Friedberg. Sie stellten damit keine Alternative zur „echten Blumenwiese“ dar, in der sich für die Bestäubung wichtige Insekten oder andere Tiere dauerhaft ansiedeln könnten. Mit Nawraths Vortrag „Neue Chancen für Blumenwiesen auf urbanen Grünflächen“ startete der Groß-Gerauer Kreisverband des Bundes für Umwelt und Naturschutz (BUND) in seine Jahresversammlung.
„Straßenböschungen könnten zu Orchideenwiesen werden“, erklärte Nawrath. Insbesondere Straßenbegleitflächen neben Autobahnen, Wiesen auf Golfplätzen, Ackerflächen unter Fotovoltaikanlagen und sonstige Kompensationsflächen seien ideal, um nachhaltige „wildwachsende Blumenwiesen“ anzulegen. Diese seien meist im Besitz der Kommunen, sodass es zu keinen Interessenskonflikten mit Landwirten komme. Optimal sei regional hergestelltes Wildsaatgut, das für die Region typische Pflanzen enthalte und durch die Gewinnung vor Ort sogar neue Arbeitsplätze schaffe.
Die Umwelteule, eine Auszeichnung für Bürger, die vor Umweltgefahren warnen und sich für die Sicherheit und Gesundheit der Menschen vor Ort einsetzen, wurde der Gernsheimer Bürgerinitiative „Bürger in Acht!“ verliehen. Sie setzt sich gegen die Erweiterung des Tanklagers der Firma Solvadis ein, die im Hafengebiet der Schöfferstadt mit Alkoholen und Produkten der Petrochemie zum Teil sehr giftige und hochentzündliche Stoffe lagert.
Der Negativpreis „Umwelthammer“ des Kreisverbandes ging an Regierungspräsidentin Brigitte Lindscheid. Als Gründe wurden exemplarisch die Genehmigung zur Fortsetzung der Grundwassergewinnung im Wasserwerk Allmendfeld/Gernsheim genannt, die das Flora-Fauna-Habitat und Vogelschutzgebiet Jägersburger-Gernsheimer Wald in existenzielle Bedrängnis bringe. Weiter wurde die Genehmigung zur Bannwaldbeseitigung für Kies- und Sandabbau westlich des Parallelsystems des Frankfurter Flughafens sowie die unzureichende Entwicklung von Gegenstrategien gegen die zunehmende Belastung des Grundwassers genannt.
Lindscheid, die nicht anwesend war, teilte schriftlich mit, dass die Grundwassergewinnung dem Bewirtschaftungsplan des Hessisches Rieds entspreche und landwirtschaftliche Nutzflächen vor Vernässung zu schützen seien. Ebenso sei Bannwaldrodung vom Regierungspräsidium abgelehnt worden, jedoch habe sich die Firma Seering die Erlaubnis zum Kies- und Sandabbau vor dem hessischen Verwaltungsgerichtshof erstritten.
In den Vorstand des Kreisverbandes wurden Jennie Collins, Geschäftsführer Herbert A. Debus, Jutta Stern, Andreas Swirschuk, Bruno Zecha sowie als Schatzmeisterin Gutta Dreyer gewählt. Verabschiedet wurde Henner Gonnermann. Der ehemalige Groß-Gerauer Forstamtsdirektor ist nach seiner Pensionierung in seine Heimatregion Marburg zurückgezogen, engagiert sich aber weiter für den BUND.
Als Ortsbeauftragte fungieren Gerhart Thallmayer (Raunheim), Erik Völcker und Manfred Gebhardt (Rüsselsheim) sowie Isabelle Hummel (Bischofsheim). In die Beiräte gewählt wurden Herbert Debus (Naturschutzbeirat) mit Vertreter Hans-Jürgen Birkholz, Reinhard Seiler in den Fahrgastbeirat mit Vertreter Dirk Kieselstein sowie Isabell Hummel in den Bürgerumweltbeirat für Abfall mit Stellvertreterin Nadja von Gries.