Die „Stage Factory“ probt für ihr neues Musical „Die Knochen des Königs“, das Mitte November aufgeführt wird. Das fantasievolle Manuskript haben die jungen Akteure selbst verfasst.
GROSS-GERAU. „Der Spaß an der Sache ist das Rezept für den Erfolg“, sagt Carolin Ruthig. Sie gehört zum Quartett der Schauspiel-, Gesangs- und Tanztrainer der „Stage Factory“. Bereits 2012 fanden unter Regie der damaligen Kulturbotschafterin des Kreises, Alexa Rockstroh, Teenager und junge Erwachsene unter dem Motto: „Sei anders, sei du selbst!“ zusammen.
Im Mix aus Tanz, Gesang und Schauspiel hat die Gruppe seitdem den Spaß an Bühneninszenierungen umgesetzt. 2013 formierte sich die „Stage Factory“ zum Verein, dessen Vorstand die Eltern der Bühnentalente bilden. In der Besetzung der Coaches oder Trainer gab es zwar mehrfach Wechsel, verbindend aber blieb die Leidenschaft der Jugend fürs Theater. Und: Von Jahr zu Jahr wurden die Stücke in der Stadthalle professioneller. Gab es im Vorjahr ein Krimimusical im viktorianischen England zu sehen, so wartet nun im November ein komödiantisches Gruselmusical in mittelalterlichem Flair auf das Publikum.
Fantasievolles Manuskript selbst verfasst
Tilo Fischer, Vater der Darsteller Madita (22) und Nicki (18), ist Vorsitzender dieses außergewöhnlichen Jugendtheatervereins und sagt: „Das, was auch die neue Inszenierung ausmacht, ist das tolle Team. Es gibt keine Starallüren. Die Kerngruppe des fünfzehnköpfigen Ensembles wurde aufgrund seiner bislang sechs großen, erfolgreichen Aufführungen zusammengeschweißt.“
Doch dann heißt es, still zu sein: Axel Heitzelberg, musikalischer Leiter, ruft zur Chor-und Solistenprobe. Ein gefühlvoller Song wird minutiös geübt, um dann jeweils in Einzelstimmen als Aufnahme fürs Üben zuhause in die Webseite eingearbeitet zu werden. Aufs Singen folgt die anmutige Tanzprobe, die ins höfische Ambiente entführt: Tanztrainerin Mariella Maaß vermittelt Schritte fürs Menuett, für die Gavotte und den Schreittanz, die Sarabande. Dies wirkt auch ohne Kostümierung bereits überaus galant. Eine kurze Verschnaufpause fürs muntere, junge Ensemble folgt, bevor dann Rainer Maaß und Carolin Ruthig das Schauspiel trainieren: Szene für Szene wird das von den jungen Leuten verfasste, fantasievolle Manuskript umgesetzt. Es lädt zur Zeitreise ins mittelalterliche Milieu ein, wo zwei Schwestern nach dem Tod ihres Vaters, des Königs, um die Macht kämpfen. Unheimlich und heiter-komisch akzentuiert wird’s mit Friedhofsszenen, wo die Toten ruhelos als klappernde Skelette Schrecken verbreiten.
„Die Knochen des Königs“ lautet der Titel dieses Musicals, das die Gruppe mit szenischem Spiel bereits bei der „Nacht der Sinne“ am 1. September vorstellte. Noch neugieriger aufs große Bühnenspektakel aber macht der Probenbesuch: Wie sind die zeitaufwendigen Proben neben Schule, Studium und Berufsausbildung eigentlich zu schaffen? Die jungen Darsteller lachen: „Es macht uns halt riesen Spaß.“ Erneut werden die prachtvollen Kostüme diesmal von den Eltern geschneidert – allen voran Simone Fenner und Sandra Fischer – und auch die Kulissen, die jedes Jahr in der Stadthalle in märchenhafte Welten entführen, werden selbst gebaut.
„Den größten finanziellen Posten bedeutet immer die Licht- und Tontechnik. Wir haben tolle Sponsoren und Förderer – etwa die Stiftung der Kreissparkasse – aber auch der Erlös aus dem Verkauf der Eintrittskarten ist immens wichtig, die Kosten zu decken“, verhehlt Tilo Fischer nicht, dass der Zauber der schönen Bühnenwelt der „Stage Factory“ haarscharf kalkuliert ist.