Freitag,
27.05.2016 - 00:01
2 min
Aufregung um Bahnanschluss

Von Rainer H. Schlender
Leitung Reporter Rhein-Main/Südhessen

Auf diesen Gleisen könnten sie rollen: die Autozüge im Auftrag der Firma Altmann, die im Hintergrund zu sehen ist. Foto: Heimann/VollFormat ( Foto: Heimann/VollFormat)
GROSS-GERAU - Überlegungen des Güterverkehrsunternehmens DB Cargo zur „wirtschaftlichen Optimierung“ des Geschäftsbereichs sorgen für Unruhe in Groß-Gerau. Doch dazu gibt es keinen Grund.
Die Güterverkehrstochter der Deutschen Bahn DB Cargo steckt tief in den roten Zahlen und hat im März einen Sanierungsplan vorgelegt, demzufolge das Unternehmen 2100 Stellen streichen und den Nahbereich „wirtschaftlich optimieren“ will. Dazu gehört die Überlegung, 215 der insgesamt 1500 Güterverkehrsstellen künftig nicht mehr anzufahren.
Der Plan ist dem Betriebsrat vorgelegt worden und wird derzeit mit Kunden und der Politik diskutiert. Weil in der Liste an 69. Stelle auch der Bahnhof Groß-Gerau-Dornberg aufgeführt wird, schlägt sie in der Kreisstadt einige Wellen.
Hintergrund sind die anhaltenden Proteste gegen die geplante Erweiterung der Firma ARS Altmann. Dem Logistik-Unternehmen wird in diesem Zusammenhang auch vorgeworfen, dass es Automobile per Lastwagen transportiert und nicht auf der Schiene.
MEHR PLATZ FÜR AUTOS
(rhs). Die Firma Altmann will ihr Firmengelände auf dem Lausböhl erweitern, um darauf Autos abzustellen. Das Firmengelände ist derzeit zwölf Hektar groß und soll um insgesamt drei Hektar vergrößert werden. Darin sind allerdings auch die Wallanlagen enthalten, die das Gelände zu den Anliegern abschirmen sollen. Derzeit sind nach Angaben der Firma regelmäßig fünf- bis sechstausend Autos auf dem Areal abgestellt; mit der Erweiterung soll Platz für weitere 600 Fahrzeuge geschaffen werden. Weil die Firma „überläuft“, wie ein Firmensprecher sagte, müssen derzeit viele Autos aufwendig zu anderen Niederlassungen transportiert werden. Eine davon befindet sich in Riedstadt. Altmann beschäftigt 145 Mitarbeiter.
Allerdings hatte Yorck Hellwig von der Unternehmensführung vor dem Bauausschuss des Stadtparlaments erklärt, seine Firme plane, künftig 30 Prozent der Transporte per Bahn zu erledigen. Das würde die Straßen Groß-Geraus von Verkehr, Lärm und Abgasen entlasten. Anwohner des Altmann-Geländes mutmaßen nun, dabei handele es sich nur um Lippenbekenntnisse und verweisen auf die Streichliste der DB Cargo.
Hier wird allerdings ein Zusammenhang konstruiert, den es nicht gibt. Denn Eigentümer des Bahnanschlusses und der Güterverkehrsstelle ist die DB Netz AG und nicht DB Cargo. Das Güterverkehrsunternehmen denkt zwar darüber nach, Dornberg und 214 andere Bahnhöfe künftig nicht mehr anzufahren. Geschlossen werden die Güterverkehrsstellen deshalb aber nicht, wie eine Sprecherin auf Anfrage bestätigte.
Es gibt gut 400 Eisenbahnverkehrsunternehmen, die das Netz der Bahn befahren. Die ARS Altmann AG verfügt über Hunderte von Eisenbahnwaggons zum Transport von Automobilen. Nach Angaben der Firma Altmann hat sie – wie berichtet – bei der DB Netz mehrfach beantragt, ihren Bahnanschluss in Dornberg zu reaktivieren. Bisher habe man allerdings keine Antwort bekommen, sagte ein Unternehmenssprecher in Groß-Gerau. Auch auf eine Anfrage des ECHO hat die Bahn bislang nicht reagiert.
Der Vorsitzende der SPD-Fraktion in der Stadtverordnetenversammlung von Groß-Gerau, Jürgen Martin, verlangt, dass sich das Stadtparlament umgehend mit dem Thema befasst. Nach dem Willen der SPD-Fraktion soll es bereits in der nächsten Sitzung des Bauausschusses am Mittwoch, 1. Juni, behandelt werden.
Auch Martin wies darauf hin, dass der Gleisanschluss bei der Diskussion über die geplante Altmann-Erweiterung auf dem Lausböhl eine Rolle gespielt habe. Hier seien unter Umständen Erwartungen und Hoffnungen geweckt worden, die nicht realistisch seien, erklärte er. Auch sei von den DB-Cargo-Plänen in der Bauausschusssitzung nicht die Rede gewesen. Die Stimme der Kreisstadt müsse bis nach Berlin klar zu hören sein. Dafür werde sich die SPD-Fraktion einsetzen, betonte Martin. Vom Magistrat erwarte man nähere Auskünfte, um das Thema angemessen behandeln zu können.