„Vocalconsort Mainz“ überzeugt mit einem außergewöhnlichen Konzert in der Gustavsburger Herz-Jesu-Kirche.
Von Norbert Fluhr
Vier von sechs: Judith Kissel, Jessica Quinlan, Andreas Klopp und Carsten Siering (von links).
(Foto:hbz/Jörg Henkel)
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GUSTAVSBURG - Das Sextett „Vocalconsort Mainz“ erfreut Freunde der Alten Musik seit drei Jahren im Rhein-Main-Gebiet. Es besteht aus drei Sängern und drei Sängerinnen, die am Dienstagabend in der Herz-Jesu-Kirche ihr Können zeigen. Bei dem außergewöhnlichen Adventskonzert mit der Sopranistin Annika Wehrle, Mezzosopranistin Judith Kissel, Altistin Jessica Quinlan, Tenor Andreas Klopp, Bariton Niklas Wawrzyniak und dem Bassisten Carsten Siering wird ein Reigen aus populären und nicht so bekannten Liedern präsentiert.
Zu hören ist zunächst der gregorianische Hymnus „Veni redemptor gentium“ („Komm, Erlöser, der Heiden Heiland“) von Ambrosius von Mailand; es folgt der deutsche Tondichter Michael Altenburg mit seinem Satz zu „Nun komm, der Heiden Heiland“.
Der Brite Andrew Smith liefert zudem einen zeitgenössischen Beitrag in Anlehnung an den Hymnus „Veni redemptor gentium“. Für das Sextett eine Mammutaufgabe, doch sie wird mit atemberaubender Intonation gemeistert. Andächtig präsentieren die Sängerinnen gemeinsam mit ihren Gesangskollegen den Choral „Maria durch ein Dornwald ging“. Mit dem aus Irland stammenden „Angelus ad virginem“ leitet das Sextett einen Übergang zum „Ave Maria“ ein. Fantastische sphärische Klänge sind auch bei Sergej Rachmaninows „Bogoroditse Devo“ zu vernehmen.
DEBÜT 2017
Das „Vocalconsort Mainz“ debütierte im Jahr 2017 in der Mainzer St. Ignaz-Kirche – ein festes Ensemble, das aber seit Jahren in unterschiedlichen Konstellationen konzertiert. So zeigt das Sextett unter anderem seine Vielseitigkeit mit der Tanzcompagnie des Staatstheaters Mainz. (nfl)
Danach rufen die Sängerinnen mit Hugo Distlers aus: „O Heiland, reiß die Himmel auf.“ Bariton Niklas Wawrzyniak hat das Lied „Es kommt ein Schiff geladen“ in neuer Form adaptiert.
Das Publikum ist geneigt, sowohl die Soli als auch das gesamte Sextett mit Applaus zu bedenken, hält sich aber im Hinblick auf die von Carsten Siering angekündigte „Vollkommenheit des Konzerts“ bewusst zurück. In französischer Sprache wandelt das Sextett auf den Spuren Francis Poulencs Komposition „De grandes cuillers de neige“. Eine kleine Übersetzungshilfe gibt es von Annika Wehrle, die eine kalte Winterlandschaft beschreibt, „in der alles seinen Platz hat, nur der Mensch noch kein inneres Feuer entfacht“. Eine Botschaft, die auch Michael Brand in seinem Lied „Die Nacht ist vorgedrungen“ zu beeindrucken scheint.
Zu den Highlights des Abends gehört das von dem Briten Thomas Ravenscroft komponierte Lied „Remember, o thou man“, in dem Carsten Siering seinen markanten Bass erklingen lässt.
Sechs brillante Einzelstimmen vereinigen sich bei Michael Praetorius Vertonung des Chorals „Nun komm, der Heiden Heiland“ schlussendlich zu einem filigranen Klanggerüst. Dass es mühelos gelingt, Alte Musik zeitgenössisch zu interpretieren, beweist Ian Assersons neuzeitliche Variante von„Make we joy now in this fest“. Zum krönenden Abschluss gewährt das Ensemble noch einen Einblick in die gälische Sprache. „A nai naoimh“ heißt der Titel, der mit Inbrunst interpretiert wird und auf das „Heilige Kindlein“ hinweist.