Das Mainzer Quartett „Grand Central“ präsentiert in den Gustavsburger Burg-Lichtspielen das aktuelle Album mit ausgedehnten Improvisationen.
Das Mainzer Quartett „Grand Central“ – Andreas Mertens, Patrick Leussler, Thomas Bachmann, Jörg „Doc“ Heuser (von links) – spielt in den Burg-Lichtspielen.
(Foto: hbz/Jörg Henkel)
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GUSTAVSBURG - (ries). Durchaus rockig ging es beim aktuellen „Jazz im Kino“-Termin der Burg-Lichtspiele zu. Das Mainzer Quartett „Grand Central“ präsentierte sein Album „Reconstruction“ mit acht ausgedehnten Titeln zwischen Jazz, Funk und Fusion, das im Januar veröffentlich wurde. Wie schon bei den drei Vorgängern erwiesen sich zahlreiche Instrumentaltitel als Hommage an Größen der Jazzhistorie angelegt, wie Komponist Jörg Heuser erläuterte. Während der Tonträger noch mit Sascha Feldmann am Bass eingespielt wurde, lieferte auf der Kinobühne Andreas Mertens das tragfähige Bassgerüst für die musikalischen Ausflüge seiner Kollegen.
Stärker im Fokus stand er mit ausgedehnten Improvisationen beim funklastigen „Oz“, während sich Doc Heuser an der Gitarre zunächst im Hintergrund hielt. In der zweiten Hälfte dieser Huldigung an den New Yorker Fusiongitarristen Oz Noy wechselte diese Arbeitsteilung.
Schon der Einstieg mit „Cannon Calls“ erwies sich als Erinnerung an Jazz-Altsaxofonist Julian „Cannonball“ Adderley. Heusers perlendes Gitarrensolo verschränkte sich mit Mertens groovenden Basslinien, während Schlagzeuger Patrick Leussler die Besen anfangs bewusst reduziert einbrachte. Thomas Bachmann setzte mit dem Sopransaxofon jubilierende Akzente, bevor er im Finale der Sechziger-Reminiszenz wieder zur Melodie zurückkehrte.
TERMIN
Das Quartett „Swingin’ Woods“ huldigt am Donnerstag, 30. Mai, um 20 Uhr Pianist Nat King Cole in den Burg-Lichtspielen. (ries)
Bachmann gehört ohnehin zu den alten Bekannten der „Jazz im Kino“-Reihe. Wie seine drei Kollegen unterrichtet der viel beschäftigte Geisenheimer ebenfalls Jazz- und Populärmusik oder bietet Workshops an. Je nach Ausrichtung wechselte er bei späteren Stücken zum Sopransaxofon.
Besonders das erst zum zweiten Mal gespielte „F Rhodes 12“ lebte von Bachmanns hellen, melodischen Einwürfen. Heuser erklärte, dass das Stück an ein Fender Rhodes Piano erinnern soll, das zuletzt Sebastian Sternal beim Konzert in Bingen bediente.
Dass Doc Heuser ein großer Frank-Zappa-Fan ist, konnte man nicht allein an seinem T-Shirt mit dem Konterfei des Meisters ablesen. Neben Bassist Andreas Mertens tourt der Bandleader mit der sechsköpfigen Coverband „Grandsheiks“. Im „Grand Central“-Repertoire durfte daher mit „15 & 9“ aus dem vorletzten Album „Politics“ eine Zappa-Hommage nicht fehlen, wobei der Titel auf die Taktart anspielt. Zu Leusslers treibenden Drumbeats und Heusers ausgedehnten Gitarrensoli schraubte sich Bachmanns Saxofon in immer neue, schräge Höhenlagen.
Mit „Still Got It“ huldigte man schließlich dem Blues, was sich zwar an den Soli und der Bassgrundierung ablesen ließ. Auf der anderen Seite wanderte diese aktuelle Nummer am stärksten in Richtung Free Jazz. Mit „Struggle“ und „M is For Minor“ kam der Balladenanteil nicht zu kurz, wobei diese getragenen Kompositionen im druckvollen Finale das Tempo allmählich anzogen.