Eine in Lila gestrichene Telefonzelle dient künftig als kulturelle Kommunikationsstätte der evangelischen Kirche.
GINSHEIM - (nfl). Eine in Lila gestrichene Telefonzelle dient künftig als kulturelle Kommunikationsstätte der evangelischen Kirche. Für Sonja Ritz, Leiterin der von der evangelischen Kirche im Jahr 2006 ins Leben gerufenen Tafel, ist dies eine Möglichkeit, Bücher aufzubewahren, die jederzeit als Leselektüre von der Bevölkerung genutzt werden können. „Da besteht ein Kontakt zu Gott“, betont Ritz. Insgesamt 55 ehrenamtlich tätige Helfer versorgen derzeit 500 hilfsbedürftige Menschen in Ginsheim, die gegen Vorlage eines aktuellen Berechtigungsscheins Lebensmittel und Kleidungsgegenstände erhalten.
Rückblick auf Gründung der „Frauenhilfe“
Sonja Ritz erinnert im Gespräch mit dieser Zeitung an die im Jahr 1921 gegründete „Frauenhilfe“, eine kirchliche Einrichtung, die seinerzeit von Gemeindeschwester Lenchen, der Frau des Schultheis Hofmann und der verwitweten Maria Schorr ins Leben gerufen wurde. Der junge Pfarrer Blum habe sich seinerzeit bemüht, ein Gemeindehaus zu errichten, in dem Basare für Hilfsbedürftige veranstaltet werden, sagte Ritz. Im Jahr 1929 wurde die evangelische Kirche renoviert, 1935 das Gemeindegebäude errichtet. Schon im ersten Jahr konnte die evangelische Gemeinde dank des Engagements von Blum auf eine Kollekte von 1000 Reichsmark verweisen, erläuterte die Leiterin der Tafel. In den folgenden Jahren steuerte die evangelische Gemeinde den jährlichen Zuwendungsbeitrag auf 30 000 Reichsmark. Und auch der Kreis der drei Gründerinnen der Frauenhilfe erweiterte sich. Im Laufe der Jahrzehnte brachten sich 53 Ginsheimerinnen in das kirchliche Projekt ein. Als Ginsheim rund 2000 Einwohner zählte, waren sogar 110 Frauen um das Wohl der Bevölkerung besorgt, betont Ritz.
Zu diesem Zeitpunkt fühlte sich auch die Mutter von Ingrid Jabong zum selbstlosen Wirken ermutigt. Seit 1984 ist Kirchenvorstandsmitglied Jabong die „Verbindungsfrau“ der Frauenhilfe, die in diesem Jahr ihr 99-jähriges Bestehen feiert. Da hätte sich die Aktive sicher gewünscht, beim 100-Jährigen der Frauenhilfe mitzufeiern. Ein Vorhaben, das allerdings aus Altersgründen scheitert, weshalb diese Aufgabe künftig von der Tafel übernommen wird.
Der Frauenkreis pflegt aber nach wie vor die Kontakte mit der Magdeburger Pfarrgemeinde Sankt Briccius im Stadtteil Cracau. Mit Geld der evangelischen Kirchengemeinde Ginsheim konnte das Kirchendach der Magdeburger Brudergemeinde renoviert werden. Dank des Engagements der Frauen konnten aber auch Sitzkissen gehäkelt werden, um den Senioren beim Gottesdienst eine wärmende Unterlage zu verschaffen, betont Ritz, die die Frauenhilfe von 2008 bis 2017 leitete.