Solvadis Gernsheim will sein Tanklager erweitern. Anwohner wehren sich gegen eine mögliche Gefährdung. Foto: Vollformat/Robert Heiler
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GERNSHEIM - Die Solvadis Distribution GmbH und ihre Vorgängerfirmen betreiben seit rund 50 Jahren auf dem Gelände des Gernsheimer Hafens ein Tanklager, hauptsächlich für Basis-Chemikalien, die per Schiff angeliefert und dann weiter vertrieben werden. Zu den bestehenden 50 Tanks sollen demnächst weitere fünf hinzukommen, jeder 22 Meter hoch und mit einem Fassungsvermögen von 2500 Kubikmetern. Gegen diese Pläne haben eine Reihe von Gernsheimern, deren Häuser zum Teil nur durch die alte Bundesstraße 44 von dem Lager getrennt liegen, die Bürgerinitiative „Bürger in Acht“ (Bi8) gegründet.
Am Donnerstag traf man sich in der Stadthalle zum zweiten öffentlichen Erörterungstermin, bei dem das RP als Genehmigungsbehörde Einwender und Vertreter aller in das Verfahren involvierten Parteien anhörte. Im Vorfeld hatten Bi8 und der Bundesverband Bürgerinitiativen Umweltschutz (BBU) die Absage des Termins beantragt, weil die Antragsunterlagen auch im zweiten Anlauf schwerwiegende Mängel aufwiesen.
Lange und intensive Diskussion
Rund 50 Personen waren in der Stadthalle anwesend, und die sehr lebhafte und intensive Diskussion dauerte bis gegen 20 Uhr an. Es gab nicht nur rund 400 Einwendungen aus der zweiten Offenlage gegen das Solvadis-Vorhaben, sondern auch einen Befangenheitsantrag gegen RP-Verhandlungsführer Volker Kormonicki.
SOLVADIS
Solvadis ist in der Vermarktung und Distribution von Basis- und Spezialchemikalien ein international bedeutender Dienstleister.
Von der Zentrale in Frankfurt aus wird die Vermarktung von Schwefel, Schwefelsäure, Methanol und Düngemitteln gesteuert. In Gernsheim dürfen allerdings nur Alkohole und Produkte der Petrochemie gelagert werden.
Im Bereich der Spezialchemikalien liegt die Kompetenz in Produktmanagement und industrieorientierter Anwendungsberatung. (ute)
Georg Lammers vom Frankfurter Headquarter der Solvadis Group umriss erneut das Vorhaben, das die Lagerkapazität für verschiedene Alkohole und Petrochemikalien erhöhen soll. Der nachgereichte Sicherheitsbericht der Firma stieß allerdings nicht auf Zustimmung. „Es fehlen immer noch zu viele Informationen“, formulierte es Bi8-Mitstreiterin Beatrix Moser mit dem Hinweis, dass die gelagerten Stoffe unter die Störfallverordnung des Bundesimmissionsschutzgesetzes fallen.
Das RP bezeichnet den Bericht als „stark defizitär“. Laut Gutachten der Behörde fehlt die Bewertung von möglichen Wechselwirkungen mit dem rund einen Kilometer entfernten Chemiewerk. Außerdem seien störfallverhindernde Maßnahmen nur unzureichend beschrieben, und der Nachbarschaftsschutz sei nicht dargelegt. Auch ein Schutzkonzept für Hochwasser fehle, Starkregen und andere Naturphänomene würden als Gefahren teils bis gänzlich ausgeblendet. Der Bericht lasse insgesamt „eine Abschätzung des Gefahrenpotenzials und der maximalen Störfallauswirkungen nicht zu“.
Mitglieder der Bürgerinitiative listeten zur Verdeutlichung ihrer Vorbehalte erneut zahlreiche Vorfälle mit Geruchsbelästigungen auf, die teils sogar starke Übelkeit bei den Betroffenen verursachten. Bei Beschwerden habe Solvadis sich meist für nicht zuständig erklärt. „Wir fühlen uns alleingelassen“, so Moser. Die BI befürchte weiterhin erhöhte Gesundheitsgefahren durch Störfälle sowie vermehrte Emissionsbelastung und stärkeres Transportaufkommen nach der Erweiterung des Lagers.
Unter den Versammelten bestand am Ende des Erörterungstermins Einigkeit, dass der Sicherheitsbericht von Solvadis noch einmal überarbeitet werden muss. Anschließend soll das Papier vom Gutachter und auch den Fachbereichen im RP noch zu überprüfen sein. Georg Lammers sagte das zu und lud die Mitglieder der Bi8 im Sinne guter Nachbarschaft zu einer Besichtigung des Tanklagers ein. Bei der ließen sich vielleicht sogar einige Vorbehalte gegen die geplante Erweiterung ausräumen.