Eine ab 18. Januar laufende Ausstellung in der Schöfferstadt befasst sich mit den Wegen zur Demokratie und mit Revolutionspoet Friedrich Lehne.
Von Hans-Josef Becker
Der Gernsheimer Revolutionspoet Friedrich Lehne spielt bei der Veranstaltungsreihe eine große Rolle. Repro: Hans-Josef Becker
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GERNSHEIM - Am 18. März 1793 riefen die Abgeordneten des Rheinisch-Deutschen Nationalkonvents, dem ersten frei gewählten Parlament auf deutschem Boden, im Deutschhaus die Mainzer Republik aus. Nach nur vier Monaten endete das Experiment der Volkssouveränität unter dem französischen Banner von Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit im Granatenhagel der preußischen Belagerer. Dies ist der Hintergrund für eine Veranstaltungsreihe zur politisch-historischen Bildung in der Schöfferstadt. Dabei spielt auch ihr aus Gernsheim stammender Protagonist Friedrich Lehne eine Rolle.
Am Samstag, 18. Januar, wird um 16 Uhr im Museum der Schöfferstadt eine Sonderausstellung des Instituts für Geschichtliche Landeskunde der Universität Mainz eröffnet: „Auf dem Weg zur Demokratie: Die Mainzer Republik“. Dabei wird der Historiker Kai-Michael Sprenger, Geschäftsführer des Institutes, zur Mainzer Republik und dem Gernsheimer Frühdemokraten Friedrich Lehne referieren. Musiker Bodo Kolbe trägt Lieder von Lehne vor.
Die Ausstellung beschreibt, wie die Französische Revolution nach Mainz kommt und das Verhältnis der Bürger zur französischen Besatzung und den Mainzer Jakobinern. Behandelt werden zudem Gründung und Untergang der Mainzer Republik sowie deren Rezeption in der deutschen Erinnerungskultur. Ergänzt wird die Ausstellung mit einer Geschichte der Freiheitsbäume, zwei Freiheitsbaum-Stelen und verschiedenen Mitmachaktionen: Puzzle, Quiz, Jakobinermütze basteln, Zettel zum Ausfüllen „Was bedeutet Demokratie für dich?“. Auf einer Foto-Wand können Besucher in die Rolle der Jakobiner und Revolutionäre schlüpfen und sich fotografieren lassen.
PARTNER
Getragen wird die vom Verein Memor angestoßene Veranstaltungsreihe von einigen Kooperationspartnern: Buchhandlung Bornhofen, Verein Gegen Vergessen – Für Demokratie, Gymnasium Gernsheim, Kunst- und kulturhistorischen Verein, Schöfferstadt Gernsheim und Verein der Freunde des Gymnasiums. Alle Veranstaltungen sind öffentlich bei freiem Eintritt. (bge)
Fortgesetzt wird die Reihe am Donnerstag, 6. Februar, um 9.15 Uhr in der Aula des Gymnasiums Gernsheim. „Die Mainzer Republik – frei leben oder sterben“ heißt das Ein-Personen-Theater von und mit Tino Leo. Der Schauspieler nimmt die Zuschauer mit auf eine spannende Reise zum ersten demokratischen Gehversuch auf deutschem Boden. Er stellt dabei außergewöhnliche und mutige Persönlichkeiten vor, die sich 1792/93 für die Menschen- und Freiheitsrechte einsetzten.
Eine Hauptrolle in dem Stück hat der Gernsheimer Revolutionspoet Friedrich Lehne. Ihm, dem enthusiastischen Unruhegeist, leiht Leo ebenso die Stimme wie dem 1793 hingerichteten Revolutionär Adam Lux oder General Custine, der die Festung Mainz im Oktober 1792 nahezu kampflos einnahm. Das Republik-Panorama Leos soll sperrige Geschichte für jedermann verständlich machen.
Als Finissage zur Ausstellung bietet Lucia Bornhofen am Mittwoch, 25. März, um 19 Uhr in der Oase des Gymnasiums Gernsheim eine kleine literarische Entdeckungsreise an. Sie führt von der Mainzer Republik via Hambacher Fest und Büchners hessischem Landboten zur Revolution 1848. Dabei kommen Lehne, Lenau, Wirth, Siebenpfeifer, Heine, Pfau, Gutzkow, Börne, Nikolaus Becker, Herwegh, Hoffmann von Fallersleben und Kalisch zu Wort.
