Alfredo Hechavarria spielt Gitarre

Der Musiker Alfredo Hechavarria hat kubanische Wurzeln und verarbeitet persönliche Erfahrungen.Foto. Vollformat/Marc Schüler  Foto:

Wo sonst die Töne der Orgel im Kirchenschiff der barocken Pfarrkirche Sankt Maria Magdalena erklingen, da füllte am Freitagabend die Musik des Gitarristen Alfredo Hechavarria...

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GERNSHEIM. Wo sonst die Töne der Orgel im Kirchenschiff der barocken Pfarrkirche Sankt Maria Magdalena erklingen, da füllte am Freitagabend die Musik des Gitarristen Alfredo Hechavarria den Raum. Gemeindereferent Markus Kiefer hatte das Konzert des seit 2003 bei Mainz lebenden Künstlers ermöglicht. Während manche noch draußen den lauen Maiabend genossen, entführte der Musiker sein Publikum in die Welt selbst komponierter Stücke, bei denen oft seine kubanischen Wurzeln zu spüren waren. Er selbst bezeichnet seine Musik als ein Crossover aus verschiedenen Stilrichtungen, bis hin zur Popmusik.

Verbotene Begegnung mit dem Christentum

Er begann den musikalischen Abend mit einer eigenen Komposition – Esperanza, Hoffnung. Die fast liedhafte Melodie wurde bei anderen Stücken durch eher assoziative Tonfolgen ersetzt. Die Klänge seiner Kindheit hatte er in den Stücken Guajira 1 und 2 verarbeitet und das Publikum konnte dabei von einem karibischen Sommer träumen. Hechavarria erzählte, wie in dem kommunistischen Kuba das Lesen der Bibel verboten war. Und wie für viele Kinder übte das Verbotene auf ihn einen besonderen Reiz aus. Aus dieser Begegnung mit dem Christentum habe er vor 27 Jahren das Stück „Genesis“ (Schöpfung) komponiert und ließ bei den Klängen das Publikum ebenfalls die Macht von schöpferischem Tun spüren.

Eine weitere persönliche Erfahrung hatte er bei „New Light“ (neues Licht) verarbeitet, das er vor zehn Jahren komponiert hatte, inspiriert von der Geburt seines Sohnes Joel. An dem Abend in Gernsheim war Joel für die fotografische Dokumentation für seinen Vater zuständig.

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Von Leo Browner stammte das Stück „Ein Tag im November“. Browner sei ein zeitgenössischer Komponist für klassische Gitarrenmusik, so Hechavarria. Er ließ die Melancholie des endenden Herbstes durch getragene Töne entstehen und die Wehmut beim Anblick fallender Blätter.

In den bunten Mix aus konzertanter Musik verschiedener Stilrichtungen reihte sich auch die Milonga von Jorge Cardosa ein und brachte die Zuhörer von der Melancholie des Herbstes zu den Tänzen Argentiniens. Fragile – zerbrechlich – hieß ein weiteres Musikstück, bei denen er Kompositionen anderer Künstler, hier war es Sting, in ein eigenes Arrangement transferiert hatte.

Das meiste habe er von 27 Jahren komponiert, erzählte der Musiker. Ursprünglich war er Bassist und hatte in verschiedenen Bands mitgespielt. Dann aber entdeckte er seine Liebe zur Konzertgitarre. Ganz aktuell habe er das Stück „Sehnsucht“ komponiert. Das sei noch nicht ganz fertig, „aber das spiele ich jetzt für euch“, sagte er und wollte damit den Abend beenden. Doch auch wenige Zuhörer können lautstark eine Zugabe fordern, wenn es ihnen gefallen hat. Er spielte Johann Sebastian Bachs berühmte Air der Orchestersuite D-Dur, entstanden um 1730, die zu einem der beliebtesten Barockstücke gehört. In der Version des Gitarristen vereinte sie die Eleganz höfischer Barockmusik mit der Leichtigkeit des Gitarrenspiels und bildete einen gelungenen Abschluss des Abends.