Schauspielerin Elisabeth Förster gibt Luthers Ehefrau in Büttelborn ein Gesicht
Von Charlotte Martin
In die Rolle der Katharina von Bora, Luthers Ehefrau, schlüpft Schauspielerin Elisabeth Förster in der evangelischen Kirche von Büttelborn. Foto: Vollformat/Robert Heiler
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BÜTTELBORN - „Bin ich dir nicht ein treues Weib, Martinus? Bin ich nicht gehorsam genug?“: Elisabeth Förster gab am Sonntagabend der Frau Martin Luthers ein ergreifendes Gesicht
Katharina von Bora, die „entsprungene Nonne“, die mit dem Reformator 1524 die Ehe einging – „Wir waren nicht verliebt und in Hitze, doch hatten wir Achtung voreinander“, steht historisch im Hintergrund des berühmten Theologen, wird bisweilen gar als die zungenfertige, geschäftstüchtige Hälfte des Paars mit Herabsetzung erwähnt. Doch die in Dieburg lebende Elisabeth Förster, die nach Schauspielunterricht seit Jahren mit Soloprogrammen, die oft starke Frauen der Jahrhunderte würdigen, unterwegs ist, plädiert für Hochachtung vor der „Lutherin“.
Zweifel an der Vertröstung aufs Himmelreich
Dies gelingt ihr, indem sie das Leben Katharina von Boras auf dem Hintergrund ihrer Zeit, die für Frauen kaum Bildung und lediglich die Wahl zwischen Kloster- und Eheleben bereithielt, anschaulich macht. Mit einem gut recherchierten, selbst verfassten Text und in zeittypischer Tracht mit ausladender Haube und hohem Kragen am züchtigen Kleid, trat Förster in der gut besuchten evangelischen Kirche vors Publikum. Sie verlieh Katharina von Bora mit einem monologischen, fiktiv an ihren „Martinus“ gerichteten Text, eine starke Stimme.
Das Konterfei Luthers auf dem Altar, erzählte diese Katharina von Bora, beiläufig hauswirtschaftliche Tätigkeiten verrichtend, ihr Leben: „Ich bin eine helle Sächsin und nicht auf den Mund gefallen.“ 1499 geboren und als Fünfjährige nach dem Tod der Mutter zu den Klosterfrauen gegeben, zur „Artigkeit“ erzogen, wobei es „zur Heiligkeit“ nicht gereicht habe, zu „besserwisserisch“ sei sie, erzählte sie, wie Luthers Idee der Reformation auch das Klosterleben durcheinanderwirbelte. Freiheitliches Gedankengut erlaubte erstmals Zweifel an religiöser Vertröstung aufs Himmelreich.
In die Rolle der Katharina von Bora, Luthers Ehefrau, schlüpft Schauspielerin Elisabeth Förster in der evangelischen Kirche von Büttelborn. Foto: Vollformat/Robert Heiler Foto: Vollformat/Robert Heiler
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„Ich war nicht bestimmt zur Nonne, sondern zur Mutter von sechs Kindern“, lässt Förster ihre Katharina von Bora sagen. Das harte, oft karge Leben, in dem ihr zwei Töchter früh verstarben, in dem sie den von Waisenkindern, Studenten, Theologen sowie Armen stets überfüllten Haushalt führte, Landwirtschaft und Viehzucht betrieb, wird in zeittypischer Sprache dargelegt. Und die Lutherin begehrt durchaus auf, ist sich ihres Wertes bewusst: „Deine Käthe wird’s schon richten. Darauf vertraust du“, wirft sie ihrem Mann, dem Gelehrten, keck entgegen. Und: „Das Haus ist eine ständige Baustelle. Wie soll ich alle satt kriegen? Wo nehme ich das Kostgeld her?“ Auch vom Wert der Frau, die im Mittelalter zur Unterordnung unter den Mann verdammt war, schweigt sie nicht: „Welcher Mann vermag sein Tagwerk zu schaffen ohne die Hilfe und das Zutun der Frau?“. Und dennoch: Treu hielt sie „ihrem Doktor“ den Rücken frei, was sie nicht davor bewahrte, auch nach dessen Tod 1546 ein schweres Leben führen zu müssen: Kampf mit Vormunden um ihr Recht und Erbe als „Wittfrau“ sowie Krieg und Pest setzten ihr zu. „Ach, Martinus, hast mich das Lachen gelehrt und ich dich das Wirtschaften. Bist mir der Liebste und Teuerste geworden“, sagt Försters Katharina von Bora kurz vor dem eigenen Tod im Jahr 1552, und drückt das Bildnis des Reformators ans Herz.
TERMIN
Die Schauspielerin und Rezitatorin Elisabeth Förster ist am Sonntag, 21. Mai, erneut Gast der Generationenhilfe Büttelborn sowie der evangelischen Kirche: Um 16.30 Uhr gibt es einen „Literarischen Spaziergang zur Rose“ mit Gedichten, Geschichten und Liedern. (lot)
Der Beifall in der evangelischen Kirche war groß, Dank galt der Generationenhilfe mit Hannelore Kemper-Shishko, die Elisabeth Förster im Lutherjahr eingeladen hatte.