Für deutlich mehr Lärm sorgt die Lufthansa in Büttelborn, weil ihre Maschinen vom Frankfurter Flughafen in deutlich flacherem Winkel als früher starten und dadurch weniger schnell an Höhe gewinnen. Archivfoto: Hans Dieter Erlenbach
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BÜTTELBORN - Das Flachstartverfahren der Lufthansa hat Büttelborn um vier Dezibel höhere Lärmwerte und damit eine Verdoppelung des Fluglärms gebracht. Das sagte Bürgermeister Andreas Rotzinger (CDU) im Gespräch mit dieser Zeitung. Der Bürgermeister hat nun in einem Schreiben die Fluglärmkommission aufgefordert, sich für eine Änderung des Startverfahrens einzusetzen.
„Das Verfahren muss dringend überprüft werden“, so Rotzinger. Er hat nach Einführung dieses neuen Abflugverfahrens einen Expertenrat gegründet, dem unter anderem ein pensionierter Lufthansa-Flugkapitän und ein Vertreter der örtlichen Bürgerinitiative, ein Rechtsanwalt und die Fachdienstleisterin Umwelt aus dem Rathaus angehören.
Gutachten in Auftrag gegeben
Den Dialog mit Flughafenbetreiber Fraport und der Lufthansa in dieser Frage beschreibt Rotzinger als zäh. Immerhin habe die Gemeinde nach mehrfachen Forderungen endlich eine Messastelle für den Ortsteil Klein-Gerau bekommen, um den Unterschied zwischen Steil- und Flachstartverfahren zu messen. Die Ergebnisse seien eindeutig. Beim Flachstartverfahren liege der Lärmpegel vier Dezibel höher als beim Steilstartverfahren. Die Messergebnisse seien inzwischen auch dem Umwelt- und Nachbarschaftshaus und dem Forum Flughafen und Region (FFR) vorgelegt worden.
VERSCHIEDENE MÖGLICHKEITEN
Das Flachstartverfahren wurde von der Lufthansa an verschiedenen Flughäfen eingeführt, um beim Startvorgang Treibstoff zu sparen und damit den CO2-Ausstoss zu verringern. Bei diesem Verfahren wird mit deutlich weniger Schub gestartet und nur langsam auf die Reiseflughöhe gestiegen.
Für die direkten Flughafenanrainer werden die Starts dadurch geringfügig leiser, für die weiter entfernten Kommunen aber lauter, weil die Flugzeuge dort noch tiefer als beim Steilstartverfahren fliegen.
Beim Steilstartverfahren wird mit vollem Schub steil auf Reiseflughöhe gestartet, was für die direkten Flughafenanrainer mehr Lärm, für weiter entfernte Kommunen aber weniger Lärm bringt, weil die Flugzeuge dort deutlich höher als beim Flachstartverfahren sind. (ha)
Um die deutliche Mehrbelastung beim Flachstartverfahren zu untermauern, soll jetzt ein Gutachten in Auftrag gegeben werden.
Bürgermeister Andreas Rotzinger betonte, Büttelborn, Worfelden und Klein-Gerau seien bei Starts mit am meisten durch das Flachstartverfahren belastet. Die Fluggesellschaften seien aufgefordert, ein Startverfahren zu wählen, das die Bürger unter Berücksichtigung der vorhandenen Siedlungsstruktur möglichst wenig belaste.
Rotzinger verweist darauf, auch an anderen Flughäfen wie Düsseldorf oder Hamburg, wo die Lufthansa ebenfalls das Flachstartverfahren praktiziere, seien die Lärmwerte in der Region beim Flachstartverfahren gegenüber den steilen Starts deutlich angestiegen. Wegen der vielen Bürgerbeschwerden hat der Hamburger Flughafen die Möglichkeit des Flachstartverfahrens inzwischen deutlich eingeschränkt.
Erzürnt hat den Bürgermeister die Forderung von Fraport, das Nachtflugverbot flexibler zu gestalten und Flugzeuge auch nach 23 Uhr noch starten zu lassen, sofern sie bereits abgefertigt sind. Schon heute gebe es zahlreiche Ausnahmeregelungen vor allem für Ferienflieger, die nach 23 Uhr noch starten oder landen dürften, kritisiert Rotzinger.
Bis einschließlich 15. Oktober gab es rund 550 Landungen nach 23 Uhr und mehr als 330 Starts. Das ist so viel wie in noch keinem Jahr zuvor. Diese werden vor allem mit Wettereinflüssen, teilweise aber auch mit „langen Rollzeiten“ begründet. Jede Ausnahme muss vom Hessischen Verkehrsministerium genehmigt werden. Auf der Internetseite des Ministeriums gibt es unter der Rubrik „Verkehr“ eine umfassende Übersicht über diese Ausnahmen.
Die Lufthansa sieht im Flachstartverfahren Vorteile und hat nach eigenen Angaben durch Messungen herausgefunden, dass der Lärmpegel um bis zu 0,5 Dezibel sinkt und in einigen Regionen um nicht mehr als 0,5 Dezibel steigt.
Flughafenbetreiber Fraport wartet derzeit auf Messerergebnisse, die durch das Forum Flughafen und Region (FFR) und das Umwelt- und Nachbarschaftshaus (UNH) erstellt werden. Erst dann könnten weitere Entscheidungen getroffen werden. Von dort war keine Auskunft zu diesem Thema zu bekommen, da der zuständige Sachbearbeiter Urlaub hat.